Rossi: Der neue US-Boy in der Formel 1

In Barcelona fuhr Alexander Rossi zum ersten Mal im Freien Training für Caterham - Höhepunkt wird der Freitagseinsatz beim Heimrennen in Austin sein

(Motorsport-Total.com) - Vom 16. bis 18 November kehrt die Formel 1 nach fünfjähriger Pause wieder in die USA zurück. Mit dem Rennen auf dem "Circuit of The Americas" in Austin unternimmt die Königsklasse einen weiteren Anlauf, um im "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" Fuß zu fassen. Einen Grand Prix hat die USA nun, was den nationalbewussten US-Amerikanern noch fehlt, ist ein einheimischer Pilot. Doch hier gibt es seit diesem Jahr wieder einen Kandidaten mit ernsthaften Ambitionen und Aussichten: Alexander Rossi.

Titel-Bild zur News: Alexander Rossi

In Barcelona war Alexander Rossi erstmals offiziell für Caterham im Einsatz

Der 20-Jährige Kalifornier ist in dieser Saison offizieller Testfahrer des Caterham-Teams. Beim Rennen in Barcelona fuhr Rossi erstmals im Freien Training ein Auto des britisch-malaysischen Teams. Zuletzt hatte am 22. Juli 2007 ein US-Amerikaner an einem Formel-1-Grand-Prix teilgenommen. Nach seinem Ausfall am Nürburgring wurde Scott Speed bei Toro Rosso durch Sebastian Vettel ersetzt, seitdem warten die USA auf einen Formel-1-Fahrer.

Nun schickt sich Rossi an, die Farben der USA in der Königsklasse zu vertreten. Der 20-Jährige wird auch bei den Rennen am Hockenheimring und in Budapest am Freitag im Caterham sitzen, sein persönlicher Saisonhöhepunkt folgt jedoch erst im November. Denn auch in Austin darf der Lokalmatador das erste Freie Training am Freitag bestreiten.

Freitagseinsatz beim Heimrennen

"Das ist schwer in Worte zu fassen, aber es wird bestimmt zehn Mal cooler als in Spanien sein", sagt Rossi. "Als Amerikaner bei der Rückkehr der Formel 1 in die USA aus der Boxengasse zu fahren, wird mich sehr stolz machen." Vom "Circuit of The Americas" ist der US-Boy bereits jetzt begeistert. "Das Layout der Strecke in Austin sieht fantastisch aus. Sie haben versucht, einige der besten Kurven der Formel 1 in einer Strecke zu vereinen."

Alexander Rossi

Alexander Rossi fiebert seinen Einsatz beim US-Grand-Prix entgegen Zoom

Seine Formel-1-Premiere in Barcelona verlief hingegen recht unspektakulär. "In Spanien war es eine Testfahrt. Es ging nicht um schnelle Rundenzeiten, denn der Motor war von der Laufleistung her am Limit", erklärt Rossi. "Daher waren weder meine noch Witalis Rundenzeiten aussagekräftig. Außerdem bin ich auf dem harten Reifen gefahren, daher war der Speed bei Weitem nicht so schnell wie in der Qualifikation. Es war das, was einem im ersten freien Training halt erwartet."

Dennoch zeigte sich war der 20-Jährige von den neuen Eindrücken überwältigt. "In einem Formel-1-Auto haben selbst kleine Änderungen große Auswirkungen. Ein neuer Heckflügel hat das Auto völlig verändert." Im Vordergrund stand am Freitagmorgen jedoch die Arbeit für das Team: "Aufgrund meiner Informationen, die mit denen von Witali, der das gleiche Programm fuhr, kombiniert wurden, haben sie die richtigen Entscheidungen für das Wochenende getroffen."


Fotos: Alexander Rossi, Großer Preis von Spanien


Einziger US-Amerikaner mit Superlizenz

Rossi ist derzeit der einzige US-Amerikaner, der im Besitz des "Formel-1-Führerscheins", der Superlizenz ist. "Das garantiert mir, dass ich in einer offiziellen Formel-1-Trainingssitzung fahren darf. Um sie zu erhalten, musst du 300 Kilometer für ein Formel-1-Team fahren, wobei deine Rundenzeit nur einen gewissen Prozentsatz langsamer als die der Stammfahrer sein darf", erklärt Rossi.

