• 03.05.2011 11:24

Renault: Zurück zu alter Podest-Form?

Was sich Heidfeld und Petrow vom Europaauftakt erwarten, wo der R31 seine Stärken hat und wie man auf das Podest zurückkehren möchte

(Motorsport-Total.com) - Beim Grand Prix von China riss die starke Serie von Renault: Beim Saisonauftakt war es Witali Petrow, beim zweiten Rennen Nick Heidfeld, der für einen Podestplatz sorgte. Doch in Schanghai sorgte ein Defekt des Russen im Qualifying schließlich dafür, dass sein deutscher Teamkollegen in Q2 keine schnelle Runde mehr fahren konnte - somit war auch das Podest im Rennen für beide Piloten nicht in Reichweite.

Titel-Bild zur News: Nick Heidfeld

In China mussten sich Heidfeld und Petrow mit dem Mittelfeld herumschlagen

Doch diesen Ausrutscher möchten die beiden nun beim Start der Europasaison in Istanbul vergessen machen. Zumal der R31 offensichtlich viel Potenzial hat. "Die Saison war bisher ein einziges Auf- und Ab", bilanziert Heidfeld nach den ersten drei Rennen. "Wir haben zwei Podestplatzierungen in drei Rennen geholt, das ist schon sehr positiv. Das Auto ist schnell und innovativ, es reagiert gut auf Setup-Änderungen und hat auf der Geraden einen guten Speed. Und es ist auf unterschiedlichen Streckencharakteristiken konkurrenzfähig."

Heidfeld bereits eingelebt

Doch mit den bisherigen Ergebnissen zeigt sich der Mönchengladbacher nicht ganz zufrieden: "Wir haben unser Potenzial noch nicht vollständig ausschöpfen können. Ich hoffe, dass sowohl ich, als auch das Team uns noch verbessern können. Die ersten drei Rennen haben uns ein gutes Bild über unsere Stärken und Schwächen gegeben. Die Pause hat nun dazu beigetragen, dass wir analysieren konnten, wo wir uns noch verbessern können."

"Wir haben unser Potenzial noch nicht vollständig ausschöpfen können." Nick Heidfeld

Zudem musste sich Heidfeld zu Saisonbeginn wie seine Kollegen auf die Überholhilfen KERS und verstellbarer Heckflügel einstellen. Auch wenn er sich langsam gewöhnt, hält sich die Begeisterung bei ihm in Grenzen: "Je mehr man die Dinge nutzt, umso leichter wird es. Alles läuft nach Plan, aber ich bin kein Fan des Heckflügels, denn ich mag grundsätzlich keine Sachen, die das Racing künstlich verbessern. Viel wichtiger sind die Reifen. Nur wenn du frischere Reifen hast, kannst du leichter überholen."

Im Gegensatz zum Großteil seiner Kollegen musste sich Heidfeld nicht nur kurzfristig an die neue Technik, sondern auch an ein neues Team gewöhnen. "Seit Februar ging alles so schnell, es war ein heftiger Lernprozess", bestätigt er. "Ich habe einige Wintertests bestritten und danach ging es sofort ins erste Rennen. Es ist immer noch eine Herausforderung, alles auf einmal perfekt hinzubekommen. Aber ich bin von unserer Zusammenarbeit in diesen wenigen Wochen schon sehr beeindruckt."

Heidfeld hofft auf Updates

Das Team hat Heidfeld den Einstieg offenbar so einfach wie möglich gemacht: "Bei Renault will man, dass sich der Fahrer im Auto wohl fühlt. Sie geben dir eine Menge Selbstvertrauen und sie hören - wie ich auch - genau zu. Das hat sehr konstruktiv dazu beigetragen, dass wir uns als Team entwickelt haben. Insofern kann ich generell sagen, dass ich diese offene und in beide Richtungen funktionierende Art sehr genieße."

"Bei Renault will man, dass sich der Fahrer im Auto wohl fühlt." Nick Heidfeld

Jetzt setzt er seine Hoffnungen in die neuen Teile, die in Istanbul erstmals eingesetzt werden: "Wir haben in den ersten drei Rennen gezeigt, dass wir ein gutes Auto haben. Istanbul wird interessant, denn es ist das erste Europarennen. Viele Teams werden Updates mitbringen, wir auch. Ich hoffe sehr, dass wir wieder eine gute Leistung zeigen können."

Petrow siegte bereits in Istanbul

Das will auch Teamkollege Petrow, der bei den ersten Rennen angedeutet hat, dass er seinen Platz in der Formel 1 verdient. "Wir haben dieses Jahr beim Design des Autos und durch Innovationen große Fortschritte gemacht und es sieht jetzt sehr stark aus", lobt der Russe sein Dienstauto. "Wir hatten ein paar gute Rennen und sicherten uns zwei Podestplätze. Wir hatten aber auch Pech, waren aber dennoch stark - es sieht also gut für uns aus. Ich bin mit meinen bisherigen Leistungen und Resultaten zufrieden, wir müssen aber fokussiert bleiben und so weiterarbeiten."

