• 03.09.2017 20:04

  • von Dieter Rencken & Dominik Sharaf

Ricciardos Überholorgie in Monza: "Im Stile Nigel Mansells"

Schnellste Runde, Platz vier dank genialer Taktik und Bilderbuch-Überholmanöver: Der Australier wird nach seiner Monza-Leistung mit Lob überschüttet

(Motorsport-Total.com) - Er reiste fast ohne jede Hoffnung auf ein Topresultat an, musste dann noch eine Rückversetzung um 25 Startplätze hinnehmen und wäre am Ende fast auf das Podium gefahren: Der Italien-Grand-Prix am Sonntag in Monza war für Red-Bull-Pilot Daniel Ricciardo eine faustdicke Überraschung - im positiven Sinne. "Ich war besser unterwegs, als ich gedacht hätte", staunt der Australier über die Performance seines RB13, der auf der Highspeed-Strecke eigentlich dem Untergang geweiht war.

Titel-Bild zur News: Daniel Ricciardo

Honigdachs im Angriffsmodus: Ricciardo ließ einen der Ferrari-Piloten hinter sich Zoom

Doch es lief von Anfang an gut für Ricciardo, der von Startplatz 16 kommend etwas Lackaustausch in der ersten und zweiten Schikane zu verzeichnen hatte, sich aber nach einem knackigen Kampf mit den Sauber-Piloten binnen weniger Runden in die Top 10 vorarbeitete. "Die Reifen fühlten sich klebrig an", sagt er über den Startsatz Soft und meint, dass er nicht viel aus den Pneus hätte herausholen können: "Als ich aber freie Bahn hatte, war mein Tempo ordentlich." Das nutzten die Ingenieure aus und ließen ihn bis Runde 37 von 52 auf der Strecke, ehe er sich frische Reifen abholte.

Die Overcut-Strategie fruchtete, um an den Williams und Force India vorbeizukommen, die früher zur Crew abgebogen waren. Fortan machte Ricciardo mit neuen Supersofts Jagd auf die Ferrari und krallte sich in Runde 41 Kimi Räikkönen - mit einem knackigen Manöver in der ersten Schikane. "Zugegeben, er ist sauber und fair gefahren, aber ich wäre so gegen jeden vorgegangen. Wenn man durch das Feld gepflügt ist und die Gunst der Stunde spürt, ist es egal, wen man sich vornimmt."

Anschließend sah es aus, als könnte sich Ricciardo auch den auf älteren Softs rollenden Sebastian Vettel und Platz drei krallen. Im 42. Umlauf fuhr er 1,1 Sekunden schneller als der Deutsche, was bei zehn noch ausstehenden Runden ausgereicht hätte, um die Lücke zu schließen. "Dann war er aber in der Lage zuzulegen. Ich habe meine Reifen komplett ausgequetscht", so der Red-Bull-Fahrer, der mit 4,018 Sekunden Rückstand auf Vettel ins Ziel kam. Und zwar durchaus zufrieden.


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Ähnlich positiv wertet Teamchef Christian Horner die Leistung: "Er hat einige phänomenale Überholmanöver gezeigt", lobt er Ricciardo. "Ein unglaubliches Comeback. Er ist einer der besten Zweikämpfer. Sein Gefühl dafür, spät zu bremsen und trotzdem die Kurve zu bekommen, ist der Wahnsinn. Das war im Stile Nigel Mansells." Der Brite erwähnt auch ein gut für das Rennen abgestimmtes Auto und glaubt, dass es besser gewesen wäre als der Ferrari. Zum Erstaunen Ricciardos.