Schanghai: Schlusslicht Caterham gibt nicht auf

Mangelnder Grip und Übersteuern beeinträchtigen auch Caterham, es ist aber vor allem die fehlende Leistung, die beim Grand Prix von China Kopfzerbrechen bereitet

(Motorsport-Total.com) - Die Namen Kamui Kobayashi und Marcus Ericsson sind erneut am Ende der Zeitentafel der ersten Freien Trainings zum Grand Prix von China zu finden. Beide Caterham-Piloten kämpften am Freitag nicht nur wie die meisten gegen zu wenig Temperatur in den Reifen, sondern noch immer mit vielen kleinen Problemen in Antriebseinheit, Software und Chassis. So musste Kobayashi im ersten Freien Training nach 16 Runden abbrechen und war mit einer Zeit von 1:44.038 Minuten über vier Sekunden langsamer als Alonso. Ericsson schloss am Morgen mit 1:44.835 Minuten noch schlechter ab.

Titel-Bild zur News: Kamui Kobayashi

Noch etwas neben der Spur: Kamui Kobayashi im Caterham Zoom

"Das erste Freie Training startete mit der kältesten Streckentemperatur, die wir in diesem Jahr hatten", erklärt Kobayashi. "Deswegen mussten wir uns sehr anstrengen, um die Reifen auf Temperatur zu bringen. Die Balance im Auto war in Ordnung, aber wir hatten Probleme mit den blockierenden Vorderreifen."

Neben dieser allgemeinen Schwierigkeit kam dann noch ein anderes Reifenproblem dazu, das weder die Bedingungen noch der Hersteller zu verschulden hatten: "Bei meinem dritten Versuch hatte ich einen Bremsplatten am linken Vorderreifen, der jedoch auf die Karkasse zurückzuführen war. Nach Absprache mit Pirelli haben wir dann entschieden, die Trainingssitzung nach 16 Runden abzubrechen, weil es zu gefährlich gewesen wäre, noch einmal rauszufahren."

Ericsson am Vormittag fleißig

Teamkollege Ericsson war zunächst mit dem Ablauf des Vormittags zufrieden: "Die 22 Runden im ersten Freien Training bedeuteten einen ordentlichen Start ins Wochenende, da wir einen Großteil unseres Programms umsetzen konnten." Doch auch er litt unter den kalten Temperaturen: "Ich hatte die meiste Zeit mit der Traktion zu kämpfen. Die kühlen Streckentemperaturen und die härtere Reifenmischung, die wir am Morgen benutzt haben, führten dazu, dass ich sehr wenig Grip hatte."


Fotos: Marcus Ericsson, Großer Preis von China, Freitag


Auch der Nachmittag verlief nicht problemlos. Beide Fahrer konnten zwar mit jeweils 32 Runden viele Kilometer sammeln und an der Weiterentwicklung des CT05 arbeiten, doch Kobayashi blieb mit einer Zeit von 1:43.530 Minuten diesmal sogar über fünf Sekunden hinter der Spitzenzeit von Lewis Hamilton.

Der Japaner hatte zu Beginn noch ein gutes Gefühl: "Wir haben über Mittag ein paar Veränderungen am Auto vorgenommen, aber das zweite Freie Training lief viel besser als am Morgen. Wir konnten daher noch mehr an der Mechanik ändern und beim zweiten Versuch war schon eine Verbesserung zu spüren; immer noch zu viel Übersteuern, aber auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung."

Keine Leistungssteigerung für Kobayashi

Die Pflicht wurde laut Kobayashi erfüllt, die gewünschte Steigerung blieb jedoch aus: "Wir haben unser Freitagsprogramm abspulen können und sind auf die weichen Reifen umgestiegen, bevor wir die Longruns abgeschlossen haben. Es gab jedoch ein paar Probleme im Cockpit, weswegen meine Performance nicht optimal war. Das müssen wir bis morgen beheben", so der 28-Jährige.


Fotos: Kamui Kobayashi, Großer Preis von China, Freitag


Dabei verliert der Optimist jedoch nicht seine Zuversicht. Er glaubt weiter daran, dass sein Team auf einem guten Weg ist, konkurrenzfähiger zu werden: "Der letzte Longrun war in Ordnung. Der Reifenabbau sah bei beiden Reifenmischungen ordentlich aus. Wir müssen uns heute Abend durch eine Menge Daten arbeiten, um morgen Fortschritte zu machen."

Ericsson wurde am Nachmittag indes mit einer Zeit von 1:43.679 Minuten als Letzter gewertet, befand sich damit allerdings nur knapp eine Zehntelsekunde hinter seinem Teamkollegen. "Zu Beginn des zweiten Freien Trainings hatten wir viel zu viel Übersteuern", berichtet der Schwede, "vor allem in den Hochgeschwindigkeitskurven. Wir haben daher versucht, dem mit Untersteuern entgegenzuwirken. Beim zweiten Versuch ging es dann besser und wir konnten an der Aerodynamik arbeiten."

Ericsson nicht zufrieden mit seiner Zeit

Mit seiner Zeit, die immerhin nur knapp zwei Zehntelsekunden hinter der von Max Chilton im Marussia lag, ist der Rookie jedoch selbst nicht zufrieden und nimmt dies auf seine eigene Kappe: "Bevor wir für die Lonruns wieder auf den Medium-Reifen gewechselt sind, haben wir die weiche Mischung für schnelle Runden ausprobiert. Ich bekam jedoch keine optimale Runde zusammen, weswegen meine Zeit weit entfernt davon ist, wozu unser Auto imstande ist."


Fotostrecke: Fahrer über Schanghai: Temporausch!

Aber auch der 24-jähirge will das Wochenende noch nicht aufgeben: "Wir haben hier ein paar neue Verfahrensweisen getestet, die nicht so gut funktioniert haben. Das werden wir für morgen wieder ändern und ich bin mir sicher, dass das dritte Freie Training sowie das Qualifying besser laufen werden."

Renault-Supportchef Cedrik Staudohar hatte an diesem Freitag viel zu tun, denn der Motorenhersteller arbeitet fieberhaft daran, dem Team zumindest in Sachen Zuverlässigkeit eine Last von Schultern zu nehmen. "Aus Motorensicht war es ein sehr arbeitsreicher Tag", erzählt Staudohar. "Wir haben neue Teile, die ausgewertet werden müssen. Wir hatten ein straffes Programm und konnten dies größtenteils abarbeiten. Dadurch haben wir viele Daten gesammelt, die heute Abend analysiert werden müssen."

Fahrverhalten verbessert

Dabei konnte Renault durchaus schon erste Erfolge verzeichnen: "Wir können schon jetzt sagen, dass sich das Fahrverhalten schon eindeutig verbessert hat", sagt Staudohar und verrät auch die weiteren Pläne: "Es gibt ein paar Posten, die sich leistungsverstärkend auswirken sollen; dazu müssen sie aber noch genauer mit den Fahrern abgestimmt werden."

Der Supportchef zieht aber ein positives Fazit aus dem Start des Wochenendes in China: "Es war insgesamt ein guter Tag, auch wenn wir noch ein paar Probleme mit dem ER-System hatten, dass sich ein paar Mal an- und ausschaltete. Das sollte bis morgen jedoch behoben sein, sodass wir uns darauf konzentrieren können, die letzten Zehntelsekunden aus der Antriebseinheit herauszuholen."