• 23.04.2008 12:10

  • von Roman Wittemeier

Räikkönen und der neue Saisonstart

Kimi Räikkönen will beim Grand Prix in Barcelona die Ferrari-Siegesserie fortsetzen und sich in der Fahrer-Weltmeisterschaft weiter absetzen

(Motorsport-Total.com) - Für Kimi Räikkönen beginnt die Saison beim kommenden Grand Prix in Spanien noch einmal neu. Dabei geht der Finne mit einem Vorsprung in das Barcelona-Rennen, denn er hat nach dem verkorksten Start in Melbourne seit dem vergangenen Rennen Bahrain dann doch die Führung in der Fahrerwertung übernommen. Räikkönen liegt drei Zähler vor seinem ärgsten Verfolger Nick Heidfeld, Lewis Hamilton folgt mit fünf Punkten Abstand auf Rang drei.

Titel-Bild zur News: Kimi Räikkönen

Kimi Räikkönen kommt als Führender der Fahrerwertung nach Spanien

"Ich bin schon oft in Barcelona gefahren und es ist immer eine Herausforderung. Dieses Mal wird es aber ganz besonders sein, denn ich komme als WM-Führender nach Spanien, sonst war ich immer der Verfolger", so der amtierende Weltmeister. Für das Rennen in Barcelona hat er sich eine ebenso einfache wie logische Taktik zurechtgelegt: "Wenn ich es schaffe, die anderen im Rennen hinter mir zu halten, dann halte ich sie auch in der Gesamtwertung hinter mir."#w1#

Ferrari soll weitersiegen

"Bis zum Titel ist es noch ein langer Weg." Kimi Räikkönen

Zuletzt in Bahrain hatte Räikkönen gegen seinen Teamkollegen Felipe Massa kaum einen Stich bekommen, allerdings litt der Finne angeblich unter gesundheitlichen Problemen. Beim Rennen am kommenden Wochenende ist der Sieg das Ziel: "Wir gehen wie immer mit 100 Prozent an die Aufgabe heran. Die Situation in der Formel 1 kann sich ganz schnell ändern. Es ist so wichtig, dass man in jedem einzelnen Rennen so viele Punkte wie möglich nach Hause bringt. Bis zum Titel ist es noch ein langer Weg."

Bei den zurückliegenden Testfahrten an gleicher Stelle probierte man am Ferrari F2008 eine veränderte Frontpartie aus, mit einem riesigen Nasenloch und großem Luftauslass auf der Front. "Das Team ist in guter Form. Leider war mein Anteil an den Probefahrten wegen des Wetters sehr begrenzt, aber das ist nicht so schlimm. Ich glaube, wir werden konkurrenzfähig sein und eine gute Performance zeigen. Die Zutaten sind auf alle Fälle da."

"Es wird allerdings sehr eng. Alle Teams haben vor dem ersten Rennen in Europa große Updates installiert, deswegen wird es sehr interessant. Wir haben die beiden zurückliegenden Rennen gewonnen, deswegen sind unsere Gegner bestimmt noch hungriger", beschrieb Räikkönen die Konkurrenzsituation vor dem Spanien-Grand-Prix. Wie viele andere auch, sei auch er froh, endlich wieder europäischen Boden unter den Füßen zu haben.

Neustart der Saison

"Barcelona ist eine dieser Strecken, wo du ein ganz präzises Setup brauchst." Kimi Räikkönen

"Wir müssen nicht mehr so viel Reisen und können unsere volle Konzentration auf das Rennwochenende legen. Es ist schon so eine Art Tradition, dass die Saison hier nahezu noch einmal neu startet. Für mich ist es ganz besonders, weil ich erstmals als Gesamtführender in die europäische Saison starte." Der amtierende Champion konnte nur 2005 in Barcelona ein Mal siegen, ansonsten blieben ihm bislang dort Podiumsbesuche verwehrt.

"Barcelona ist eine dieser Strecken, wo du ein ganz präzises Setup brauchst, um vor den anderen bleiben zu können. Es haben alle Teams hier schon sehr oft getestet, also wird man hier kaum irgendwo einen Vorteil haben können. Der Kurs ist sehr anfällig für Wind und schwankende Temperaturen", beschrieb der Finne die Besonderheiten des Circuit de Catalunya. "Man kann nach den Tests kein präzises Bild haben, denn die sind alle mit unterschiedlichen Tankfüllungen gefahren."

"Wir sollten sehr konkurrenzfähig sein, wenn wir alle unser Bestes geben." Felipe Massa

Er sei sich daher auch nicht ganz sicher, ob Ferrari nach wie vor allein an der Spitze bleiben könne. "Wir hatten unsere Hochs und Tiefs in dieser Saison, aber ich erwarte uns auf dem Niveau von Malaysia und Bahrain", drückte er seinen Optimismus aus. Die Zeit zwischen dem Rennen in der Wüste von Bahrain und dem nun anstehenden Europaauftakt in Spanien verbrachte der finnische Weltmeister mit Freunden und der Familie in der Schweiz und in Finnland.

