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  • 24.08.2011 10:49

"Schumi, Fritten und Bier, dafür sind wir hier!"

Und nebenbei wird noch ein wenig Formel 1 gefahren: Vorschau auf den Grand Prix von Belgien in Spa-Francorchamps - 20 Jahre "Schumi"

(Motorsport-Total.com) - Eine Umfrage unter den Rennfahrern würde ergeben: Spa-Francorchamps ist die beliebteste Strecke im Formel-1-Kalender. Die Mehrheit der Piloten fährt gerne auf der "Ardennen-Achterbahn", die Fans lieben den Kurs gleichermaßen.

Titel-Bild zur News: Spa-

Die Senke Eau Rouge ist die wohl berühmteste Kurve im Formel-1-Zirkus

Die belgische Rennstrecke - nur eine gute Autostunde von der Heimat von Michael Schumacher entfernt, 50 Kilometer südlich von Aachen an der belgischen Grenze gelegen - ist ein Kurs der "alten Garde". Die aufregende Kombination aus schnellen Kurven, Bergab- und Bergaufstücken sowie die traumhafte Lage inmitten der Ardennen machen das besondere Flair der Rennstrecke aus.#w1#

Mit einer Länge von 7,004 Kilometern ist Spa-Francorchamps - oder "Spa", wie man kurz und bündig sagt - die längste Strecke im Rennkalender. Neben Monte Carlo gehört der belgische Kurs zu den ausgesprochenen Fahrerstrecken. Gerade die herausfordernden Kurvenkombinationen trennen in Belgien die Spreu vom Weizen. "Spa unterscheidet die Männer von den Buben", meinte einst Denny Hulme, Weltmeister von 1967.

Regenschlachten mit großen Folgen

Richtig aufregend wird es in Spa, wenn der typische Ardennenregen niedergeht. Ein ganzes Wochenende ohne einen einzigen Regentropfen hat auf dem Kurs, der zum Teil aus öffentlichen Straßen besteht, Seltenheitswert. Im Schnitt ist jedes dritte Rennen ein Regenrennen. Und da die Strecke mitten in einer Berglandschaft liegt und zudem auch noch so lang ist, kann es vorkommen, dass ein Teil der Piste nass ist, ein anderer die Piloten hingegen mit Sonnenschein verwöhnt.

Das spektakulärste Regenrennen fand 1998 statt. Eine feuchte Strecke und leichter Regen zwangen die Fahrer dazu, beim ersten Start auf Regenreifen zu setzen. Ferrari-Pilot Michael Schumacher auf Startposition vier gehörte zu den wenigen Fahrern, die das Risiko eingingen, auf Intermediates zu starten. Der Start verlief reibungslos, doch auf der Geraden nach La Source kam es zur bisher größten Massenkarambolage in der Geschichte der Formel 1.

Spa-Francorchamps 1998

1998 krachte es nach dem Start in Spa-Francorchamps heftig Zoom

Auslöser war der damalige McLaren-Mercedes-Pilot David Coulthard, der nach einer Berührung eines Gegners quer über die ganze Strecke rutschte, in die Boxenmauer einschlug, zurückgeschleudert wurde und dadurch weitere Autos in eine Karambolage zwang. Durch die starke Gischt behindert konnten viele Fahrer nicht ausweichen, da sie die Gefahr zu spät erkannten, und rasten in das Chaos hinein. Sage und schreibe 13 Fahrzeuge hatten nachher nur noch Schrottwert.

Zahlreiche Reifen flogen durch die Luft, verfehlten einen Zuschauer am Kopf nur ganz knapp, und auch die Fahrer in ihren offenen Cockpits wurden teilweise von den Geschossen nur mit viel Glück nicht getroffen - nach dem Rennen entschied man sich aus diesem Grund, ab der folgenden Saison Halteseile einzuführen, die das Wegfliegen der Räder verhindern sollen. Außerdem werden Regenrennen seitdem hinter dem Safety-Car gestartet, wenn dies die Bedingungen erfordern.

