• 10.03.2010 11:15

  • von Roman Wittemeier

Sauber: Rang sechs als Saisonziel

Nach starken Leistungen bei den Wintertests sehen viele Beobachter Sauber in einer guten Position: Der Teamchef bleibt bescheiden

(Motorsport-Total.com) - Wenn man sich die Starterliste der Formel-1-Saison 2010 anschaut, dann erweckt diese den Eindruck, als sei das BMW Sauber F1 Team in unveränderter Form am Start. Die Schweizer haben aus strategischen Gründen bislang auf eine Namensänderung verzichtet. Am Ruder sitzt nicht mehr Mario Theissen, sondern Firmengründer Peter Sauber selbst, der sein "Kind" in allerhöchster Not vor dem Untergang rettete.

Titel-Bild zur News: Peter Sauber (Teamchef), Pedro de la Rosa, Kamui Kobayashi

Peter Saubers neues Fahrerduo: Pedro de la Rosa und Kamui Kobayashi

"BMW hätte nach dem Scheitern der Verhandlungen mit Investoren den Standort Hinwil geschlossen", sagt Sauber im Interview mit '20min.ch'. Er habe sich niemals eine Rückkehr an die Boxenmauer gewünscht. "Ich trage im Moment deutlich mehr Verantwortung als ich gern möchte, aber ich gehe das jetzt positiv an. Ich gebe aber auch gerne zu: Die Rückkehr war eine reine Bauchentscheidung, denn der Kopf hat 'Nein' gesagt."#w1#

Nun hat der erfahrene Schweizer wieder alle sportlichen Fäden in der Hand, die Familie wurde mit eingebunden, um die wirtschaftliche Seite zu beackern. Bislang war die Sponsorensuche allerdings nicht vom großen Erfolg gekrönt. Der neue Sauber-Ferrari C29 kommt fast ohne Sponsorenaufkleber daher. "Nach dem Rückzug von BMW und der Übernahme des Teams war für uns die Zeit einfach zu kurz, um auf der Suche nach einem Partner oder Hauptsponsor fündig zu werden", erklärt der Teamchef.

"Weil wir die Bestätigung für den 13. Startplatz erst im Dezember erhalten haben, konnten wir erst sehr spät mit konkreten Verhandlungen beginnen. Ungeachtet dessen ist die Saison 2010 finanziell abgesichert", sagt Sauber, der nach eigenen Angaben keinerlei finanzielle Unterstützung von BMW bekommt. "Aber natürlich gilt: Je mehr Sponsoren wir haben, desto mehr können wir in die Technik des Autos investieren. Das hat direkten Einfluss auf den Qualitätsstandard des Autos."

Wie gut ist der C29 wirklich?

Die Qualität des C29 scheint allerdings zu stimmen. Bei den Testfahrten fuhren Pedro de la Rosa und Kamui Kobayashi vor allem auf Longruns starke Zeiten. Sauber wird als Geheimfavorit gehandelt. "Ich bin da nach all den Jahren ziemlich vorsichtig geworden. Klar ist: der sechste Rang in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft 2009 ist für uns die Ausgangsbasis. Wir wollen uns auch in der neuen Saison auf diesem Niveau etablieren. Das ist ein realistisches Ziel."


Fotos: Sauber, Testfahrten in Barcelona


Voraussetzung für Erfolge sei allerdings, "dass wir das Minus an Budget durch ein Plus an Effizienz kompensieren können", so der 66-Jährige. Der Schlüssel zu guten Ergebnissen liegt in der weiteren Entwicklung des Fahrzeugs. Genau dabei sollen die neuen Piloten helfen. "Die Kombination aus einem Routinier und einem Nachwuchsmann hat sich schon mehrfach als sehr fruchtbar erwiesen. Ich traue den beiden 2010 einiges zu."

"Keiner der beiden hat Geld mitgebracht. Ich habe sie nur aufgrund ihrer Leistungen engagiert", betont Sauber und wischt damit Spekulationen vom Tisch, dass de la Rosa und Kobayashi mit viel Sponsorengeld ins Team gekommen wären. Allerdings könnten die beiden Piloten dabei helfen, in Zukunft neue Partner zu finden: "Spanien und Japan sind lukrative Märkte, wenngleich auch dort die globale Finanzkrise ihre Auswirkungen zeigt."

"Entscheidend für die Leistungen der Fahrer ist natürlich, dass wir ihnen ein gutes Auto zur Verfügung stellen. Auch diesbezüglich sehe ich die Entwicklung bei uns in Hinwil sehr positiv. Denn die Arbeit an unserem Fahrzeug für 2010 konnte in der ganzen Phase der Ungewissheit wie geplant fortgesetzt werden. Die Testfahrten haben gezeigt, dass wir unsere internen Ziele erreicht haben", erklärt der Schweizer. Der Sauber C29 gilt als "Reifenflüsterer", was 2010 enorm wichtig sein könnte.