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  • 16.09.2017 23:01

  • von Norman Fischer & Dominik Sharaf

Singapur: Warum Bottas langsamer als Hamilton ist

Mercedes hat in Singapur unübersehbare Probleme, doch bei Valtteri Bottas sind diese noch einmal ungleich größer: Daran krankt es beim Finnen

(Motorsport-Total.com) - Dass Mercedes in Singapur nicht mit der direkten Konkurrenz mithalten kann, ist kein Geheimnis und war selbst von den Silberpfeilen so erwartet worden. Doch dass Valtteri Bottas Teamkollege Lewis Hamilton derart unterlegen ist und noch größere Probleme zu haben scheint, das sorgt auch im Team für großes Rätselraten. In Zahlen ausgedrückt fehlt dem Finnen auf dem Marina Bay Street Circuit stets mehr als eine halbe Sekunde.

Titel-Bild zur News: Valtteri Bottas

Valtteri Bottas erlebt derzeit ein ganz schwieriges Wochenende Zoom

Für Bottas kommt die Schwächephase zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Eigentlich wollte er Boden im WM-Kampf gutmachen, um nicht gänzlich aus der Rechnung zu fallen. Sonst droht ihm das Schicksal der Nummer 2: Motorsportchef Toto Wolff hatte bereits angekündigt, dass sich Mercedes auf einen Fahrer festlegen möchte, um die Chancen im Titelkampf zu erhöhen. Doch seit der Sommerpause hat Bottas stets das Nachsehen.

Der Finne gab sich jedoch kämpferisch und wollte mit eigener Leistung dafür sorgen, dass er weiter um den Titel fighten kann. Mit Leistungen wie in Singapur wird das jedoch nichts: Im Qualifying fehlten ihm heute fast sieben Zehntelsekunden auf Hamilton - selbst Nico Hülkenberg im Renault ist mit zwei Zehntelsekunden Rückstand näher an ihm dran. Das Wochenende ist bislang eine einzige Katastrophe.

Bislang konnte Bottas in dieser Formel-1-Saison eigentlich besser damit umgehen, wenn der Mercedes nicht optimal gepasst hat, doch in Singapur ist das anders. "Ich habe das ganze Wochenende fehlenden Grip an der Hinterachse. Ich habe das Set-up von Lewis probiert, doch es gab keine Chance, dass ich es fahren konnte", übt sich der Mann aus Nastola in Erklärungsversuchen.

Sein Problem: "Ich muss das Rutschen und den Wheelspin stärker kontrollieren als ich will - und dann ist die Pace langsam", erklärt er. Wenn er es dann härter versucht, wird es noch schlimmer. Bei Mercedes versucht man viele Lösungsansätze - teilweise aus Verzweiflung, weil man ohnehin fernab der Pace war. Im dritten Training ging man beispielsweise komplett in die falsche Richtung und wusste danach zumindest, dass man in die andere Richtung gehen muss.

Am Ende des dritten Trainings hatte man zumindest eine Einstellung gefunden, mit der das Auto für Bottas fahrbar war. Vor dem Qualifying grub man trotzdem noch einmal eine große Veränderung aus. "Es war ein bisschen blind", erklärt Bottas. "Aber wir mussten es aber machen, weil es sonst keinen Weg gab, um die Top 3 zu kämpfen." Den gab es letztlich zwar auch für Hamilton nicht, doch Bottas musste einsehen, dass er auch nicht mehr herausholen konnte, was ihn wurmt: "Die Lücke zu Lewis ist zu groß", hadert er.

Und obwohl es das gleiche Auto wie in Monza ist, fühle es sich für ihn definitiv wie ein völlig neuer Wagen an. Asphalt, Temperaturen, Bedingungen, Einstellungen sind anders als in Monza oder selbst vergleichbaren Strecken wie Sotschi, und wenn man dann anfangen muss, Kompromisse einzugehen, wird es noch schlimmer.

Da ist es wenig verwunderlich, dass Bottas morgen nicht gerade mit großer Zuversicht ins Rennen startet. "Ich weiß, dass ich keinen großen Performance-Vorteil gegenüber den anderen haben werde", sagt er, versucht aber, sich neu einzustellen und jede Chance zu nutzen. "Es ist enttäuschend, so weit weg zu sein, aber ich hatte noch nie Probleme damit, mich für einen neuen Tag zu resetten", so Bottas. "Es hilft nichts, wenn wir über die Probleme des Vortages nachdenken."