Unfallschrecken in Spa

Auch in den Jahren danach machte Spa dem Ruf alle Ehre, eine gefährliche Rennstrecke zu sein. Weil er in der Regengischt nichts sah, krachte Michael Schumacher 1998 in Führung liegend mit voller Wucht dem überrundeten David Coulthard in das Heck. 1999 flogen die BAR-Piloten Jacques Villeneuve und Ricardo Zonta in der Eau Rouge bei rund 280 km/h ab, überschlugen sich mehrfach und kamen wie durch ein Wunder unverletzt davon. "Ich habe Eau Rouge überlebt", kritzelte Villeneuve an jenem Tag auf seine Autogramme.

¿pbvin|512|3994||0|1pb¿Zahlreiche weitere Piloten machten in den vergangenen Jahren unliebsame Begegnungen mit den Leitplanken, doch auch wenn die Autos wie im Jahr 2000, als Giancarlo Fisichella im Warmup mit seinem Benetton "auf dem Dach" liegen blieb, völlig zerstört wurden, kamen die Fahrer meist mit einem blauen Auge davon. "Eau Rouge kann man am ehesten mit einem Starfighter vergleichen", so Ex-Formel-1-Pilot Gerhard Berger. "Du fährst erst runter, wobei du den Magen spürst, dann wieder hoch. Wenn du unten in der Senke bist, siehst du überhaupt nichts - nur den Himmel. Dort den Gasfuß durchgedrückt zu lassen, ist das Geilste, was es gibt."

2001: Horrorcrash von Luciano Burti

Ein weiterer Horrorcrash mit glimpflichem Ausgang ereignete sich 2001. Mit rund 300 Stundenkilometern kam Prost-Pilot Luciano Burti nach einem gescheiteren Überholversuch an Eddie Irvine kurz vor der Blanchimont-Kurve von der Strecke ab und rutschte mit noch rund 250 km/h in die Reifenstapel.

Der Brasilianer war seinem irischen Rivalen in das Heck gefahren und hatte sich dabei den Frontflügel abgefahren. Dadurch fehlte Burti auf der Vorderachse der Anpressdruck und so raste er fast ohne Lenk- und Bremswirkung auf die Reifenstapel zu. Wie durch ein Wunder kamen beide Fahrer nach dem heftigen Einschlag bis auf Prellungen unverletzt davon - die ersten Bilder ließen Schlimmeres befürchten.

Luciano Burtis Auto

Luciano Burti hatte einen aufmerksamen Schutzengel an Bord Zoom

Bereits in den 1950er-Jahren galt Spa als Mutstrecke. Durch ihre zahlreichen Vollgaskurven und ungesicherten Waldabschnitte gab es viele Unfälle, so auch am 19. Juni 1960: An diesem Tag kam der Lotus-Pilot Alan Stacey, der an einer körperlichen Behinderung litt, beim Großen Preis von Belgien ums Leben. Ein Vogel traf ihn bei voller Fahrt am Visier, er verlor daraufhin die Kontrolle über seinen Lotus 18, der in Flammen aufging. Trotz sofortigen Lösch- sowie Rettungsmaßnahmen kam jede Hilfe zu spät. An diesem Sonntag verunglückte sein Landsmann Chris Bristow ebenfalls tödlich.

Streckensicherheit in Frage gestellt

In den Kurven, in denen sich in der Vergangenheit die meisten Unfälle ereignet haben, hat man in den letzten Jahren die Auslaufzonen vergrößert oder durch Asphaltflächen ersetzt, um das Risiko zu senken. Dennoch halten einige Fahrer die Strecke für nicht mehr zeitgemäß.

Als atemberaubend gelten vor allem zwei Kurven. Zum einen zählt dazu die Eau Rouge, eine Senke, die mit rund 300 km/h angefahren wird. Wenn die Fahrer einlenken müssen, führt die Strecke steil nach oben, was die Autos leicht werden lässt. Oft beschreiben die Piloten das Gefühl, in die Sitze gedrückt zu werden, mit Achterbahnfahren. Seitdem die Formel 1 mit V8-Motoren fährt, hat dieser Streckenabschnitt viel an Reiz verloren, geht er doch nun locker voll.

Dennoch erfordert die ansteigende Rechtskurve höchsten Einsatz und Präzision. Die Fahrer müssen hier so schnell wie möglich durchkommen, um auf der anschließenden Geraden in Richtung Les Combes, auf der rund 315 km/h erreicht werden, den maximalen Speed zu erzielen. Wer gut aus Eau Rouge herausbeschleunigt, hat eine Chance, beim Anbremsen der folgenden Rechtskurve das vor ihm liegende Auto zu attackieren. In Eau Rouge wirken starke Fliehkräfte von über fünf g und beim Durchfahren der Senke in den folgenden, 18 Prozent steilen Anstieg die Kompression auf die Fahrer ein. Zudem werden Auto und Motor strukturell stark belastet.

