Red Bull: Sanfte Kritik an Max Verstappen nach Trainingspanne

Das Freitagsfazit von Red-Bull-Sportchef Helmut Marko nach dem Formel-1-Training in Australien: Wofür er Max Verstappen kritisiert und was er vom Ferrari-Speed hält

(Motorsport-Total.com) - "Es ist nicht so, wie wir es uns vorgestellt hatten", sagt Red-Bull-Sportchef Helmut Marko nach dem Formel-1-Freitagstraining zum Australien-Grand-Prix 2024 in Melbourne bei Sky. Und ausgerechnet WM-Spitzenreiter Max Verstappen trägt zumindest eine Teilschuld an der Situation des Teams: Ein zu harter Ritt über die Randsteine am Albert Parc Circuit hielt ihn lange für Reparaturen in der Box.

Titel-Bild zur News: Max Verstappen

Formel-1-Weltmeister Max Verstappen beim Australien-Grand-Prix 2024 Zoom

Verstappen selbst spricht von "20 Minuten", die ihn der Vorfall und die anschließenden Arbeiten gekostet hätten. Marko nennt es "wertvolle Zeit", die Red Bull nun fehle - eine sanfte Kritik an Verstappen.

Aber was genau ist passiert? "Max hat [im ersten Freien Training] einen Randstein berührt und diese Berührung hat einen relativ starken Schaden verursacht", erklärt Marko. Verstappen meint bei Sky: "Ich bin von der Strecke abgekommen und habe den Unterboden und das Chassis beschädigt."

Als Konsequenz begann das zweite Freie Training in Melbourne ohne den WM-Titelverteidiger: Verstappens Auto stand für eine gute Viertelstunde aufgebockt in der Red-Bull-Box, als andere Fahrer längst unterwegs waren. "Das Team hat schnell gehandelt", sagt Verstappen. "So konnte ich mein Programm mehr oder weniger noch abspulen."

Aber "mehr oder weniger" ist eben nicht "vollständig". Gerade die für die Distanz so wichtige Rennsimulation fiel bei Verstappen mit nur vier Runden fast komplett unter den Tisch. Deshalb sagt Verstappen: "Ich hätte beim Longrun gerne noch ein paar mehr Runden absolviert, aber wenn 20 Minuten fehlen, ist es eben so."

Ferrari setzt Red Bull im Training unter Druck

Und so taucht nicht Red Bull ganz vorne auf bei den Longrun-Zeiten, sondern Ferrari. Denn Charles Leclerc "hat ein Tempo vorgelegt", das Marko staunen und erkennen lässt: "Wir müssen nachbessern. Es braucht eine sehr gute Feinabstimmung." Aber grundsätzlich gehe Red Bull mit dem RB20 technisch bereits "in die richtige Richtung", so der Sportchef.

Einzig der Topspeed ließ zu wünschen übrig: Bei seinem kurzen Longrun verlor Verstappen auf den Geraden vor den Kurven 9 und 11 laut der Datenanalyse von F1 Tempo fast eine Sekunde auf Leclerc, hätte ansonsten ähnlich schnell sein können wie der Ferrari-Fahrer.

"Das lässt eventuell darauf schließen, dass Red Bull noch nicht alles gezeigt hat, was die Motorleistung angeht", sagt Sky-Experte Timo Glock. Marko bestätigt Glock in dieser Annahme: Im Gegensatz zu Ferrari sei Red Bull am Freitag noch nicht mit "voller Power" gefahren. Er sehe den Rückstand von am Ende fast vier Zehnteln auf Leclerc deshalb "nicht so kritisch".


Verstappen spielt Rückstand herunter

Andererseits zeigt sich Marko beeindruckt von der Renngeschwindigkeit Ferraris: Leclercs Longrun sei "sehr eindrucksvoll" gewesen. "Da passt unsere Abstimmung noch nicht", meint der Red-Bull-Sportchef.

Auch Verstappen gibt an, sein Team könne "noch ein paar Sachen feintunen". Es sei jedoch "nichts Verrücktes" am Red Bull RB20 zu machen und seine Mannschaft habe ausdrücklich "keine Sorgen", sagt Verstappen. "Es geht nur darum, das Auto noch etwas besser abzustimmen."

Aber reicht es dann gegen Leclerc? Sky-Experte Glock geht nach dem Freitagstraining in Australien nicht zwingend von einer Verstappen-Pole aus: "Da muss er sich schon strecken und am Samstag die perfekte Runde hinlegen. Wenn Leclerc weiterhin so gut dasteht, dann wird es ein harter Kampf."