Alexander Rossi

Bereits Ende 2009 testete Alexander Rossi für BMW-Sauber Zoom

"Außerdem muss dich das Team positiv beurteilen, du darfst keine Anzeichen körperlicher Ermüdung zeigen", so der US-Amerikaner. Rossi erwarb die Superlizenz bereits im Jahr 2009. Damals testete er für das BMW-Sauber-Team beim Young-Driver-Test in Jerez. Die Testfahrt war die Belohnung für den Gewinn des Formel-BMW-Weltfinales 2008 in Mexico City. "Die Superlizenz sagt aus, dass du kompetent genug bist, um ein Formel-1-Auto zu fahren", bringt Rossi den Wert des begehrten Papiers auf den Punkt.

Neben seiner Testfahrertätigkeit für Caterham fährt Rossi in dieser Saison in der Renault-World-Series (WSbR). Damit folgt der 20-Jährige seinen Testfahrerkollegen Sam Bird und Jules Bianchi, die ebenfalls die WSbR der GP2 vorziehen. Für den US-Amerikaner gibt es dafür gute Gründe: "Das neue Auto in diesem Jahr ist schneller als ein GP2-Auto und verfügt über ähnliche Technologien wie ein Formel-1-Auto. Es hilft dir sehr bei dem Weg in die Formel 1."

Erfahrungen aus den Nachwuchsformeln helfen

Rossi war erstaunt, wie sehr ihm seine Erfahrungen aus den Nachwuchsformeln bei seinem Formel-1-Debüt geholfen haben. "Was mich bei meinem Einsatz für Caterham in Spanien überrascht hat, war die Tatsache, wie "normal" es sich angefühlt hat, gemeinsam mit Fahrern dieses Kaliebers in einem Training zu fahren. Aber genau dieselben Dinge werden auch in den Nachwuchsformeln von dir verlangt", erklärt der 20-Jährige. "All das, was ich in den vergangenen Jahren nicht nur in der Renault-World-Series gelernt habe, hat mir in der Formel 1 geholfen."

Alexander Rossi

Beim Formel-BMW-Weltfinale 2008 machte Rossi erstmals auf sich aufmerksam Zoom

Bis zum heutigen Tage zog es nur wenige US-amerikanische Nachwuchsfahrer in die Formel 1, was für Rossi mit den besonderen Herausforderungen zusammenhängt. "Wenn du in den USA aufwächst, ist der Weg zu den Indycars oder in die NASCAR recht einfach. Wenn du dich aber für die Formel 1 entscheidest, musst du deine Familie und Freunde verlassen und nach Europa ziehen. Das ist kein einfacher Schritt." Doch diesen hat Rossi bis heute nicht bereut. "Die Formel 1 ist nun einmal die beste Motorsport-Serie auf der Welt. Wenn du völlig davon überzeugt bist, musst du nach Europa gehen und dich beweisen."

Diesen Beweis will er nun als Testfahrer bei Caterham antreten. Dabei ist sich Rossi der doppelten Herausforderung bewusst. "Caterham möchte Ergebnisse sehen. Die musst du in diesem Sport auch liefern. Daher will ich eine bestmögliche Leistung zeigen. Da es gleichzeitig aber auch ein Rennwochenende für das Team ist, muss ich meine Arbeit erledigen und bereit sein, sie in jeder möglichen Weise zu unterstützen."

Keine einfache Angelegenheit für einen 20-Jährigen. "Ich muss eine Menge lernen, aber genau darauf habe ich mein ganzes Leben lang hingearbeitet", erklärt Rossi. "Ich muss es ernsthaft angehen und sicherstellen, dass ich mit den Gedanken voll bei der Sache bin und mich im Auto voll auf meine Aufgabe konzentrieren kann."