Bekannt ist auch die Blanchimont, eine 300-km/h-Linkskurve, an deren Stelle man besser nicht abfliegen sollte. Ganz und gar nicht in die ansonsten schnellen und flüssigen Kurven passen die Bus-Stop-Schikane auf Höhe der Boxeneinfahrt sowie die La-Source-Haarnadelkurve am Ende der Start- und Zielgerade, die zwar mit ihren 60 km/h eine gute Überholmöglichkeit darstellt, in der es aber auch immer wieder zu Unfällen kommt.

Giancarlo Fisichella

In der Haarnadelkurve sind Crashs nach dem Start normal... Zoom

Die Bus-Stop-Schikane wurde vor dem Grand Prix 2007 umgebaut und quasi umgedreht. Da die Autos dort in gerader Fahrt ankommen, kann dort gut überholt werden. Die neue Boxeneinfahrt bei der Bus-Stop ist aber gar nicht nach dem Gefallen der Piloten. Sie ist so schmal, dass kein Auto mehr an die Box fahren kann, sollte ein Auto in der Boxeneinfahrt stehen bleiben.

Eher mehr als wenig Flügel

Obwohl Spa eine Hochgeschwindigkeitsstrecke ist, wird man mit mittlerem Abtrieb ausrücken. Und wenn das Wetter wechselhaft ist, kann es sich als goldene Entscheidung auszahlen, im Trockenen mit einem Regensetup losgefahren zu sein. Aus diesem Grund sind auch Zweistopprennen gang und gäbe, da man wegen des häufigen Regens meist sowieso stoppen muss.

Bei wechselhaftem Wetter muss man einen Kompromiss eingehen und so kann man bei einsetzendem Regen den Frontflügel nur so verstellen, dass das Auto auf der Geraden um drei km/h langsamer wird, ansonsten würde man das komplette Setup aus der Balance werfen. Ein reines Regensetup wäre auf der Geraden um rund 15 km/h langsamer als ein Trockensetup. Die Suche nach dem richtigen Setup wird durch die Tatsache erschwert, dass die Strecke aus unterschiedlichen Asphalttypen besteht.

Rennen mit großer Tradition

Das erste Rennen in Spa sollte 1921 ausgetragen werden, doch es meldete sich nur ein einziger Starter. Das erste Autorennen in den Ardennen gab es deshalb erst 1922. Die Formel 1 gastiert schon seit 1950 in Spa, seitdem wurden dort 42 Grands Prix ausgetragen.

1950 siegte nach 492,8 Kilometern Juan Manuel Fangio auf Alfa Romeo. Der Argentinier wiederholte diesen Erfolg zweimal - 1954 auf Maserati und 1955 auf Mercedes. Bis 1970 wurde auf einer 14,08 Kilometer langen Strecke gefahren, die überwiegend aus öffentlichen Straßen bestand. 1972 und 1974 startete die Formel 1 in Nivelles bei Brüssel, 1973 und von 1975 bis 1982 sowie 1984 war Zolder der Austragungsort des Belgien-Grand-Prix.

So richtig Formel-1-tauglich wurde der Kurs beim Comeback 1983, als man den Kurs auf 6,949 Kilometer Länge kürzte. Sogar die "alten Hasen" konnten sich mit dem neuen Spa anfreunden. Einzigartig 1983: Start und Ziel lagen 660 Meter auseinander. Weil die eigentliche Start-Ziel-Gerade zu abschüssig war und die Formel-1-Fahrer gleichzeitig Gas, Bremse und Kupplung hätten bedienen müssen, wurde, wie immer seitdem, auf der Geraden vor der Spitzkehre La Source gestartet, das Ziel lag jedoch erst hinter dieser Kurve.

Von 1985 bis 2002 gastierte die Formel 1 ununterbrochen auf dem belgischen Kurs, seitdem hat man den Kurs siebenmal modifiziert, jedoch jeweils nur um ein paar wenige Meter. Erst seit 1985 wird auch die Zielflagge vor La Source geschwenkt. In jenem Jahr konnte der Belgien-Grand-Prix erst im zweiten Anlauf durchgeführt werden: Weil sich der damals neu aufgetragene Belag als zu rutschig erwies, wurde die Veranstaltung nach dem Training abgesagt und verschoben.

