• 12.08.2005 13:13

  • von Fabian Hust

"Setup-Exot" Jacques Villeneuve

Sauber-Pilot Jacques Villeneuve geht in Bezug auf das Setup seines Autos im Vergleich zu den anderen Fahrern seinen eigenen Weg

(Motorsport-Total.com) - Fünf Jahre fuhr Jacques Villeneuve im BAR der Konkurrenz hinterher und auch nach seiner Auszeit von etwas weniger als einem Jahr fiel dem Ex-Weltmeister das Comeback während den drei Saisonrennen für Renault Ende der Saison 2004 nicht leicht. Ebenso harzig verlief für den Kanadier der Saison-Anfang im Sauber-Team. Der 34-Jährige fuhr seinem Teamkollegen Felipe Massa mehr als nur deutlich hinterher.

Titel-Bild zur News: Jacques Villeneuve

Wenn es ums Abstimmen geht, setzt Villeneuve auf vertraute Ansätze

Natürlich ist es schwierig, anhand von Rundenzeiten in der Qualifikation oder im Rennen einen fairen Vergleich der Leistung der Fahrer durchzuführen, schließlich wirken sich Reifenwahl, Spritmenge und zahlreiche andere Faktoren deutlich auf die Rundenzeiten aus. Aber zumindest lassen sich die schnellsten Rennrunden in diesem Jahr besser als Analysebasis heranziehen, schließlich dürfen die Piloten beim Tankstopp keine neuen Reifen mehr aufziehen.#w1#

Auf die bisherige Saison gesehen fehlten Jacques Villeneuve im Schnitt 0,393 Sekunden auf die schnellste Rennrunde seines Teamkollegen - das ist im Vergleich zu einigen anderen Teamkollegen nicht übermäßig viel. Doch gerade zu Saisonbeginn war der Abstand zu groß, in den ersten fünf Rennen betrug er 0,606 Sekunden.

Sein "Hoch" hatte Villeneuve bei den Rennen in Monaco, auf dem Nürburgring, Kanada und in Frankreich, wo ihm im Schnitt nur 0,009 Sekunden auf seinen brasilianischen Teamkollegen fehlten. Das Rennen in Monte Carlo war zudem das bisher einzige in dieser Saison, in dem er eine schnellere Rennrunde (-0,317 Sekunden) fahren konnte.

Abgesehen vom letzten Rennen in Ungarn, als "JV" nur 0,070 Sekunden auf die schnellste Rennrunde von Massa fehlten, gab es bei den Rennen in Silverstone (+0,744) und auf dem Hockenheimring (+0,834) noch einmal einen "Rückschlag". Der Blick auf die WM-Tabelle fällt mit 8:6 Punkten, Vorteil Massa, nicht so dramatisch aus wie das Qualifying-Duell, wo es - mit Berücksichtigung des 1. Qualifyings zu Beginn der Saison - 15:4 steht.

Dass Jacques Villeneuve vor allem zu Saisonbeginn regelmäßig hinterherfuhr, begründete der Kanadier mit der Tatsache, dass er Probleme hatte, das Auto wunschgemäß abzustimmen, seine Abneigung gegen die elektronischen Hilfen und die Tatsache, dass das Sauber-Team scheinbar seine Wünsche nicht umsetzen wollte, weil man von ihnen nicht überzeugt war.

"Natürlich hat er Präferenzen, wie jeder Fahrer", spricht Renningenieur Giampaolo Dall'Ara in einem Interview mit dem 'emagazine' der 'Credit Suisse' das Setup-Thema an. "Wirklich neu für mich war aber die Tatsache, dass er es nicht mag, in jedem Rennen einen anderen Wagen fahren zu müssen. Wie sie wissen, stellt jede Strecke ganz spezifische Anforderungen an das Auto. Deshalb lautete meine Philosophie - und die des Teams - bisher stets: Das Auto wird aufgrund der Streckencharakteristik abgestimmt. Der Pilot ist dabei ein Handwerker, dessen Aufgabe einfach darin besteht, mit dem so abgestimmten Auto so schnell wie möglich zu fahren."

Doch dieses "Vorsetzen" eines abgestimmten Autos passte Jacques Villeneuve überhaupt nicht. "Bei ihm gibt es ein paar fixe Einstellungen, an denen man nicht rütteln darf, egal, ob man nun in Monaco oder Monza fährt. Das war absolut neu für mich, doch es scheint, dass es funktioniert: Wir werden von Rennen zu Rennen schneller. Am Anfang hatten wir etwas mehr zu kämpfen, dann wurde das Auto schneller, gleichzeitig verbesserte sich auch unsere Zusammenarbeit."

Für den Italiener ist es normal, dass man zu Saisonbeginn kämpfte, schließlich musste man den neuen Fahrer erst kennen lernen und der Pilot sein neues Team. Von Berichten, wonach es schwierig sei, mit Villeneuve zusammen zu arbeiten, will Dall'Ara nichts wissen: "Mit Jacques zu arbeiten ist nicht schwieriger als mit irgendeinem anderen Fahrer, mit dem ich in der Vergangenheit gearbeitet habe. Natürlich ist er ein spezieller Typ. Doch ich mag ihn. Auf der menschlichen Ebene hatte ich bisher nicht ein einziges Problem mit ihm. Er ist sehr ehrlich, er sagt gerade heraus, was er denkt."

Dass Sauber das Auto mithilfe von Computer-Simulationen ständig veränderte, stellte für Villeneuve ein Problem da: "Dieses Konzept funktioniert so lange gut, wie sich der Fahrer wohl fühlt. Doch wenn das System für den Fahrer zu komplex oder unvorhersehbar wird, sodass er kein Vertrauen mehr ins Auto hat oder sogar Angst kriegt, dann muss man das Konzept überdenken. Genau das passierte ein wenig mit Jacques."

Das Team passte die Systeme daraufhin an die Wünsche seines Fahrers an: "Und ich muss zugeben: Jacques gab uns ein paar gute Tipps, wie wir es hinkriegen, dass sich das Auto sicherer und vorhersehbarer anfühlt. Wir passten das System so an, wie er es wollte und machten prompt einen Schritt nach vorne in Sachen Performance."