• 05.09.2012 15:24

Renault: Monza als extreme Belastungsprobe für den Motor

Renault-Motorenpapst Remi Taffin blickt auf den Grand Prix von Italien und die speziellen Anforderungen der Monza-Piste an die Motoren voraus

(Motorsport-Total.com) - Der Große Preis von Italien ist der größte Klassiker der Formel 1-Historie. Seit 1950 wurden in Monza 61 Grands Prix ausgetragen. Nur einmal - in der Saison 1980 - fand der Italien-Grand-Prix in Imola statt. Das legendäre Autodromo Nazionale di Monza ist damit jene Strecke, auf der in der Geschichte der Formel 1 die meisten Rennen ausgetragen wurden.

Titel-Bild zur News: Monza

Die langen Geraden in Monza verlangen den Formel-1-Triebwerken alles ab

Der im Königlichen Park von Monza gelegene Kurs genießt den ehrfurchtsvollen Ehrentitel "Tempel des Tempos". Mehr als drei Viertel der 5,793 Kilometer langen Runde werden mit Vollgas gefahren, vier Mal pro Umlauf erreichen die Rennwagen Spitzengeschwindigkeiten jenseits der 330 km/h. Die Strecke knapp 20 Kilometer nördlich von Mailand gilt als ultimative Prüfung für die Leistungsfähigkeit und die Zuverlässigkeit der Motoren - und damit als eine der härtesten Herausforderungen für die Motorentechniker überhaupt.

"Der Grand Prix-Kurs von Monza ähnelt dem Highspeed-Oval von Indianapolis in den USA, denn die Durchschnittsgeschwindigkeit ist hier mit über 250 km/h ähnlich hoch", zieht Remi Taffin, Leiter des Renault-Einsatzteams, einen ungewöhnlichen Vergleich und führt an: "Im Königlichen Park von Monza läuft unser RS27-V8 in zwei Streckenabschnitten fast 20 Sekunden lang unter Volllast. Das würde für den Start eines kleinen Flugzeugs genügen, aber zum Glück verfügen unsere Formel-1-Boliden über ein ausgeklügeltes Flügelwerk, das sie an den Boden presst. Sowohl der Fahrer als auch das Auto sind hier in Monza extremen Belastungen ausgesetzt."

"Obwohl wir bereits beim vorigen Rennen in Spa-Francorchamps neue Triebwerke eingesetzt haben, statten wir unsere Partnerteams vor diesem Rennen erneut mit neuen RS27-V8 aus", offenbart Taffin mit Blick auf die Renault-Kundenteams Red Bull, Lotus, Williams und Caterham. Eine Rückversetzung in der Startaufstellung haben die betroffenen Piloten allerdings nicht zu befürchten, da die Wechsel noch innerhalb des vom Reglement vorgegebenen Rahmens vollzogen werden.

"Natürlich stehen bei diesem Grand Prix vor allem die Höchstgeschwindigkeit und die maximale Motorenpower im Fokus. Gleichzeitig widmen wir uns aber auch intensiv der exakten Getriebeabstimmung, damit unsere Piloten aus den engen Ecken optimal auf die nächste Gerade herausbeschleunigen können. Daher verwenden wir hier längere Übersetzungen als auf anderen Strecken", so Taffin.

Geringe Benzinmenge dank niedriger Verbrauchswerte

Der Renault-Motorenpapst führt weiter aus: "Trotz des sehr hohen Vollgasanteils ist der Benzinverbrauch in Monza einer der geringsten der gesamten Saison. Dementsprechend starten wir hier auch mit der zweitniedrigsten Benzinmenge in das Rennen. Nur in Monaco sind die Tanks noch knapper befüllt, weil bei diesem Grand Prix die Renndistanz sehr gering ist. Überraschenderweise ist Monza die verbrauchseffizienteste Strecke im gesamten Rennkalender, denn die Achtzylinder laufen relativ konstant in einem Drehzahlbereich."

"Hinzu kommt der geringe aerodynamische Widerstand der Fahrzeuge auf diesem Highspeed-Kurs. Man kann es vergleichen mit dem Fahren auf der Autobahn und dem Stadtverkehr: Wenn du mit einer konstanten Geschwindigkeit unterwegs bist, ist der Benzinverbrauch geringer als beim ständigen Stop-and-Go-Verkehr mit häufigem Hoch- und Runterschalten", so der Franzose.

Ein weiterer Aspekt, den die Piloten im Verlauf der 53 Runden am Sonntag bedenken müssen, betrifft KERS. "Der zusätzliche Schub erleichtert zwar das Überholen, allerdings ist es nicht einfach, die nötige Energie im Verlauf einer Runde zurückzugewinnen, denn es gibt lediglich zwei Bremszonen. Das Aufladen der Batterie ist daher eine echte Herausforderung", weiß Taffin.