Eau Rouge

Von 1985 bis 2002 rasten die Boliden jedes Jahr durch die Ardennen Zoom

2003 und 2006 kein Belgien-Grand-Prix

2003 musste die Formel 1 auf ihren Auftritt in Belgien ebenso verzichten wie 2006. Der Grund für die Absage 2003 war das vorgezogene Tabakwerbeverbot durch die Regierung. Die Teams waren nicht gewillt, die zusätzlichen Kosten zu übernehmen, die ihnen bei einer Teilnahme ohne Tabaksponsoren entstanden wären. 2006 musste das Rennen gekippt werden, nachdem der Veranstalter Insolvenz angemeldet hatte.

Umbau für die Rückkehr

Formel-1-Boss Bernie Ecclestone ist nun der Promoter, er forderte jedoch Modernisierungsarbeiten, bevor er das Rennen wieder in den Kalender aufnimmt. Das ist geschehen: Umgebaut wurden die Boxeneinfahrt, die Bus-Stop-Schikane und die Haarnadelkurve La Source unmittelbar nach dem Start sowie die Einrichtungen in der Boxengasse und im Fahrerlager.

Mit den Änderungen an der Streckenführung wurden die Überholmöglichkeiten verbessert und gleichzeitig Raum für die neuen Anlagen geschaffen. Durch die Verlagerung der Streckenbegrenzung wurde die Anfahrt zur La Source verlängert. Die breite Auslaufzone, die von den Fahrern gern bei Positionskämpfen, gerade nach dem Start, genutzt wurde, ist jetzt mit Randsteinen und Kunstrasen versehen.

Die Bus-Stop-Schikane wurde vorverlegt in Richtung der lang gezogenen Linkskurve Blanchimont. Die Schikane ist jetzt eine Rechts-Links-Kurve, also umgekehrt als zuvor. Die Fahrer passieren diese Stelle mit etwa 80 km/h und werden die Curbs nutzen, um möglichst schnell durchzukommen. Der breite Kurveneingang soll das Überholen erleichtern.

Schumacher hatte am meisten Spa(ß)

Mit sechs Siegen ist Michael Schumacher vor Ayrton Senna (fünf Siege), Jim Clark und Kimi Räikkönen (vier Siege), Juan Manuel Fangio und Damon Hill (beide drei Siege) der erfolgreichste Fahrer in Spa. Bemerkenswert: Während Fangio und Senna die Statistik mit vier Pole-Positions anführen, konnte Michael Schumacher in seiner Karriere nur ein einziges Mal (2002) von der Pole aus ins Rennen gehen.

Bei den Teams haben McLaren (elf Siege) und Ferrari (neun) vor Lotus (fünf) und Williams (dreimal auf dem ersten Platz) die Nase vorn. Auch nach Punkten ist Michael Schumacher mit 86 Zählern der mit Abstand erfolgreichste Fahrer im Feld. Der Deutsche hat eine besondere Beziehung zu seinem "Wohnzimmer". Hier gab er 1991 sein beeindruckendes Formel-1-Debüt und gewann ein Jahr später sein erstes Formel-1-Rennen. In diesem Jahr feiert er dort sein 20-jähriges Formel-1-Jubiläum.

Zur Geschichte der Region

Die Bezeichnung Ardennen geht auf den Namen der keltischen Jagd- und Waldgöttin - Arduinna - zurück. Die Ardennen sind eines der größten zusammen hängenden Waldgebiete Europas und erstrecken sich durch Belgien, Luxemburg und einen kleinen Teil Frankreichs - von der Eifel im Osten bis zur Maas im Westen.

Erste Siedlungen der Kelten in den Ardennen gab es bereits im 7. Jahrhundert vor Christus. Die Römer haben sich später weitgehend aus dem wilden Bergland heraus gehalten und siedelten hauptsächlich am Ardennenrand. Durch ihre Lage zwischen mehreren Herrscherhäusern im früheren Europa gehörten die Ardennen im Laufe der Jahrhunderte mal der einen, mal der anderen Seite. In Malmédy nahe der Rennstrecke erinnern daran heute noch die zweisprachigen Straßenschilder.

