Schumacher: "Waren eindeutig nicht stark genug"
Michael Schumacher weiß nicht recht, was er vom Indianapolis-Wochenende erwarten soll - Fiasko von 2005 ist für ihn aber längst endgültig abgehakt
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Michael, du konntest dich in den USA immer ziemlich anonym bewegen. Ist das nach all den Jahren immer noch so?"
Michael Schumacher: "Ja, sogar nach unseren Rennen hier in den Staaten ist das noch immer gleich. Es hängt davon ab, wo man ist. In einigen Gegenden ist es ein bisschen anders, aber meistens hat man seine Ruhe."

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Michael Schumacher möchte in den USA schon seinen fünften Sieg einfahren
Frage: "Konntest du die vergangenen paar Tage genießen?"
Schumacher: "Ja."
Frage: "Was hast du gemacht?"
Schumacher: "Eine nette Tour mit dem Motorrad."#w1#
Schumacher mag die amerikanische Atmosphäre
Frage: "Ist es schön, wieder hier in Amerika zu sein? Die Leute begrüßen einen ja noch recht herzlich..."
Schumacher: "Wir hatten eigentlich all die Jahre eine sehr gute Atmosphäre hier. Ich gehe nicht davon aus, dass sich das dieses Jahr ändern wird. Im Gegenteil: Ich denke, dass sogar mehr Aufmerksamkeit für die Formel 1 herrschen wird, was vielleicht positiv dargestellt werden kann, denn die meisten Fans werden sich überlegen, ob man das alles an nur einem Rennen festmachen kann oder ob man sich doch lieber das Ganze anschauen sollte. Die meisten werden noch Interesse haben."
Frage: "Der Empfang hier ist ja trotz 2005 noch immer gleich wie früher, oder?"
Schumacher: "Da hat sich nichts geändert, das ist wahr. Man muss das ganz normal sehen: Diejenigen, die enttäuscht sind und keine Lust mehr auf die Formel 1 haben, werden zu Hause bleiben. Die anderen, die die Formel 1 mögen, sehen weniger den einen Event, sondern das Gesamte. Die sagen sich: 'Warum soll ich das nicht mehr verfolgen? Die Formel 1 ist sehr spannend in diesem Jahr - also bin ich dabei!'"
Frage: "Dennoch war es im vergangenen Jahr schon eine große Enttäuschung für all die, die für Karten bezahlt hatten, oder?"
Schumacher: "Das ist richtig, aber so wie ich das verstanden habe, ist ja ein Ausgleich geschehen. Die Formel 1 existiert schon seit 50 Jahren. Das ist viel wichtiger als nur dieses eine Rennen."
Frage: "Bernie Ecclestone hat gesagt, dass die Formel 1 Amerika nicht braucht. Wie siehst du das?"
Schumacher: "Das ist Bernies Meinung. Dazu muss ich nicht unbedingt etwas sagen. Das können die Werke besser beurteilen. Für uns als Fahrer ist es schön, in den USA ein Rennen zu haben."
Frage: "Der Vertrag mit Indianapolis läuft aus. Wie schade wäre es, nicht mehr hierher zu kommen, und was wäre eine Alternative in den USA?"
Schumacher: "Die USA sind groß, da gibt es viele Rennstrecken. Indianapolis hat viel Historie, aber ich persönlich mag eigentlich neue Rennstrecken immer ganz gerne."
Frage: "Wäre Las Vegas ein Thema?"
Schumacher: "Ich möchte nicht auf ein Thema eingehen. Das macht keinen Sinn."
Von Bilanzen kann man sich nichts kaufen...
Frage: "Deine Bilanz auf dieser Strecke ist traumhaft. Kannst du das dieses Jahr fortsetzen?"
Schumacher: "Ich habe auch in Kanada eine sehr gute Bilanz, aber letzten Endes reden wir immer von der Gegenwart. Es wird sich zeigen, wie sich die gestaltet."
Frage: "Die Amerikaner nehmen ihre Vierfachsieger ziemlich ernst - Al Unser, A.J. Foyt, Rick Mears und andere. Siehst du dich selbst - obwohl du in einer anderen Rennserie fährst - auch als vierfacher Indianapolis-Sieger? Zählst du dich zu diesem elitären Kreis?"
Schumacher: "Ich weiß ehrlich gesagt nicht genau, wie alt die Geschichte von Indianapolis schon ist, aber mit der Formel 1 kommen wir erst seit einigen Jahren hierher. Ich bin mir nicht sicher, ob wir uns da schon in diese Geschichte hineindrängen sollten. Ich mache mir darüber keine Gedanken."
