Schumacher: Der Größte will mehr als Rang vier
Auf ewig der Größte, aktuell als Vierter schon bejubelt: Michael Schumacher hofft eineinhalb Jahre nach seinem Comeback endlich auf Aufwind
(Motorsport-Total.com/SID) - Für die Deutschen ist Michael Schumacher immer noch der größte Sportler aller Zeiten. Das haben sie soeben erst wieder in einer 'Bild'-Umfrage bestätigt. Der Formel-1-Rekordweltmeister erhielt doppelt so viele Stimmen wie Franz Beckenbauer, Dirk Nowitzki oder Steffi Graf, nahezu jeder Dritte von mehr als 50.000 Fans stimmte für ihn.

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Michael Schumacher befindet sich seit Montreal wieder im Aufwind
Oder besser gesagt, für den Fahrer, der Michael Schumacher bis zu seinem Rücktritt 2006 war. Doch der vierte Platz von Kanada, die Einstellung der besten Ergebnisse seit dem Comeback, soll ein Zeichen sein, das sich nun in Valencia bestätigen muss: Der 42-Jährige ist im Aufwind. Für einige Runden gab es beim Rennen in Montreal eine deutsche Doppelführung durch Weltmeister Sebastian Vettel und Schumacher - das hätte man sich als deutscher Fan schon fast nicht mehr zu träumen gewagt.
Noch immer kein Podium
Weil am Ende dann doch noch nicht einmal zum ersten Podium seit 1.715 Tagen stand, war der immer noch extrem ehrgeizige "Schumi" zunächst enttäuscht und entschuldigte sich sogar bei seinem Team. "Mit einigem zeitlichen Abstand weiß ich aber, dass ich glücklich sein kann", sagt er und spricht von einem "ermutigenden" Wochenende. Schließlich ist es gerade mal einen Monat her, dass der beste Fahrer aller Zeiten für viele praktisch abgeschrieben war. Von den Medien wahlweise verspottet oder bemitleidet, von Experten und (Ex-)Kollegen zum Rücktritt aufgefordert. "Es tut weh, ihn so zu sehen", schrieb die 'Gazzetta dello Sport'.
In Kanada zeigte Schumacher, dass man zumindest seine Ankündigung, in diesem Jahr noch aufs Podium zu fahren, ernst nehmen muss - auch wenn in einer repräsentativen Umfrage des Dortmunder Meinungsforschungsinstituts promit 61,9 Prozent glaubten, dass Schumacher nie mehr ein Rennen gewinnen wird. Mindestens so markant sind jedoch die 28,36 Prozent, die ihm zum größten deutschen Sportler wählten, Vettel erhielt als Zehnter gerade mal 1,84.
¿pbvin|512|3833||0|1pb¿"Wow, das ehrt und freut mich sehr! Das ist eine tolle Anerkennung", jubelt Schumacher, dem der abgeschlagene Zweite Beckenbauer attestiert: "Er hat's verdient." Für Schumachers aktuelles Team Mercedes nur der Beweis dessen, was man rund um die Rennstrecken dieser Welt Woche für Woche erfährt: "Das zeigt, wie viele Fans und Bewunderer Michael hat. Er ist die Inkarnation des Motorsports in Deutschland und der Welt", sagt Mercedes-Sportchef Norbert Haug.
Bescheidene Ziele für Valencia
Aber wird eben dieser Michael Schumacher bald wieder regelmäßig auf dem Podium stehen oder um Siege fahren können? In Montreal nutzte er mit all seiner Erfahrung den Regen und das Chaos zur ersten wirklichen "Sternstunde im Silberpfeil". Vor dem Rennen am Wochenende in Valencia klingen die Ziele aber wieder vergleichsweise bescheiden: "Eine gute Leistung zeigen und ein weiteres vielversprechendes Wochenende erleben", will Schumacher. Für Haug ist es "schwer zu sagen, wie es in Valencia aussehen wird".
¿pbvin|512|3835||0|1pb¿Klar ist aber eines: Selbst seine größten Kritiker wünschen sich eigentlich keinen Rücktritt Schumachers. Schließlich würde dann die polarisierendste Person im Fahrerlager fehlen. Weil Schumacher nämlich, wie die Fachzeitschrift 'Motorsport aktuell' schrieb, immer noch der einzige Fahrer mit "absolutem Weltklasseformat" sei: "Bei allem Respekt für die Herren Weltmeister Sebastian Vettel, Jenson Button, Lewis Hamilton und Fernando Alonso: Sie sind immer noch Lichtjahre von der weltumspannenden Strahlkraft eines Michael Schumacher entfernt."
Deshalb wurde selbst von eigentlich kritischen Stellen eine Diskussion über eine mögliche Verlängerung des bis 2012 laufenden Vertrags entfacht. "Es gibt überhaupt keinen Grund, Spekulationen anzutreiben", entgegnet Schumacher. Er weiß: Ein vierter Platz reicht noch nicht, um die Kritiker und sich selbst zu versöhnen. Trotz aller Siege bei den Umfragen.

