• 20.05.2011 19:00

  • von Sven Haidinger & Dieter Rencken

Rückschlag für Force India: Werden Updates ausgebaut?

Von den neuen Updates hatte sich Force India einen Sprung auf Mercedes-Niveau erhofft, doch verzichtet man jetzt in Barcelona komplett darauf?

(Motorsport-Total.com) - Ziemlich ernüchternd fiel bei Force India der große Tag des neuen Aerodynamikpakets aus. Nach einem Vergleichstest am Morgen zwischen Testfahrer Nico Hülkenberg mit den alten Teilen und Adrian Sutil mit den neuen Teilen, rückte am Nachmittag auch Paul di Resta mit der neuen Aerodynamik aus.

Titel-Bild zur News: Adrian Sutil

Die neue Force-India-Aerodynamik brachte nicht die erwünschten Ergebnisse

Der Schotte und sein deutscher Teamkollege, der wegen eines Telemetrieproblems nur 20 Runden fahren konnte, mussten sich mit den Plätzen 17 und 19 und einem Rückstand von 3,6 bzw. 4,7 Sekunden begnügen. Am Vormittag war Hülkenberg mit dem alten Auto schneller gewesen als Sutil - keine ermutigenden Anzeichen für die Entwicklungen von Technikchef Andy Green, von denen sich das Team einen Sprung auf Mercedes-Niveau versprochen hatte.

Sutil spricht Klartext

Nun überlegt man sogar, das Paket, das neue Front- und Heckflügel, einen neuen Unterboden und einen angeblasenen Diffusor beinhaltet, in der Garage zu lassen und wieder auf die alte Spezifikation zurückzurüsten. "Das müssen wir heute entscheiden", gibt Sutil zu. "Das Update-Paket hat überhaupt nicht funktioniert. Es produzierte einen Strömungsabriss und gewann plötzlich wieder Grip - und wir wissen nicht warum."

"Das Update-Paket hat überhaupt nicht funktioniert." Adrian Sutil

Komplett abschreiben möchte er das Paket aber nicht: "Dem Auto fehlt es allgemein an Stabilität, aber ich bin davon überzeugt, dass das der richtige Weg ist. Das Paket hat Potenzial. Ich bin heute Morgen und am Nachmittag mit den neuen aerodynamischen Teilen gefahren, aber es ist uns nicht gelungen, das Optimum herauszuholen."

Sutil gibt zu, dass man sich mehr erwartet hatte: "Die Jungs haben großartige Arbeit geleistet und alles auf das Auto gebracht, es ist aber nie einfach, so viele neue Dinge an einem Wochenende einzuführen und sie alle ordentlich zu testen. Dieses Paket zum Laufen zu bringen, ist möglicherweise schwieriger als gedacht. Aus diesem Grund sahen wir heute nicht sehr konkurrenzfähig aus. Wir haben also diesen Abend noch Arbeit vor uns, um zu sehen, ob wir die Dinge bis morgen verbessern können."

Di Resta gibt den Updates Zeit

Für Rookie di Resta gingen währenddessen die negativen Erfahrungen auf dem Circuit de Catalunya weiter. Der Schotte erlebte im Winter in Barcelona schwierige Tests - für ihn fühlte sich der Freitag wie das Debüt eines neuen Boliden an: "Das liegt daran, dass wir nun auf eine neue Philosophie setzen und die jetzt verstehen müssen. Es wird nicht auf Anhieb funktionieren und benötigt etwas Feinabstimmung."


Fotos: Force India, Großer Preis von Spanien


Di Resta schließt es keineswegs aus, dass man zunächst wieder zum alten Auto zurückkehrt: "Wenn wir denken, dass wir es hinbekommen, dann werden wir das Paket einsetzen. Wenn nicht, dann rüsten wir zurück. Wir müssen uns jetzt hinsetzen und einen Plan entwickeln, in welche Richtung wir jetzt gehen, damit wir morgen das bestmögliche Rennauto haben."

Auch er hat den allgemeinen Glauben an das neue Update-Paket noch nicht verloren: "Wir werden definitiv vorwärts kommen, es ist nur die Frage wann. Es ist eine schwierige Herausforderung, es an die Rennstrecke zu bringen und damit zu rechnen, dass es gleich beim ersten Mal funktioniert. Man darf nicht so optimistisch sein. Aber so ist die Formel 1 und wir werden unser Bestes geben, damit es funktioniert."

Hülkenberg wünscht sich mehr Reifen

Da di Resta im ersten Training für Ersatzfahrer Hülkenberg Platz machen musste, blieb ihm nur ein Training, um sich an das Paket zu gewönnen. Dennoch ortete er schon während des Trainings Fortschritte: "Das Auto fühlt sich jetzt insgesamt anders an, aber wir müssen erst lernen, die neuen Teile zu verstehen. Bis zum Ende des Nachmittags haben wir unser Auto um ein ziemliches Stück verbessert."

"Es ist schwierig, nützliche Versuche zu machen, wenn man nur einen Satz harter Reifen zur Verfügung hat." Nico Hülkenberg

Hülkenberg sammelte bei seinem Trainingseinsatz keine Erfahrung mit dem neuen Paket, schließlich fuhren er und Sutil Vergleichstests: "Heute Morgen wurde mein Auto mit den alten Teilen ausgestattet, damit wir eine gute Basis für einen Vergleich mit den neuen Teilen an Adrians Auto hatten. Ich denke, dass uns das geholfen hat, die Unterschiede zu verstehen, und für nützliche Daten sorgte. Die einzige Schwierigkeit war, dass die Reifen limitiert sind. Es ist schwierig, viele nützliche Versuche zu machen, wenn man nur einen Satz harter Reifen zur Verfügung hat."

Harlow erklärt Sutils schwache Zeit

Ingenieurschef Dominic Harlow ist ebenfalls nicht besonders glücklich - nicht einmal mit dem Wetter: "Insgesamt hatten wir heute in Barcelona gute Wetterbedingungen, aber wir hätten uns etwas weniger Wind gewünscht - es dürfte an diesem Wochenende aber so bleiben. Unser Programm konzentrierte sich auf die Aerodynamikentwicklung und es ist uns gelungen, sehr nützliche Vergleiche zu machen. Wenn wir die Gelegenheit haben, alle Daten zu analysieren, werden wir ein Fazit ziehen, das uns weiterbringen wird."

"Adrian kam bei den letzten Versuchen auf weichen Reifen in den Verkehr, wodurch er Zeit verloren hat." Dominic Harlow

Zudem gab es ein Problem, weshalb Sutil lange in der Box stand: "Wir hatten ein kleines Telemetrieproblem bei Adrians Auto. Dadurch kam er bei seinen letzten Versuchen auf weichen Reifen in den Verkehr, wodurch er natürlich Zeit verloren hat. Abgesehen davon war es eine zuverlässige Einführung von ziemlich vielen neuen Teilen, was immer zufriedenstellend ist, aber jetzt haben wir über Nacht noch etwas Arbeit vor uns, um unsere Leistung im Qualifying zu verbessern."