Regen in Spa: Formel 1 wieder einmal wasserscheu

Das Wetter sorgte in Spa-Francorchamps für ein wenig aufregendes erstes Freies Training - Würden Monsun-Reifen für mehr Fahrbetrieb sorgen?

(Motorsport-Total.com) - Fünf Wochen lang hatten sich die Räder in der Formel 1 nicht gedreht, doch wer zum Auftakt der zweiten Saisonhälfte mit eifrigem Fahrbetrieb ungeduldiger Piloten gerechnet hatte, wurde im ersten Freien Training in Spa-Francorchamps bitter enttäuscht. Die Ardennen präsentierten sich bei Temperaturen von 12 Grad und strömenden Regen wieder einmal von ihrer unschönen Seite und sorgten dafür, dass die durchnässten Fans an der Strecke für ihre Entbehrungen nur mit wenig Action auf der Strecke belohnt wurden.

Titel-Bild zur News: Regen, Boxengasse, Spa

Spa am Vormittag: Flucht ins Trockene statt Rennaction auf der Strecke Zoom

"Spa ist natürlich ein super Start, eine der schönsten Strecken im Kalender. Natürlich nicht gerade bei den Bedingungen heute", sagt Nico Rosberg bei 'Sky'. Wie die meisten seiner Kollegen fuhr auch der Deutsche nur wenige Runden und verbrachte die meiste Zeit in der trockenen und warmen Box. Wohin man an diesem Vormittag in der Boxengasse auch hörte, überall fing man ähnliche Kommentare auf.

"Es gibt schon viele Bäche auf der Strecke." Paul di Resta

"Es ist sehr nass. Unter diesen Bedingungen würden wir wegen der Sicht und des Aquaplanings wahrscheinlich weder ein Qualifying noch ein Rennen fahren", meint Mark Webber im Gespräch mit 'Sky Sports F1'. Beim gleichen Sender erklärt auch Paul di Resta: "Es gibt schon viele Bäche auf der Strecke. Das ist das Risiko nicht wert, denn du lernst nichts." Und auch Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery meint: "Sie werden keinen Abflug riskieren, vor allem auf solch einer schwierigen Strecke wie Spa. Die Fans leiden natürlich unter den Bedingungen, ähnlich wie in Silverstone", so der Brite ebenfalls bei 'Sky Sports F1'.

Mehr Fahrbetrieb mit Monsun-Reifen?

Romain Grosjean

An der Gischt würden auch Monsun-Reifen nichts ändern Zoom

Grund für die Zurückhaltung der Fahrer war auch die Wettervorhersage für die kommenden Tage, die eine deutliche Besserung verspricht. "Da die Bedingungen am Samstag und Sonntag sehr stabil aussehen, wäre es unsinnig jetzt zu viel zu riskieren", erklärt Webber. So zahlten die Fans am Vormittag wieder einmal Lehrgeld und erlebten nur wenig Fahrbetrieb. Von der Idee, den Zuschauern zuliebe etwas mehr zu fahren, hält Webber wenig. "Sicherlich wäre es schön für die Fans, wenn wir mehr fahren würden, aber wir wollen ja auch Informationen gewinnen. Es geht nicht nur darum, Kilometer abzuspulen. Außerdem haben wir auch nicht unbegrenzt Teile."

Würde eventuell die Wiedereinführung sogenannter Monsun-Reifen für extreme Regenbedingungen, die es bis vor einigen Jahren gab, für mehr Rennaction im Regen sorgen? Pirelli-Mann Hembery winkt ab: "Wahrscheinlich würden sie auch dann nicht fahren, wenn wir solche Reifen hätten." Für den Briten ist unter diesen Bedingungen weniger die Wasserverdrängung, sondern vielmehr die Sicht das Hauptproblem.

Wieder Blasenbildung bei den Slicks?

"Im Rennen wäre bei so viel Wasser die Gischt zu stark, das wäre gefährlich. Selbst jetzt, wo der Reifen 60 Liter Wasser pro Sekunde verdrängt, ist es für die Fahrer unter Rennbedingungen sehr schwierig. Im Freien Training ist das weniger ein Problem, da fährt jeder für sich", so Hembery, der sich von Monsun-Reifen keine große Änderung verspricht: "Wie diskutieren dieses Thema immer wieder. Aber selbst, als es die Monsun-Reifen noch gab, wurde wenig damit gefahren. Deshalb hat man sie abgeschafft."


Fotos: Großer Preis von Belgien, Freitag


Die für morgen prophezeite Wetterbesserung sorgt bei Hembery jedoch nicht für Entspannung. "Das schafft neue Probleme", so der Brite. "Sie sind bisher noch nicht auf den Slicks gefahren und konnten daher nicht an der Abstimmung arbeiten. Spa ist für die Reifen eine der anspruchsvollsten Strecken. Daher wissen wir nicht, ob es vielleicht Probleme wie Blasenbildung an. Im Vorjahr war das bei dem ein oder andere Team ja ein Thema", erinnert Hembery an das Vorjahr, als vor allem Red Bull große Probleme mit den Reifen hatte.

Ohnehin stellt der europäische Sommer mit seinen wechselhaften Wetterbedingungen Pirelli auf eine harte Probe: "Europa ist für uns in dieser Beziehung der anstrengendste Teil der Saison. Wenn wir nach Bahrain oder Abu Dhabi fahren, wissen wir, dass es heiß sein wird. Aber bei den Rennen in Europa ist von 12 Grad und Regen bis hin zu 35 Grad alles möglich", so Hembery. "Daher müssen wir mit den Reifen auf alle Bedingungen vorbereitet sein."