Sebastian Vettel: Ein Schumacher-Ferrari fehlt noch in der Sammlung

Sebastian Vettel erklärt, warum er sich so stark für einen nachhaltigen Motorsport engagiert - In seiner persönlichen Sammlung hätte er gerne noch den Ferrari F2004

(Motorsport-Total.com) - Aus der Formel 1 ist Sebastian Vettel am Ende der Saison 2022 zurückgetreten. Das heißt aber nicht, dass der viermalige Weltmeister dem Motorsport komplett abgeschworen hat - im Gegenteil. Erst am Wochenende war Vettel wieder im Formel-1-Boliden unterwegs.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel im Williams FW14B von Nigel Mansell

Der Williams FW14B von Nigel Mansell stammt aus Vettels Privatsammlung Zoom

Beim legendären Goodwood Festival of Speed steuerte der Deutsche den McLaren MP4/8 von Ayrton Senna aus der Formel-1-Saison 1993 über die Strecke. Die Besonderheit: Auch dieser Bolide wurde erneut mit nachhaltigem Kraftstoff betrieben.

Bereits 2022 hatte Vettel in Silverstone eine Demofahrt im Williams FW14B von Nigel Mansell mit CO2-neutralem Benzin absolviert. "Die Hauptidee ist, zu zeigen, dass man Spaß haben kann, aber auf eine verantwortungsvollere Weise", erklärt Vettel.

"Die Welt verändert sich. Das ist etwas, das vielleicht noch nicht jeder in vollem Umfang verstanden hat, aber es geschieht und wird immer mehr geschehen", betont Vettel und stellt klar: "Ich liebe den Motorsport, und ich möchte, dass es ihn weiterhin gibt."

Genau darum setze er sich mit Aktionen wie "Race without Trace" für mehr Nachhaltigkeit im Motorsport ein. "Es wäre schade, wenn Goodwood als Veranstaltung verschwinden würde oder wenn die Formel 1 verschwinden würde, und das ist meiner Meinung nach eine Bedrohung", betont er.

Nachhaltiges Benzin sei "eine Alternative", so Vettel, der gesteht: "Es ist vielleicht nicht die vollständige Antwort, aber ich denke, es geht in diese Richtung, und die Idee ist natürlich, dass man Kraftstoffe in einem Labor synthetisch herstellt, anstatt Öl aus dem Boden zu pumpen, um Kraftstoff herzustellen."

Vettel: Veränderung im Motorsport wird "unvermeidlich" sein

"Viele Leute wissen nicht, dass es so etwas gibt, und viele Leute wissen nicht, dass es für den Rennsport und für den Motorsport wahrscheinlich unvermeidlich ist, umzusteigen, sonst werden all diese Autos eines Tages verschwinden, und das wäre sehr schade", so Vettel.

Der langjährige Formel-1-Pilot betont, man könne vor dem Problem nicht davonlaufen. "Wenn man die Dinge ins rechte Licht rückt, ist das, was auf der Rennstrecke passiert, und das, was in der Formel 1 passiert, wahrscheinlich gar nicht wichtig", betont er.

Vettel stellt klar: "Der Motorsport liegt mir wirklich am Herzen. Er hat mich in meinem Leben erfüllt, und ich sehe viele junge Kinder aufwachsen, die das Funkeln in den Augen haben und sich auf den Rennsport freuen, vielleicht auf eine Karriere im Rennsport."

"Und es wäre schade, wenn sie nicht die gleichen Chancen bekommen würden", so Vettel, der betont: "Wenn man nicht ganz wegschaut, sieht man, dass die Klimakrise schon heute viele Menschen an vielen Orten der Welt betrifft." Und auch auf die Formel 1 habe das bereits Auswirkungen.


Fotostrecke: Goodwood: Schumacher, Vettel und Co. beim Festival of Speed 2023

Er erinnert: "Imola wurde [in diesem Jahr] abgesagt. [Am Samstag] wurde die Veranstaltung [in Goodwood] abgesagt. Ich denke, es gibt einen direkten Zusammenhang zwischen extremen Wetterbedingungen und der sich verändernden Welt, der Erwärmung der Welt."

Vettel: Probleme für die Formel 1 schon jetzt "real"

"In diesem Jahr war das Rennen in Miami gefährdet, weil [die Stadt] zwei oder drei Wochen zuvor überschwemmt wurde und die Strecke unter Wasser stand. Es hätte also abgesagt werden können, wenn es drei Wochen später passiert wäre", so Vettel.

"Es gab die Waldbrände in Kanada", nennt er ein weiteres Beispiel und erklärt, wenn die Situation schlimmer gewesen wäre, "wäre Montreal wahrscheinlich aus dem Kalender gestrichen worden." Die Klimakrise sei daher "eine reale Bedrohung", so Vettel.

"Es könnte sein, dass im nächsten Jahr keines der Rennen bedroht ist. Aber so funktioniert es nicht. Man muss sich nur klarmachen, dass sich die Welt verändert und dies Auswirkungen auf unser Leben hat", erklärt der viermalige Weltmeister.

"Und es ist nicht so sehr eine Bedrohung oder ein Risiko, dass sich Leute an einem Renntag oder vielleicht in Goodwood auf die Strecke kleben. Ich denke, es ist eher eine Bedrohung, dass die Regierungen irgendwann nach Dingen suchen, die sie einschränken und verbieten können", betont Vettel.


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"Und vielleicht ist der Motorsport bedroht und könnte eines dieser Dinge sein. [...] So weit denke ich, und ich möchte nicht, dass das passiert", erklärt Vettel seine Beweggründe. Denn er wünsche sich, dass der Motorsport eine (nachhaltige) Zukunft habe.

Vettel zwischen Goodwood und Segelwettbewerb

Übrigens: Sowohl der Senna-McLaren als auch der Mansell-Williams stammen aus Vettels privater Sammlung. Auf Nachfrage erklärt er, dass in dieser noch ein Formel-1-Auto seines großen Idols Michael Schumacher fehle.

"Und 2004 ist in meinem Kopf als das schönste Auto, das er gefahren ist, hängen geblieben", so Vettel, der "sehr, sehr happy" wäre, irgendwann einen Ferrari F2004 sein Eigen nennen zu können. "Aber [diese Autos] werden immer teurer", lacht er.

Auch an diesem Wochenende wird Vettel wieder aktiv sein, allerdings nicht auf vier Rädern. Sein Segelteam wird am 23. und 24. Juli in Los Angeles an den Start gehen. Vettel selbst wird dabei erstmals auf dem F50-Katamaran im Training mitfahren.

"Ich freue mich, in LA mit dem Team an Bord zu sein und mit bis zu 100 km/h über das Wasser zu fliegen. Vorher muss ich ein spezielles Sicherheitstraining machen, damit ich mich auf dem Boot auch bewegen darf und nicht nur Ballast bin", verrät Vettel.

"Das wird bestimmt eine neue Erfahrung, wenn das Team so direkt um einen herum ist und man nicht nur über Funk kommuniziert", so der Deutsche. Auch nach der Formel-1-Karriere dreht sich in Vettels Welt also noch immer vieles um Rennsport und hohe Geschwindigkeiten.

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