"Ich fahre dort gerne und war in der GP2-Serie sehr erfolgreich." Witali Petrow

An den Kurs im Istanbul Park hat Petrow positive Erinnerungen. "Ich fahre dort gerne und war in der GP2-Serie sehr erfolgreich", spielt er auf seinen Sieg 2009 an. "Mein erstes Rennen als Formel-1-Fahrer habe ich auch in guter Erinnerung, da es das erste Mal war, dass ich im Qualifying in Q3 kam. Dann hatte ich ein paar großartige Kämpfe mit den Ferrari-Piloten. Leider holte ich am Ende wegen eines Reifenschadens keine Punkte. Mein Rennen war dennoch sehr gut."

Petrow ist Istanbul-Fan

Wie die meisten Formel-1-Piloten ist auch Petrow ein Fan der Streckenführung: "Es gibt einige langsame und einige schnelle Kurven - eine gute Mischung aus allem. Gleichzeitig ist es aber auch eine sehr technische Strecke. Jeder kennt die berühmte Kurve 8. Ein weiterer Aspekt ist die Breite der Strecke, wodurch der Kurs recht sicher ist. Die Strecke erlaubt Überholmanöver, dadurch sollte es ein großartiges Rennen werden."

"Die Strecke erlaubt Überholmanöver, dadurch sollte es ein großartiges Rennen werden." Witali Petrow

Doch was hat sich der Renault-Pilot für dieses Rennen vorgenommen? "Ich werde natürlich mein Bestes geben, um das bestmögliche Resultat zu holen", stellt er klar. "Wir rechnen mit Updates, was immer gut ist, aber die anderen Teams werden auch reagieren und hart daran arbeiten, uns zu schlagen. Wir werden unsere Anstrengungen verdoppeln, um die Teams an der Spitze einzuholen. Man weiß nie, was an einem Renn-Wochenende passieren wird, aber mein Team und ich werden hart kämpfen."

Allison hadert mit China-Ergebnis

Wie schwer es ist, ein Renn-Wochenende zu berechnen, wurde in China auch Technikchef James Allison vor Augen geführt. "Insgesamt bin ich mit den ersten drei Rennen zufrieden, aber ich erinnere mich immer an das letzte Rennen und das lief nicht sehr gut für uns", verweist er auf das Pech im Qualifying. "Jetzt werden wir versuchen, das in Istanbul wieder richtig zu stellen."

"Ich erinnere mich immer an das letzte Rennen und das lief nicht sehr gut für uns." James Allison

Der Brite erklärt, was in Schanghai daneben ging: "Der Großteil basiert darauf, dass wir uns im Qualifying nicht dem Auto entsprechend platziert haben. Das Auto nicht in Q3 zu bringen, bedeutete schließlich, dass wir im Rennen einen harten Kampf bewältigen mussten. Zudem hatten wir keine so großartigen Starts wie bei den vorangegangen zwei Rennen. All das führte dazu, dass das Rennen nicht leicht für uns war und wir am Ende auf den hinteren Plätzen landeten."

R31 im Rennen besser als im Qualifying?


Fotos: Renault, Renault-Showrun in Spa-Francorchamps


Mit seinen R31 zeigt sich Allison aber zufrieden: "Das Auto ist schnell genug, um im Qualifying in einer guten Platzierung in die Top-10 zu fahren, was die halbe Miete für den Sonntag ist. Das Auto geht außerdem gut mit den Reifen um, wodurch es besser für das Rennen als für das Qualifying geeignet ist. Ich will es nicht verschreien, aber bisher ist es auch sehr zuverlässig."

"Das Auto geht gut mit den Reifen um, wodurch es besser für das Rennen geeignet ist." James Allison

Jetzt hofft man auf einen weiteren Schritt nach vorne: "Wie alle Teams bringen auch wir neue Teile in die Türkei", bestätigt der Technikchef. "Wir haben einen neuen Frontflügel, einige Modifikationen im Bereich der Nase, ein Update beim Lufteinlass des Autos und einige Kleinigkeiten beim Unterboden." Die Planung für dieses Paket lief ganz unterschiedlich ab: "Die einfachen Updates haben wir in den Tagen vor dem Rennen im Windkanal entwickelt, die meisten wurden aber vor sechs bis acht Wochen erdacht, vor vier Wochen im Windkanal getestet, dann designt und rechtzeitig für den Türkei-Grand-Prix hergestellt."

Da in der Türkei erstmals in dieser Saison die Motorhomes zum Einsatz kommen, steht das Team vor einer zusätzlichen Herausforderung: "Der R31 hat am Donnerstag die Fabrik verlassen und befindet sich auf einer großen Reise in die Türkei. Mit fünf Trucks transportieren wir die Autos nach Italien, wo wir mit einer Fähre das Mittelmeer kreuzen und am Dienstagmorgen im Hafen von Istanbul ankommen. Bei den Motorhomes müssen sieben Leute in drei Tagen über 5.000 Teile zusammenbauen. Gute Reise!"