Massa mit guten Aussichten

"Das Wochenende in Barcelona wird sicherlich genauso hart, wie alle anderen auch. Aber wir sollten sehr konkurrenzfähig sein, wenn wir alle unser Bestes geben", brachte Teamkollege Felipe Massa seinen Optimismus zum Ausdruck. "Die Dinge können sich aber auch schnell mal ändern. Nicht nur von einem Rennen zum anderen, sondern die Streckenverhältnisse können zum Beispiel am Wochenende schon wieder ganz anders sein als beim Testen in der Woche zuvor.

Der Bahrain-Sieger war bei den Testfahrten an den ersten zwei Tagen zum Einsatz gekommen. "Am ersten Tag war die Strecke noch sehr schmutzig, da bin ich vormittags nicht so viel gefahren. Am Nachmittag habe ich dann die neuen Slicks von Bridgestone ausprobiert." Es war für Massa das erste Mal, dass er einen Formel-1-Wagen mit profillosen Reifen bewegte. "Das war interessant, weil wir das Auto nicht verändert hatten. Ich hatte also gleichzeitig auch jede Menge Downforce und daher gab es unglaubliche Rundenzeiten."

"Das fühlte sich an, als würde ich ein ganz neues Auto fahren." Felipe Massa

"Das fühlte sich an, als würde ich ein ganz neues Auto fahren. Man muss mit den Slicks viel aggressiver zu Werke gehen, weil man einfach unglaublich viel Grip hat. Von der fahrerischen Seite war das wirklich fantastisch, endlich einmal wirklich alles aus dem Auto herausholen zu können, den ganzen Abtrieb und den ganzen mechanischen Grip nutzen zu können und einige richtig schnelle Runden drehen zu dürfen."

Kritik an Reifenwärmer-Verbot

"Ich bin ein paar Runden mit nicht vorgewärmten Reifen gefahren. Es gibt ja den Plan, die Reifenwärmer für das kommende Jahr abzuschaffen. Ich muss sagen, nicht nur im Sinne schneller Rundenzeiten, sondern vielmehr aus Sicherheitsgründen ist es viel besser, die Reifenwärmer zu verwenden. Ich hatte auf meiner Outlap richtig Schwierigkeiten, dabei war es nicht einmal ein besonders kühler Tag. Abgesehen von der Performance, sind die Reifenwärmer im Sinne der Sicherheit einfach unglaublich wichtig", brachte Massa seine Kritik an der geplanten Abschaffung zum Ausdruck.

So beeindruckend und spannend der erste Testtag mit den Slick-Versuchen auch war, am zweiten Tag wartete Standard-Abstimmungarbeit auf den Brasilianer. "Wir haben auch die Reifen probiert, die uns am Wochenende geliefert werden. Ich bin ganz glücklich, weil ich gemeinsam mit meinen Ingenieuren ein gutes Basissetup erarbeiten konnte. Die Balance ist wirklich gut", beschrieb der aktuelle WM-Sechste seine Fortschritte.

"Ich war der erste, der mit der neuen Fahrzeugnase ausrücken durfte." Felipe Massa

"Ich war der erste, der mit der neuen Fahrzeugnase ausrücken durfte, über die so viel diskutiert wurde. Die bringt uns wirklich nur ein kleines Stück voran. Das ist nichts, was das Auto plötzlich um eine Sekunde schneller machen kann. So etwas gibt es nie. Es ist einfach ein kleiner Fortschritt bei der Aerodynamik. Manchmal verändern wir viel kleinere Dinge, die gar nicht sichtbar sind und die bringen uns oftmals mehr, als diese deutlich sichtbare Veränderung", hielt Massa das Staunen über das neue Ferrari-Haifischmaul für übertrieben.

Auch das Testen dieser neuen Entwicklung sei nichts besonderes gewesen. Es sei halt sein Job, neue Teile auszuprobieren und den Technikern dann möglichst genaues Feedback zu geben. Insgesamt fühlt sich der 26-Jährige nach den Testfahrten in seiner Erwartungshaltung für das kommende Rennwochenende in Barcelona noch weiter bestärkt. Er wolle dort anknüpfen, wo er zuletzt in Bahrain aufgehört habe.

"Im vergangenen Jahr habe ich in Barcelona gewonnen und es war ein fantastisches Rennen, das ich so schnell nicht vergessen werde. Es war ein harter Kampf mit Fernando Alonso, der sich vor seinem heimischen Publikum einiges vorgenommen hatte. In der ersten Kurve zog er alle Register, um an mir vorbei zu kommen. Als ich nach der ersten Kurve aber endgültig vor ihm lag, war es dank unserer Strategie ein recht einfaches Rennen", zitierte der Brasilianer seine motivierenden Erinnerungen an das vergangene Jahr.