Frage: "Stehen die Chancen hier wieder besser für dich?"
Schumacher: "Wir können es nur hoffen. Wir waren für Kanada sehr optimistisch, sind aber ein bisschen enttäuscht aus Kanada abgereist, obwohl der zweite Platz aufgrund der Umstände ganz positiv war. Wir hoffen hier natürlich auf ein besseres Resultat."
Frage: "Michelin wird wahrscheinlich einen ordentlichen Reifen bringen, um die Scharte von 2005 auszumerzen. Was könnt ihr dem entgegenhalten?"
Schumacher: "Das müssen wir sehen, ob unser Paket gut geht oder nicht."
Frage: "Dein Team ist sehr optimistisch, Renault schlagen zu können, aber bisher ist euch das nicht gelungen. Du hast seit Spanien nicht mehr geführt. Ist euer Optimismus überhaupt begründet?"
Schumacher: "Ja. Wir machen große Fortschritte. Wenn man sich die Rennen bis England anschaut, dann waren wir ziemlich stark. Wenn man sich dazu unsere Weiterentwicklung anschaut, sah es richtig gut aus. Die anderen Jungs standen aber auch nicht still."
Frage: "Erwartest du für das Rennen in Magny-Cours weitere Fortschritte? Könnte es dort klappen?"
Schumacher: "Wir entwickeln natürlich weiter. Etwas anderes können wir ja auch gar nicht machen. Wir müssen weiterhin fighten und schauen, was dabei herauskommt."
Schumacher von Renault überrascht
Frage: "Am Saisonbeginn hast du gesagt, dass die Entwicklungsgeschwindigkeit den Ausschlag geben könnte. Bist du von Renaults Entwicklungsgeschwindigkeit überrascht?"
Schumacher: "Irgendwie schon, ja. Man sollte meinen, dass wir mehr Ressourcen zur Verfügung haben, aber es gibt ja immer zwei Entwicklungsbereiche. Es gibt die Reifenentwicklung und die Autoentwicklung. Man muss diese beiden Bereiche getrennt voneinander betrachten."

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Michael Schumacher kann sich in dieser Saison nur selten vor Renault halten Zoom
Frage: "In Kanada waren die weichen Bridgestone-Reifen völlig chancenlos, zum Beispiel auch dein Bruder. Da gab es einen großen Unterschied zwischen den beiden Reifentypen, nicht wahr?"
Schumacher: "Naja, ich habe mit deren Entscheidungen nichts zu tun und konzentriere mich auf unsere eigene Situation. Wir waren eindeutig nicht stark genug."
Frage: "Du bist nicht an zweite Plätze gewöhnt, wenn man deine Karriere so betrachtet. Frustrieren dich zweite Plätze oder treiben sie dich eher an, es wieder zurück an die Spitze zu schaffen?"
Schumacher: "Weder noch, um ehrlich zu sein. Das gehört dazu. Es ist natürlich, dass man nicht jedes Rennen gewinnen kann, auch wenn man es sich natürlich wünscht. Im vergangenen Jahr war es schon manchmal frustrierend, aber wenn man in einem Rennen wie Kanada Zweiter wird, bringt das sogar so etwas wie ein Kribbeln mit sich."
Frage: "Glaubst du, dass du als Rennfahrer noch etwas dazulernen kannst, oder siehst du dich eher schon am Höhepunkt deiner Leistungsfähigkeit?"
Schumacher: "Man hört nie auf zu lernen. Es gibt klarerweise einen Punkt, an dem man nicht mehr schneller wird, was den natürlichen Speed angeht, aber das tritt schon sehr früh ein. Danach nimmt man immer mehr Erfahrung mit. Das hört nie auf, denn die Formel 1 entwickelt sich ständig weiter. Man muss die Entwicklungen immer verfolgen und sie verstehen, denn dadurch entwickelt man sich auch selbst weiter."
Frage: "Hat heutzutage ein Fahrer mit einem technischen Verständnis möglicherweise einen Vorteil gegenüber einem anderen, der eher seinen Instinkten und Reflexen vertraut?"
Schumacher: "Die Reflexe habe ich noch nie gemessen. Es gibt wahrscheinlich einen Punkt, an dem die Reflexe nachlassen, dafür aber die Erfahrung kommt. Ich kann mich aber nur gegen meine Teamkollegen vergleichen. Bisher habe ich das noch nie so genau getan..."