Schon früh haben sich die Belgier und ihre Nachbarn um den Erhalt der Natur in den Ardennen bemüht. Heute gibt es im belgischen Bereich der Wälder 16 Naturschutzgebiete, in denen für Besucher nur bestimmte Wege frei gegeben sind.

Regen in Spa-Francorchamps

Natur, das heißt in Spa-Francorchamps auch immer Regen... Zoom

Sehenswürdigkeiten

Ende des 19. Jahrhunderts war Spa ein Bade- und Kurort von Weltruf. Noch heute steht das Wörtchen Spa in der englischen Sprache für Kurort oder Heilwasser. Die Thermalbäder am Place Royale kann man besichtigen, ebenso den Pouhon Pierre le Grand, den Brunnen, der nach Zar Peter dem Großen benannt ist.

In Stavelot steht das Museum der Rennstrecke von Spa-Francorchamps, in dem die Geschichte vor allem des alten Kurses noch einmal lebendig wird. In Malmédy steht die ehemalige Abteikirche mit zwei von Kuppeln gekrönten Türmen. Im Inneren sind die Madonna aus dem 18. Jahrhundert und ein vergoldetes Reliquiar von 1698 sehenswert.

Essen und Trinken

"Schumi, Fritten und Bier, darum sind wir hier", hieß es einst auf einem Fanplakat - und damit hatten die deutschen Fans gar nicht so unrecht. Neben den bekannten belgischen Pommes Frites ist das Land auch für die über 300 verschiedene Biersorten berühmt. Die meisten davon gibt es im Mort Subite in der rue de Montagnes 7 aux Herbes Potageres in Brüssel, ein echtes Szenerestaurant, wo sich die Schönen der Stadt und viele Businesskunden die Klinke in die Hand geben.

Die belgische Hauptstadt ist ohnehin ein gutes Ziel für Partylöwen und Nachtschwärmer. So finden sie in Brüssel an der Place Rouppe 23 das comme chez soi, eines der besten Restaurants des Landes. Dort gibt es Gourmetküche bis spät in die Nacht, angenehmes Publikum mit vielen hübschen Frauen und gesalzene Preise. Hier zählt das Sehen und gesehen werden. Fast logisch, dass das comme chez soi auch Formel-1-Fahrer, die hier in unregelmäßigen Abständen auftauchen, anzieht.

Belgische Kühe

Auch die Kühe sind ein prägender Bestandteil der Region Zoom

Cocktails, Cohiba und Klavier

Ein Drink nach dem Dinner ist immer gut. Die beste Location in Brüssel zu später Stunde ist die Pianobar L'Archiduc in der Rue Antoine Dansaert 6. Hier hauen begnadete Musiker wie Tori Amos oder Espen Lind in die Tasten. Im L'Archiduc kann man genüsslich an einem sehr guten Whisky nippen und sich die passende Zigarre reichen lassen. Übrigens: Wer die Liebste daheim für das entgangene Wochenende ("Immer bist du unterwegs!") entschädigen will, sollte in der Chocolaterie Gallier in der Rue de la Station 39 ein paar leckere Trüffel einkaufen.

Das sagt Robert Kubica über Spa-Francorchamps:

"Die belgische Grand-Prix-Rennstrecke zählt für mich zu den besten Formel-1-Kursen der Welt. Viele meiner Kollegen werden sich dieser Meinung anschließen. Vielleicht ist sie sogar die beste, auch wenn ich für meinen Teil auch im japanischen Suzuka gerne an den Start gehe. Aber Spa besitzt einen ganz eigenwilligen Charakter mit wirklich aufregenden Kurvenpassagen, auch wenn so manche Biegung mit aktuellen Formel-1-Autos inzwischen locker mit Vollgas geht. Der mittlere Streckenabschnitt ist und bleibt aber eine große Herausforderung."

"Die Abstimmung des Fahrzeugs tendiert klar in eine Richtung: Um in den Ardennen schnell zu sein, ist guter Topspeed auf den langen Geraden des ersten und dritten Streckendrittels sehr wichtig, da wir dort lange Zeit mit Vollgas unterwegs sind, auch wenn wir im besonders kurvigen mittleren Sektor soviel aerodynamischen Abtrieb wie nur möglich benötigen."

