• 28.10.2011 16:43

  • von Dieter Rencken

Senna: "Einfach wird es nicht"

Renault-Fahrer Bruno Senna spricht über seine ersten Eindrücke aus Indien, über streunende Hunde auf der Fahrbahn und die noch staubige Rennstrecke

(Motorsport-Total.com) - Für Bruno Senna begann das erste Formel-1-Wochenende in Indien mit einem Erfolgserlebnis. Der brasilianische Rennfahrer stellte seinen Renault im Freien Training auf den elften Tagesplatz und verpasste die Top 10 nur um 0,070 Sekunden. Entsprechend zuversichtlich zeigt sich der 28-Jährige vor dem ersten Rennen auf dem Buddh International Circuit, sieht aber vor allem in der staubigen Strecke ein noch großes Fragezeichen. In seiner Medienrunde spricht er ausführlich darüber.

Titel-Bild zur News: Bruno Senna

Bruno Senna fände es gut, wenn der Kurs in Indien einmal ordentlich gekehrt würde

Frage: "Bruno, wie erging es dir am ersten Trainingstag in Indien?"
Bruno Senna: "Es lief prima. Es war ein guter Tag. Ich denke, wir leisteten gute Arbeit. Es war ein anderer Freitag als bei den vergangenen beiden Events, denn wir hatten den Spielraum, um uns den größeren Baustellen an unserem Fahrzeug zu widmen. Wir konzentrierten uns darauf, das Auto optimal einzustellen."

"Das war der große Unterschied zu den beiden vergangenen Rennen. Das macht mir mein Leben deutlich einfacher. Im Hinblick auf den Samstag sind wir sicherlich viel näher an der Region dran, wo wir uns mit dem Fahrzeug einordnen sollten. Wir sollten aber noch ein paar Verbesserungen vornehmen, sofern das möglich ist. Wenn uns das gelingt, müssten wir noch konkurrenzfähiger sein."

Frage: "Siehst du dich hier in den Top 10?"
Senna: "Das hoffe ich. Einfach wird das aber nicht, denn wir konnten sehen, dass speziell Toro Rosso einige gewaltige Fortschritte gelungen sind. Force India scheint ebenfalls sehr konkurrenzfähig zu sein."

¿pbvin|512|4212||0|1pb¿"Es wird weiterhin sehr eng zwischen uns zugehen. Hoffentlich haben wir am Ende die Nase vorne. Im Rennen war unser Tempo meist sehr gut. Deshalb glaube ich, steht uns ein interessantes Rennen ins Haus. Ich hoffe, wir können wieder ein paar Punkte abgreifen."

Hunde auf der Strecke: Das gab's schonmal...

Frage: "Wie lautet dein Urteil zum Buddh International Circuit?"
Senna: "Der Kurs gefällt mir gut. Ich denke, er macht sehr viel Spaß. Das Gripniveau ist schon recht ordentlich. Wir können nun bereits viel besser attackieren. Selbst bei einem kleinen Fehler kommst du ungeschoren davon."

"Zwischen Kurve fünf und Kurve 15 ist die Strecke wirklich sehr unterhaltsam und schnell. Die Höhenwechsel machen den Kurs zu einer tollen Herausforderung. Du hast Schikanen wie in Magny-Cours oder Melbourne, nur sind hier die Scheitelpunkte nicht einzusehen. Das ist ziemlich anspruchsvoll, doch ich mag solche Pisten."

"Kaum zu glauben, dass er schlussendlich auf die Strecke gelangen konnte." Bruno Senna

Frage: "Du bist gewissermaßen ein Experte, was Hunde auf der Rennstrecke anbelangt. Wie sehr beschäftigt es dich, dass es hier in Indien wieder einmal zu einer solchen Situation kam?"
Senna: "Es ist schon sehr witzig. Als wir heute an die Strecke kamen, sah ich genau diesen Hund am Rande des Fahrerlagers herumlaufen."

Frage: "Du versuchtest aber nicht, das Tier über den Haufen zu fahren, oder?"
Senna: "Nein, ich war eh nicht am Steuer. Es war auf jeden Fall genau dieser Hund. Das zeigt, dass ihm niemand wirklich Aufmerksamkeit schenkte."

"Kaum zu glauben, dass er schlussendlich auf die Strecke gelangen konnte. Egal. Sie scheinen das Problem ernst zu nehmen, denn die Session wurde sofort unterbrochen. Man traf die entsprechenden Vorkehrungen. Hoffentlich achtet man ab sofort etwas besser auf solche unwillkommenen Gäste an der Rennstrecke."

