• 21.08.2001 14:03

  • von Marcus Kollmann

Ron Dennis im ausführlichen Interview

Der McLaren-Teamchef über das Rennen in Ungarn, Coulthards und Häkkinens Leistung und die Zukunft

(Motorsport-Total.com/Haymarket) - McLarens geringe Chance, in diesem Jahr entweder die Fahrer- oder Konstrukteurswertung zu gewinnen, existierten nach dem Doppelerfolg von Michael Schumacher und Rubens Barrichello in Ungarn endgültig nicht mehr. Während David Coulthard als Dritter auf dem Podium landete, erreichte Häkkinen als Fünfter das Ziel und konnte sich über die schnellste Rennrunde freuen. Große Zeit des Rennens hatte der Finne jedoch hinter dem Jordan von Jarno Trulli gehangen und auch die angewandte Boxenstoppstrategie bei Häkkinen war merkwürdig. Kam der Finne erst spät an die Box, sodass alle Welt davon ausging er würde nur einmal stoppen, musste er wenige Runden vor Rennende noch einmal die Box ansteuern, um ein paar Liter Benzin zu tanken. Dies kostete ihn aber am Ende keinen Platz, da er einen großen Vorsprung auf den an sechster Stelle liegenden Nick Heidfeld zu diesem Zeitpunkt hatte. Obwohl beide Weltmeisterschaftstitel an Ferrari vergeben sind, so will das Team von Ron Dennis sich in den noch ausstehenden Rennen anstrengen, um so Platz zwei in der Konstrukteurswertung gegen Williams-BMW zu verteidigen.

Titel-Bild zur News: Ron Dennis (McLaren-Teamchef) am Kommandostand

Dennis gesteht ein, dass Ferrari als Team in diesem Jahr besser gearbeitet hat

Nach dem Großen Preis von Ungarn gab Ron Dennis folgendes Interview, in welchem er sich über den Grand Prix und die Performance seiner Piloten im Rennen äußerte.

Frage: "Was sind Ihre Gedanken nach dem heutigen Ergebnis?"
Ron Dennis: "Michael hat den Sieg verdient, wir erkennen das an. Wir haben das nur ein wenig leichter gemacht als wir es eigentlich vorgehabt hatten, aber so ist es nun einmal im Motorsport. Wir hatten starke Schwankungen in unserer Leistung in der Vergangenheit und so etwas wird es auch in Zukunft wieder geben, so, wie es diese bei allen Teams gibt. Wichtig ist, dass man aus seinen Fehlern lernt, diese hinter sich bringt und nach vorn blickt, um so das Beste aus dem Rest der Saison zu machen und sich bestmöglich für die Saison 2002 vorzubereiten. Insgesamt muss man sagen, dass sie [Ferrari, Anm. d. Red.] nicht nur in diesem Rennen, sondern in allen Rennen insgesamt bessere Arbeit geleistet haben. Aus diesem Grund haben sie die Weltmeisterschaft auch wirklich verdient."

Frage: "War anhand der Telemetriedaten zu erkennen, dass David schlecht gestartet ist?"
Dennis: "Nein, ich denke, dass der Unterschied zwischen David und Rubens Start die Streckenbedingungen auf der linken und rechten Seite waren. Auf Davids Seite war es staubig, dort lag kein Gummi, und so hatte er vermutlich weniger Traktion."

Frage: "Wenn David besser gestartet wäre, hätte er dann den Speed gehabt um Michael zu schlagen?"
Dennis: "Es ist meines Erachtens nach keine Frage ob man den Speed dazu hat. Mika hat gezeigt wie schnell das Auto sein konnte und es war nicht überraschend, dass wir im Rennen besser unterwegs waren als in der Qualifikation, denn so ist es das gesamte Jahr gewesen. Dieses Rennen war so ziemlich gleich wie das in Monte Carlo. Auf der Position für die du dich qualifizierst kommst du auch ins Ziel, zumindest solange du keinen Fehler machst oder ein technisches Problem hast. Am Ende des Tages hat uns dieses Rennergebnis nicht überrascht. Es hätte besser für uns laufen können, stimmt, denn wir hatten Ferrari beim ersten Stopp ausgetrickst und dann hat ein vermasselter zweite Stopp ihnen Platz zwei wieder zurückgegeben. Am Ende des Tages hätte uns aber Platz zwei nicht gereicht."

Frage: "Was ist bei dem Boxenstopp genau schief gelaufen?"
Dennis: "Der Tankschlauch ist nicht raufgegangen und das hat uns 1,5 Sekunden gekostet, was genug war Barrichello Platz zwei zu schenken."

Frage: "Und welcher Gedanke stand hinter Mikas Strategie?"
Dennis: "Aus Sicht der Leistung her hat Mika ein sensationelles Rennen bestritten. Wir hatten einkalkuliert, dass wir Ralf nicht überholen können würden. Wir wussten, dass wir 1,5 Sekunden schneller sein würden und sagten uns, warum sollen wir daraus nicht 2,5 Sekunden machen. Also haben wir ihm wenig Benzin gegeben, um so zu sehen, ob ein Auto was so viel schneller war auch überholen konnte. Die Antwort haben Sie gesehen, denn sie lautet: Nein! Egal wie schnell man hier auch ist, auf dieser Strecke kann man einfach nicht überholen. Wir hatten auf den Sechstplatzierten aber einen so großen Vorsprung, sodass wir diesen Versuch wagen konnten, was wir auch taten."

Frage: "Hat Mika auf dem Hungaroring seine beste Leistung in dieser Saison bisher gezeigt?"
Dennis: "Nun, die werden wir hoffentlich noch sehen, davon gehe ich zumindest vorsichtig aus. Silverstone war gut aber es gibt noch andere Rennen in diesem Jahr [zu gewinnen, Anm. d. Red.]. Beide Fahrer sind extrem motiviert und wollen gewinnen. Es ist noch nicht vorbei."

Frage: "Kann sich das Team jetzt schon mehr auf die kommende Saison konzentrieren?"
Dennis: "Wir werden versuchen jedes der kommenden Rennen zu gewinnen, darauf werden wir uns konzentrieren. Mit den Vorbereitungen für 2002 haben wir bereits vor einigen Monaten begonnen."

Frage: "Aber jetzt, wo das Team nicht mehr um den Titel kämpft, können Sie vielleicht mehr Anstrengungen in das nächstjährige Auto stecken..."
Dennis: "Man sollte niemals auf eine Sache zurückblicken und dann sagen können, dass man seine Arbeit besser hätte machen können. Das ist die schwierigste Situation in der man sich befinden kann. Ich glaube nicht, dass wir mehr unternehmen hätten können als wir getan haben. Wir sind ein ziemlich großes Unternehmen und haben sehr viele Kapazitäten in punkto Ingenieurswesen und Design, sodass ich glaube, dass wir an keinem unserer Autos etwas unversucht gelassen haben um Geschwindigkeit zu finden. Wir werden uns vielleicht jetzt ein wenig mehr anstrengen und vielleicht wird Adrian [Newey, Anm. d. Red.] nicht mehr die letzten Grand Prix besuchen, jedoch bleibt es unser Ziel, die letzten Rennen gewinnen zu wollen und so unsere Ausgangslage für die nächste Saison zu stärken."