"Gucken wir uns eine Runde in den Ardennen genauer an. Kurve eins - auch La Source, die Quelle, genannt - ist speziell nach dem Start ein gefürchtetes Nadelöhr. Geht es beim Einlenken noch recht eng zu, so öffnet sich diese Kehre anschließend und erlaubt so eine Variation verschiedener Ideallinien. Dies macht es nicht leichter, denn du musst gerade in der ersten Runde natürlich deine Position verteidigen und zugleich darauf achten, optimal in die anschließende lange Vollgaspassage herauszubeschleunigen."

"Auch die weltberühmte Eau-Rouge-Senke ist speziell in der ersten Runde ein Problem: Wer zu nah hinter seinem Vordermann herfährt, büßt eine Menge an aerodynamischem Abtrieb ein und könnte in Schwierigkeiten geraten. Bei der Einfahrt in diese Passage lohnt es sich dennoch, hohes Risiko zu gehen: Wer hier ohne Lupfen oder mit überdurchschnittlich flottem Tempo hineinsticht, nimmt viel Schwung für das anschließende steile Bergaufstück mit. Wer jedoch vom Gas muss, verliert viel Schwung, der ihm bei der Anfahrt zur Les-Combes-Kurve fehlen und vermutlich auch Platzierungen kosten wird."

Robert Kubica

Robert Kubica zählt Spa zu seinen Lieblingsstrecken in der Formel 1 Zoom

"Die anschließenden Biegungen machen besonders viel Spaß: Die Kurven fünf, sechs und sieben gehen fließend ineinander über und verlangen nach einer sauberen Linie. Wer dort beim Einlenken patzt, kann den ganzen Streckenabschnitt vergessen."

"Danach geht es bergab, auch hier ist das Fahren pures Vergnügen und eine echte Herausforderung. Dies gilt insbesondere für die Doppel-Links von Pouhon, die ebenfalls die unterschiedlichsten Linien zulässt. Hier muss jeder Fahrer selbst entscheiden, ob er eher schneller in die Kurve hineinfährt oder lieber mit mehr Schwung auf die nächste Gerade herauskommt."

"Solange der Vordermann keinen Fehler macht, ist Überholen auch in Spa-Francorchamps nicht einfach. Vielleicht ergeben sich durch das DRS in diesem Jahr aber mehr Möglichkeiten, aus dem Windschatten heraus anzugreifen. Die Überholstellen: die letzte Schikane vor der Start-Ziel-Geraden, die ehemalige Bus-Stop, sowie die Les Combes nach der langen Anfahrt von der Eau Rouge."

Zeitraffer:

2010:
Sebastian Vettel war der große Verlierer des Wochenendes. Der spätere Weltmeister verschätzte sich beim Überholmanöver gegen Jenson Button und ruinierte damit nicht nur das Rennen seines britischen Kontrahenten, sondern auch sein eigenes. Bei schwierigen Bedingungen mit einigen Regenschauern und Safety-Car-Phasen war McLaren-Star Lewis Hamilton nicht zu packen. Der Brite dominierte, gewann das Rennen und eroberte die zwischenzeitliche Führung in der Gesamtwertung. Mark Webber (Red Bull) und Robert Kubica (Renault) standen gemeinsam mit Hamilton auf dem Siegerpodest. Adrian Sutil, Nico Rosberg und Michael Schumacher kamen als deutsches Trio auf den Plätzen fünf bis sieben in die Punkte.

2009:
Kimi Räikkönens letzter Sieg in der Formel 1: Dank des Energierückgewinnungssystems KERS ging der Ferrari-Pilot schon am Start an einigen Konkurrenten vorbei, ehe er beim Restart auch noch Sensations-Polesetter Giancarlo Fisichella (Force India) überholte, indem er sein Knöpfchen am Lenkrad drückte. Von da an fuhr Räikkönen mit Fisichella im Schlepptau ins Ziel. Das Safety-Car musste wegen einer Startkarambolage auf die Strecke, ausgelöst von Romain Grosjean (Renault). Dieser fielen in Les Combes auch WM-Leader Jenson Button (Brawn) und Lewis Hamilton (McLaren) zu Opfer. Dritter wurde Sebastian Vettel (Red Bull), der mit Abstand schnellste Mann im Mittelsektor, vor Robert Kubica und Nick Heidfeld (beide BMW).

