• 19.02.2008 14:26

  • von Britta Weddige

Stepney bestreitet alle Vorwürfe

Nigel Stepney beteuert weiter, nie Ferrari-Unterlagen an Mike Coughlan übergeben zu haben, im Sommer hatte er das aber eigentlich schon zugegeben

(Motorsport-Total.com) - Nigel Stepney wäscht in der Spionageaffäre weiter seine Hände in Unschuld und stellt sich als Opfer einer Art Verschwörung dar. Richtig sauer ist der frühere Ferrari-Ingenieur inzwischen auf Ex-McLaren-Mann Mike Coughlan, der mit ihm im Zentrum der Affäre steht. Der hatte die Affäre ins Rollen gebracht, als er bekannte, dass ihm Stepney Ferrari-Dokumente übergeben habe. Und genau das bestreitet Stepney inzwischen vehement.

Titel-Bild zur News: Nigel Stepney

Nigel Stepney beteuert, dass er Mike Coughlan nie Dokumente gegeben habe

Wie berichtet, wurde Stepney gestern drei Stunden lang von der Staatsanwaltschaft in Modena befragt. Dabei beteuerte der Brite erneut, er habe Coughlan, dem früheren Chefdesigner von McLaren, nie Ferrari-Dokumente übergeben. "In der Befragung hat mein Klient den Vorwurf zurückgewiesen, Coughlan das 780-Seiten-Dossier über Ferrari-Projekte gegeben zu haben, damit es an McLaren weitergeleitet wird", wurde Stepneys Anwältin Sonia Bartolini von der 'Gazzetta dello Sport' zitiert. Und weiter: "Sie hatten immer Kontakt, aber es wurden nie geschriebene Dokumente übergeben."#w1#

Anwältin: "Stepney hatte das Dossier nie"

"Es stimmt, dass Nigel und Coughlan sich im vergangenen Frühjahr in Barcelona getroffen haben, weil sie gemeinsam zu Honda wechseln wollten", fuhr die Anwältin fort. "Sie haben ein paar Skizzen auf Papier gekritzelt, das war's. Tatsächlich konnte Nigel die besagten 780 Seiten nur schwer identifizieren, weil er sie nie in Händen hatte. Vielleicht wurde das gesamte Material gestohlen, aber Stepney hat damit nichts zu tun."

"Deshalb ist Stepney über das Verhalten von Coughlan und seine widersprüchlichen Aussagen sehr enttäuscht", erklärte Bartolini weiter. "Dagegen entsprechen die Aussagen Stepney vor der Staatsanwaltschaft denen, die er auch vor der FIA gemacht hat."

Widerspricht sich Stepney selbst?

Interessant ist in diesem Zusammenhang nur, dass Stepney im vergangenen Sommer eigentlich bereits zugegeben hatte, dass eben doch geschriebene Dokumente von seinen in Coughlans Hände weitergewandert sind - eben an jenem besagten 28. April in Barcelona. In einem Schreiben an FIA-Präsident Max Mosley vom 30. August hatte Stepney eingeräumt, bei dem Treffen Ferrari-Dokumente dabei gehabt zu haben.

"Ich hatte auch Ferrari-Dokumente dabei, die ich verwendete, um zu verstehen, ob ich es schaffen kann, vom Chefmechaniker in eine hochrangigere technische Position zu wechseln, für die ich nie ausgebildet wurde. Der Besitz dieser Ferrari-Dokumente war völlig legitim, denn ich war zu dem Zeitpunkt noch Ferrari-Mitarbeiter", hatte Stepney damals an Mosley geschrieben.

"Er nahm ein paar der Dokumente und steckte sie in seine Tasche." Nigel Stepney im August 2007

Und weiter: "Mike sah sich einige Dokumente an und war an ihnen interessiert. Ich habe gesagt, es sei keine gute Idee, dass er sich diese Papiere ansieht. Es war offensichtlich falsch von mir, ihm das zu erlauben. (...) Er nahm ein paar der Dokumente und steckte sie in seine Tasche. Ich habe ihn gefragt, was er damit vorhat, und er sagte, ich solle mir keine Sorgen machen, er habe nichts vor. Wir stiegen dann ins Auto, denn es war an der Zeit, zum Flughafen zu fahren, und im Auto sah er einige weitere Dokumente, die er zu lesen begann. Er nahm sie dann alle und steckte sie in seine Tasche. Ich hielt das für keine gute Idee und sagte ihm, dass er damit nichts tun kann. Er sagte mir, ich solle mir keine Sorgen machen, er werde das Zeug nicht verwenden."

Coughlan immer noch bei McLaren?

Unklar ist allerdings, ob es sich bei den Dokumenten um das ominöse 780-Seiten-Dossier gehandelt hat. Staatsanwalt Giuseppe Tibis will Stepney vorerst jedenfalls nicht mehr befragen: "Er wurde mehr als ausreichend befragt. Er hat kooperiert und alle Fragen beantwortet", sagte Tibis. "Was die anderen Verdächtigen angeht: Es liegt an ihnen, ob sie hier her kommen oder nicht. Ich habe sie schon zu Befragungen eingeladen, vielleicht werde ich ein paar von ihnen im März sehen."

Laut 'Gazzetta dello Sport' könnte es aber noch zu einer gemeinsamen Befragung von Stepney und Coughlan kommen. "Eine solche Konfrontation wäre in Ordnung, Stepney hat nichts zu verbergen", sagte Anwältin Bartolini. "Wenn hier jemand seine Position erklären muss, dann Coughlan. Soweit wir aus Großbritannien erfahren haben, hat er McLaren nie verlassen." Tibis wollte gestern eigentlich auch die McLaren-Führungsspitze befragen, doch das Treffen wurde auf unbestimmte Zeit verschoben.