Frage: "Im Rennen könnte dergleichen ziemlich gefährlich werden..."
Senna: "Ja. Ich werde sicherstellen, dass dieser Punkt in der Fahrerbesprechung ein Thema sein wird."

Noida als Höhepunkt für die Fahrer

Frage: "Gab es abgesehen von der Hunde-Thematik noch weitere Probleme mit der Strecke?"
Senna: "Nun, der Staub abseits der Linie ist natürlich unheimlich rutschig. Damit hatten wir alle zu kämpfen, denn wenn du nur mit einem Rad neben der Spur bist, dreht dein Reifen durch."

"Überholen ist hier immer ein bisschen ein Albtraum. Die Linie verbreitert sich aber, was eine gute Nachricht ist. In Kurve sechs fährt aber jeder etwas über den Streckenrand hinaus und wirft damit Schmutz auf die Fahrbahn."

"Ich bin gespannt, wie lange die Grasnarbe dort hält." Bruno Senna

"Wenn du dann das nächste Auto bist, fliegst du ab. Das ist recht schwierig. Ich denke, auf der Außenseite von Kurve fünf und in Kurve sechs sollte man nochmals ein bisschen kehren. Jeder, der in Kurve sechs abfliegt, fährt über das Gras weiter, bis er Kurve sieben erreicht. Ich bin gespannt, wie lange die Grasnarbe dort hält."

Frage: "Können die breiten Kurveneinfahrten bei Kurve drei und Kurve vier den gewünschten Effekt haben oder liegt zu viel Staub, als dass Überholen dort möglich wäre?"
Senna: "Wenn es funktionieren soll, müssen sie die Strecke besser säubern. Ich versuchte vor Kurve eins, ein langsameres Fahrzeug zu überholen."


Fotos: Bruno Senna, Großer Preis von Indien


"Ich konnte aber nicht abbremsen. Ich hatte keine Chance, mein Auto zu verzögern. Einfach wird es also nicht. Die Kurven unterscheiden sich aber, was den Radius und die Möglichkeit anbelangt, innen hineinzustechen. Wenn die Strecke aber zu schmutzig ist, ergibt es keinen Sinn."

Senna setzt auf die weichen Reifen

Frage: "Was sagst du zur langgezogenen Rechtskurve? Das ist doch ein echter Hinkucker, oder?"
Senna: "Es ist eine schöne Passage, doch Kurve elf, der zweite Abschnitt dieser Kurve, ist ziemlich schwierig. Du bist dort am Limit unterwegs und die Balance ist ebenfalls an der Grenze. Das macht sehr viel Spaß."

"Die Kurven acht und neun, also direkt vor der angesprochenen Kurve, sind einfach fantastisch. Du fährst blind hinein, sie sind sehr schnell und Fehler sind dort rasch passiert. Raum für Fehler gibt es dort ebenfalls nicht, solltest du an dieser Stelle einmal einen Dreher hinlegen. Das ist klasse. Man leistete sehr gute Arbeit bei dieser Strecke."

"Wäre es sauberer, wäre es noch viel schöner." Bruno Senna

"Ich bin sehr zufrieden. Schade nur, dass es so staubig ist. Wäre es sauberer, wäre es noch viel schöner. Sie müssten die Kehrmaschinen haben, wie sie in Singapur zum Einsatz kamen. Diese Dinger reißen ja schier den Asphalt von der Fahrbahn. Damit wäre der Kurs jedenfalls richtig sauber. Ich glaube aber nicht, dass sie dergleichen hier haben."

"Vielleicht ist das im kommenden Jahr anders, doch das Rennen 2011 könnte aufgrund dieser Umstände etwas langweiliger werden. Ich konnte am Freitag wenigstens keine Gummikügelchen auf der Strecke erkennen. Das ist schon einmal positiv. Die Reifen arbeiten an diesem Wochenende wesentlich besser als zuvor."

Frage: "Wie siehst du die Reifensituation? Wie funktioniert die harte Mischung?"
Senna: "Naja, die härtere Mischung scheint etwas zu hart zu sein. Ich glaube, diese Einschätzung teilen auch die Jungs bei Red Bull und McLaren. Zudem sind diese Pneus deutlich langsamer als die weiche Variante."

Frage: "Es geht also wohl darum, möglichst lange mit weichen Reifen zu fahren..."
Senna: "Die weiche Mischung scheint sehr haltbar zu sein. Ich glaube nicht, dass jemand größere Probleme mit dem Reifenverschleiß hat, doch da müssen wir abwarten."