2008:
Der Grand Prix stand im vergangenen Jahr ganz im Zeichen des typischen Ardennenwetters. Auf leicht feuchter Strecke ging's los und der Großteil des Rennens wurde auf trockenem Asphalt ausgetragen. Fünf Runden vor Schluss dann die große Überraschung: Der Regen setzte ein. Kimi Räikkönen (Ferrari) führte vor Lewis Hamilton (McLaren-Mercedes), der dem Finnen in den turbulenten Schlussrunden ordentlich zusetzte. In der Bus-Stop-Schikane drückte sich Hamilton an Räikkönen vorbei, musste abkürzen und seinen Rivalen wieder vorbeilassen - um in La Source noch einmal zum Überholmanöver anzusetzen. Diese Szene sollte noch ernste Folgen haben. Auf den Schlussmetern rodelten erst Hamilton, dann Räikkönen von der Piste, wobei der Ferrari-Pilot seinen Rennwagen in die Mauer jagte. Damit war der Weg frei für Hamilton, der wenig später als Erster im Ziel ankam - vor Titelkonkurrent Felipe Massa (Ferrari). Eine sehenswerte Fahrt bot auch Nick Heidfeld (BMW): Der deutsche Rennfahrer riskierte einen Wechsel auf Intermediates und pflügte in den letzten Rennrunden noch an zahlreichen hilflosen Kollegen vorbei - bis auf Rang drei! Über seinen Sieg konnte sich Hamilton allerdings nicht lange freuen: Die Rennkommissare belegten den Briten aufgrund des Manövers gegen Räikkönen nachträglich mit einer Strafe - Hamilton fiel auf Rang drei zurück und Massa war plötzlich der Sieger und wieder auf WM-Kurs...

¿pbvin|512|3991||0|1pb¿2007:
Nach dem Umbau konnte Spa-Francorchamps nicht ganz das halten, was man sich davon versprochen hatte: Kimi Räikkönen und Felipe Massa feierten einen ungefährdeten Doppelsieg für Ferrari und wahrten damit ihre WM-Chancen. Fernando Alonso und Lewis Hamilton folgten auf den weiteren Positionen - spannend wurde es zwischen den McLaren-Mercedes-Piloten nur am Start, als Alonso seinen Teamkollegen ein wenig nach außen drängte, was für weiteren Zündstoff sorgte. Mit Nick Heidfeld (5./BMW) und Nico Rosberg (6./Williams) kamen auch zwei Deutsche in die Punkte.

2005:
Auf feuchter Strecke hatten die Bridgestone-Teams gegen die Michelin-bereiften Fahrer keine Chance. Juan Pablo Montoya ging im McLaren-Mercedes von der Pole-Position ins Rennen und verteidigte diese zunächst. Renault-Pilot Giancarlo Fisichella flog in der Eau Rouge böse ab, konnte seinem Auto jedoch unverletzt entsteigen. Für Michael Schumacher war das Rennen nach einer Kollision in der La Source mit Takuma Sato vorzeitig beendet. Für viele Diskussionen sorgte auch der Ausfall von Montoya, der in Führung liegend vom überrundete Antonio Pizzonia im Williams angeschoben wurde. Am Ende gewann Kimi Räikkönen im zweiten McLaren-Mercedes das Rennen vor Fernando Alonso (Renault), Jenson Button (BAR), Mark Webber (Williams), Jacques Villeneuve (Sauber), Ralf Schumacher (Toyota) und Tiago Monteiro (Jordan).

2004:
Nach einem Jahr Zwangspause wegen des Tabakwerbeverbots kehrte die beliebte Rennstrecke im Jahr 2004 in den Kalender zurück. Beim Start konnte sich Polesetter Jarno Trulli im Renault zunächst vorne halten. Typisch Spa: In der ersten Runde waren gleich sieben Autos in Unfälle verwickelt. Kimi Räikkönen im McLaren-Mercedes schnappte sich in der Eau Rouge Michael Schumacher im Ferrari und verwies den Champion auf den zweiten Platz. Zwei Safety-Car-Phasen machten das Rennen spannend, indem vor allem zahlreiche Reifenschäden bei Michelin für Aufsehen sorgten, die durch die scharfe Kante eines Randsteins verursacht wurden. Den dritten Rang belegte Rubens Barrichello im Ferrari.