• 07.09.2003 11:42

  • von Fabian Hust

Russe gewinnt 'West Race Day'

Andrey Chuykin entschied den 'West Race Day' für sich und durfte am Samstag im McLaren-Mercedes Platz nehmen

(Motorsport-Total.com) - Auch in diesem Jahr fand er wieder statt, der 'West Race Day' des McLaren-Mercedes-Teams in Brno. Bei dem gigantischen PR-Event durften sich die besten Motorsportfans aus Europa gegeneinander messen. Aus jedem Land kam nur der Beste weiter. Bewertet wurde neben dem fahrerischen Potenzial auch die körperliche Fitness. Aus Deutschland schaffte es Volker Kren neben sechs weiteren Kollegen aus Russland, Polen, Ungarn, Slowenien und Tschechien zum großen Finale an diesem Wochenende.

Titel-Bild zur News: Andrey Chuykin

Andrey Chuykin ist der glückliche Sieger des 'West Race Day'

Los ging es am Freitag, als sich zunächst einmal alle Teilnehmer zum ausgiebigen Foto-Shooting in der Boxengasse versammelten. Die Teilnehmer wirkten ein wenig nervös, angesichts des bevorstehenden vielfältigen Programms war dies natürlich verständlich, schließlich durfte der Gewinner am Samstag im McLaren-Mercedes Platz nehmen. Sogar als die hübschen West-Girls aufmarschierten, wollte die Stimmung nicht so recht locker werden.

Dieter Glemser spielte den "Taxi-Fahrer"

Anschließend jagte der frühere Europäische Tourenwagenmeister von 1971, Dieter Glemser, die angereisten Gäste und Medienvertreter im Mercedes SL55 AMG um die Strecke. Glemser, der sich 1975 aus dem aktiven Rennsport zurückgezogen hatte, zeigte, dass er noch nichts verlernt hat, auch wenn er angab "nur zu 80 bis 90 Prozent" am Limit gefahren zu sein. Für viele, die den Kurs noch nicht kannten, war es vielleicht aber doch eher eine Angst einflößende Erfahrung?

Andrey Chuykin übernahm am ersten Tag die Führung

Am Ende des ersten Tages war es Andrey Chuykin, der die Führung übernommen hatte. Niemand geringeres als Formel-1-Kommentator Bob Constanduros las die Platzierung des ersten Tages vor ? Volker Kren rangierte am Freitagabend auf dem sechsten Rang: "Ich dachte schon, dass ich ganz gut sein würde, vielleicht Zweiter oder Dritter, aber nach dem ersten Tag Erster zu sein ist Wahnsinn und ich habe nun vor, ruhig zu bleiben und morgen mein Bestes zu geben", so der Chef eines Internet-Cafés in Moskau.

Der MP4-16 wartete auf seinen Einsatz

Der Star des Events war natürlich der MP4-16, mit dem der Gewinner ein paar Runden fahren durfte. Für das Team bedeutete die Veranstaltung Schwerstarbeit. Da man in dieser Woche in Monza und in Jerez getestet hatte, kamen einige der Mechaniker und Ingenieure direkt von den Teststrecken nach Brno. "Wir haben hier rund ein Duzend Leute", erklärte Dermot Walsh, McLarens Eventmanager. "Wir benötigen Mechaniker und Ingenieure, um mit dem Auto fahren zu können und Mercedes-Ilmor hat Leute hier hergeschickt, die sich um den Motor kümmern. Sogar Michelin hat eine Support-Crew für die Reifen hier."

Leicht gedrosselte Motorpower

Auch Motorenmann Mario Illien war an diesem Wochenende vor Ort. Der Motorrad-Fan unterhielt sich übrigens lange Zeit mit Mick Doohan, der für ein paar Taxirunden ebenfalls vor Ort war. Der Schweizer erläuterte, dass man im Heck des MP4-16 einen Motor des Jahrgangs 2001 eingebaut hat: "Wir haben jedoch die Drehzahlen ein wenig zurückgenommen, denn ansonsten wäre er ein wenig zu aggressiv für jemanden, der niemals zuvor ein Auto wie dieses bewegt hat."

Dank der zahlreichen elektronischen Hilfen an Bord wird das Auto zudem vergleichsweise einfach zu fahren sein: "Man wird aber wohl ein wenig geschockt sein, welche Kraft dieser Motor entwickelt", so Illien weiter. "Wenn dieser Wettbewerb in den alten Tagen stattgefunden hätte, als man Turbomotoren hatte, dann wäre es eine andere Sache gewesen, denn diese Motoren hatten bei niedrigen Drehzahlen praktisch keine Kraft bevor sich die ganzen PS mit einem Knall entfaltet haben! Das Gaspedal arbeitete beinahe wie ein Lichtschalter. Die modernen Motoren verhalten sich vorhersehbarer und sind progressiver aber es ist dennoch eine große Leistung von demjenigen, der das Auto heute Nachmittag fahren darf."

