• 29.07.2002 09:52

  • von Fabian Hust

Ron Dennis von Häkkinen-Rücktritt nicht überrascht

So leise, wie sich Mika Häkkinen in seine "Baby-Pause" verabschiedet hatte, verkündete er auch seinen endgültigen Rücktritt

(Motorsport-Total.com) - Es war keine Überraschung mehr gewesen, als Mika Häkkinen in Hockenheim seinen Rücktritt erklärte. Doch statt an die Strecke zu reisen, alte Freunde zu besuchen und seinem Landsmann und Nachfolger Kimi Räikkönen über die Schulter zu schauen, zog es der Finne vor, lieber eine Videobotschaft von seinem Ferienwohnsitz aus Finnland zu schicken. Die Idylle einer intakten Landschaft, einer fröhlichen Familie Häkkinen mit einem Vater, der vor den Augen von Wonneproppen Hugo im Wasser planscht, sollte den Fans zeigen, dass sich der zweimalige Formel-1-Weltmeister abseits der Formel 1 wohl fühlt.

Titel-Bild zur News: Mika Häkkinen

Mika Häkkinen fühlt sich als "Dauerurlauber" im Moment bestens

Seinen Abgang aus der Formel 1 hat Mika Häkkinen wohl durchdacht. Das Feuer in ihm war schon fast erstickt, da verkündete er eine "Baby-Pause". "Mikas Entscheidung, zurückzutreten, war für mich und das Team keine große Überraschung", so Teamchef Ron Dennis. "In Monaco kam er 2001 zu mir und sagte dass er das Gefühl hat, sich nicht mehr gleich engagiert und konkurrenzfähig zu fühlen, um 2002 fahren zu können. Wir stellten zusammen einen Plan auf, um seine Entscheidung auf Mitte 2002 zu verlegen. Das nahm ihm den Druck und der konnte für den Rest der Saison 2001 befreit auffahren."

Ein Jahr später kam Mika Häkkinen noch einmal nach Monaco. Spätestens da war allen Insidern klar, dass der Familienvater nicht noch einmal in die Formel 1 zurückkommen wird. Der Finne sah aus wie ein Tourist, nicht wie ein Rennfahrer: Braungebrannt und wohl genährt. Den endgültigen Rücktritt verkündete der "fliegende Finne" nicht in Gegenwart der Journalisten, das ersparte ihm das nervige Interviewgeben. Häkkinen war noch nie ein Fan von endlosen Interviewstunden, aber dennoch könnte er in die Formel 1 zurückkehren. Bei McLaren-Mercedes arbeitet man an einer Rolle im Team. Häkkinen wäre auch für Mercedes ein wichtiger Repräsentant. Als Werbeträger war er den Fans in der Welt ein sympathischer Botschafter für die Marke mit dem Stern.

Das Kapitel Formel 1 ist jetzt zumindest aus sportlicher Sicht abgeschlossen: "Er ging in den Winter und hat in entspannter Atmosphäre eine Entscheidung getroffen", so Dennis. "Er hat erfahren, wie es ist, ohne den Rennsport zu leben. In Monaco war ich dieses Jahr von seiner Entscheidung nicht überrascht, da ich schon viel Zeit zuvor mit ihm verbracht habe. Mika hat herausgefunden, dass er den Rennsport nicht vermisst und sein Familienleben genießt. Er hat es auch gern, nicht jeden Tag trainieren zu müssen. Heute ist Mika ein ganz anderer Mensch als er es noch war, als er für uns fuhr. Er ist ruhig, entspannt und glücklich, darüber ist jeder im Team froh."

Mit seinen 33 Jahren wäre Mika Häkkinen noch Formel-1-tauglich, aber das Feuer in ihm brennt nicht mehr: "Um ehrlich zu sein wundert mich seine Entscheidung nicht", meinte Michael Schumacher. "Er hat sich für ein anderes Leben entschieden, zusammen mit der Familie, und das scheint er zu genießen. Wenn er sich auch ohne den Rennsport wohl fühlt, dann freue ich mich für ihn. Ich kann das zwar im Moment noch nicht nachvollziehen, aber vielleicht kommt das ja noch eines Tages?"

Mika Häkkinen gestand auf seinem Video noch einmal das ein, was er schon bei seinem letzten Rennen in Suzuka zugegeben hatte. Einfluss auf seine Rücktritts-Entscheidung hatte auch der Unfall in Melbourne 2001, als er nach einem Aufhängungsbruch unsanft in den Leitplanken landete und unweigerlich sein Unfall 1995 in Adelaide wieder ins Gedächtnis gerufen wurde, als man ihm mit einem Luftröhrenschnitt das Leben retten musste und er anschließend mehrere Tage im Koma lag. Der Unfall war für den Finnen ein großer Schock gewesen: "Ich musste ins Krankenhaus und mich hat alles angekotzt, um ehrlich zu sein. Ich dachte, dass ich auf dieses Gefühl reagieren musste."

"Es ist ein gefährlicher Sport und wenn man etwas im Leben hat, das man nicht verlieren möchte, dann möchte man es wirklich nicht verlieren und denkt darüber nach. Klar, wenn du jung bist dann schaust du nach links und rechts und überquerst dann die Straße. Wenn man aber älter wird, dann schaut man lieber zwei Mal." Der Reiz, wieder ein Formel-1-Auto zu fahren, war noch immer ein wenig vorhanden, als er in Monaco die Formel 1 besuchte, der Trubel war ihm aber zu viel: "Beim Besuch des Grand Prixs von Monaco in diesem Jahr wurde mir klar, dass ich mich richtig entschieden hatte und ich erklärte Ron meinen Rücktritt. Ich habe während meiner Formel-1-Karriere viel erlebt und sehr viel erreicht, eine Fortsetzung reizte mich nicht mehr."

Mit Kimi Räikkönen hat das Team einen adäquaten Nachfolger gefunden. Räikkönen ist wie Häkkinen ein Finne, er ist noch cooler als Häkkinen, bald wohl genauso schnell und ihn lässt Druck fast völlig kalt: "In Kimi haben wir ein wirkliches Talent, das noch Rennen gewinnen muss und noch am reifen ist", so Teamchef Ron Dennis. "Er hat den notwendigen Speed und das zeigt, dass er David und all den anderen Konkurrenten eine harte Zeit bescheren wird."