Sicherheit wurde groß geschrieben

Nicht nur die Technik stand im Mittelpunkt des Events, auch das Thema Sicherheit hat man sehr ernst genommen. Formel-1-Arzt Gary Hartstein kümmerte sich mit seinem Team um die medizinische Versorgung. Der Anästhesist aus Amerika ist seit 1990 in der "Königsklasse des Motorsports" tätig und kümmert sich neben den Grand Prix auch um das 'West Adrenaline'-Programm: "In den kommenden Tagen werden wir hier wie bei einer normalen Veranstaltung arbeiten, mit der Ausnahme, dass die Anzahl der Mitarbeiter ein wenig reduziert ist, da nicht so viele Autos gleichzeitig auf der Strecke sind. Die Organisation und die Qualität der Ressourcen ist aber die gleiche."

Da alle sieben Finalisten keine Rennfahrerlizenz besitzen, hatten sie sich bisher auch keiner medizinischen Untersuchung unterziehen müssen: "Als McLaren-Mercedes das Doppelsitzerprogramm durchführte, da half ich Professor Sid Watkins (Formel-1-Chefarzt; d. Red.), eine Liste von Kriterien zu entwickeln, die die Teilnehmer erfüllen mussten. Wir haben ihre medizinische Vergangenheit überprüft, ein EKG durchgeführt und ihren Nacken geröntgt, um sicher zu stellen, dass sie gesund sind und körperlich in der Lage sind, ein Formel-1-Auto zu fahren."

Medizinische Versorgung wie an einem Formel-1-Wochenende

Wie an jedem Rennwochenende war Hartstein stets einsatzbereit im Medical Car gesessen und stand in Funkkontakt mit der Rennleitung. Das Medical Centre war voll besetzt. Der 48-Jährige, der auch ein wenig Deutsch und Französisch spricht, meint: "Die medizinischen Praktiken sind in der Welt ziemlich standardisiert, die Mehrheit der Ärzte scheint ein wenig Englisch zu können", ist Hartstein von einem reibungslosen Ablauf im Ernstfall überzeugt.

Sitzanpassung für alle Teilnehmer

Am Freitag durften alle Teilnehmer schon einmal zur Sitzanpassung im Formel-1-Boliden Platz nehmen. Doch am letzten Tag mussten sie sich in schwächeren Einsitzern beweisen, Qualifikationen fahren und bei den gezeiteten Runden zeigen, dass sie nicht nur schnell sondern auch konstant sind. Beurteilt wurden die Teilnehmer von der Jury, bestehend aus Kimi Räikkönen, David Coulthard und den Testfahrern des Teams, Alexander Wurz und Pedro de la Rosa.

Russland gegen Deutschland im Shoot-out

Als vorläufiger Sieger vor einem Shoot-out in einem Zweisitzer-Prototyp wurde der Beste des Vortages, der 25-jährige Andrey Chuykin, bestätigt. Über den zweiten Platz durfte sich Volker Kren freuen. Der Deutsche arbeitete sich am zweiten Tag mit einer starken Leistung vom sechsten auf den zweiten Rang nach vorne.

In dem letzten Kräftemessen war sich die Jury einig, dass es Chuykin sein soll, der die Ehre haben wird, im Formel-1-Auto Runden fahren zu dürfen. Alexander Wurz zeigte dem Russen den Kurs im PKW, bevor es ernst wurde. Dann durfte der Glückliche sogar in die offizielle Teammontur wechseln und tauschte den schwarzen West-Overall gegen den silberfarbenen Overall des McLaren-Mercedes-Teams aus.

Kren zeigte sich als fairer Verlierer

"Klar bin ich enttäuscht", meinte Volker Kren. "Aber zumindest kann ich stolz darauf sein, es unter die letzten Zwei geschafft zu haben und ich denke, dass man sagen kann, dass der Beste gewonnen hat", zeigte sich der Deutsche als fairer Verlierer. Um 18 Uhr Ortszeit war es dann für den Kollegen soweit. Zunächst langsam ging es der Rennsportfan an und wurde dann auf den drei fliegenden und fehlerfreien Runden immer schneller.

Chuykins Traumrunden

"Ich hab es wirklich genossen", jubelte Chuykin, der sich auch über einen Siegerpokal freuen durfte. "Ich habe es zunächst locker angehen lassen, denn ich wollte ein Gefühl für das Auto bekommen. Dann habe ich in den folgenden zwei Runden immer mehr Gas gegeben. Die Kraft, die Beschleunigung und die Gangwechsel sind fantastisch." In Russisch wandte er sich über das Internet an seine Freunde: "Ich sagte ihnen, dass die anderen Jungs im Wettbewerb alle gut sind, aber ich ein wenig besser war. Was kann ich ansonsten sagen? In meinem Kopf dreht sich alles und ich bin sehr glücklich!"

Auch das Rahmenprogramm der Veranstaltung konnte sich übrigens sehen lassen. So gab es neben den Taxifahrten und Demonstrationsrunden der Stars unter anderem ein Kartennen, an dem die McLaren-Mercedes-Piloten teilnahmen und in dem sie es richtig fliegen ließen. Auch Ex-Motorrad-Weltmeister Mick Doohan ließ es sich nicht nehmen, mitzufahren. Davor hatte Doohan Passagiere auf einer speziell vorbereiteten Honda CBR 600 um die Strecke chauffiert.

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