Preston: "Es war völlig verrückt"
Der Technische Direktor von Super Aguri F1 über kuriose Vorbereitung des neuen Rennstalls und die ehrgeizigen Pläne bis zum Saisonende
(Motorsport-Total.com) - Die Formel-1-Saison 2006 brachte einige Veränderungen mit sich. Das BAR-Team ist nun als reinrassiges Honda-Werksteam am Start, BMW tritt unter eigener Flagge an und das Minardi-Team gehört - vorerst - der Vergangenheit hat. Den Platz am hinteren Ende des Starterfeldes hat unterdessen ein neues Team eingenommen: Super Aguri F1.

© Super Aguri
Mark Preston hegte schon seit langer Zeit Einstiegspläne in die Formel 1
Dabei ist die Leistung, dass das neue Team überhaupt zum Saisonauftakt in Bahrain mit zwei Autos vertreten war, nicht hoch genug einzuschätzen. In nur knapp 120 Tagen stampfte man einen Formel-1-Rennstall aus dem Boden. Noch vertraut man auf alte Arrows-Chassis, in denen aktuelle Honda-V8-Triebwerke ihren Dienst verrichten.#w1#
Auf die hinteren Startpositionen abonniert ist man jedoch keineswegs niedergeschlagen, ganz im Gegenteil. "Wir liegen unseren eigenen Vorstellungen sogar etwas voraus", wie Mark Preston, der Technische Direktor des Teams in der Zeitung 'The Age' erklärte. "Ich bin ziemlich beeindruckt." Preston steht gerade jetzt etwas mehr in der Öffentlichkeit, denn die Formel 1 gastiert in seiner australischen Heimat.
Warten auf den Geldkoffer
Mit Super Aguri zog der Australier aber auch einen Schlussstrich und die eigenen, ehrgeizigen Pläne: Nach dem Bankrott des Arrows-Teams plante er einen Formel-1-Einstieg unter eigener Flagge als Preston Racing, doch über den Planungsstatus kam das Projekt nicht hinaus. "Es gab einige Dinge, die uns nah an die Formel 1 brachten, aber es ist wie immer: Man wartet auf jemanden, der genug Geld hat, um für das Projekt zu zahlen. Und passiert nicht täglich", so Preston.
"Wir wollten einfach zurück in die Formel 1, also haben wir auf die richtige Gelegenheit gewartet", fuhr er fort. "Wir haben uns quasi selbst verkauft, denn wir hatten eine technische und eine organisatorische Gruppe, die wirklich etwas leisten konnten. Wir warteten einfach auf jemanden, der genug Geld hat, um es zu versuchen."
Es dauerte einige Monate, bis Aguri Suzuki an die Tür klopfte. Mit tatkräftiger Unterstützung von Honda konnte nun der Teamaufbau abgeschlossen werden. "Irgendwann Anfang Oktober (2005) trafen wir Aguri, in der Woche darauf dann auch Honda, wieder eine Woche später ging es schon los", so der Australier mit einer Kurzabhandlung der zeitlichen Abläufe.
Es sei alles schon "ziemlich verrückt" gewesen, wie er gestand. "Aber ich denke, ein Grund, warum wir das gemacht haben, war, dass in unseren Köpfen schon gut geplant war, was wir brauchen und wie wir es bekommen." Ironischerweise nistete sich das Projekt dort ein, wo Preston in der Formel 1 bereits gearbeitet hatte: in den alten Anlagen des Arrows-Teams.
MF1 Racing soll noch 2006 bezwungen werden
Dass es aber gelang, zwei einsatzfähige Autos zum ersten Saisonrennen zu bringen, geht auch heute kaum in den Kopf von Preston. "Das war verrückt", erklärte er. "Es ist schwer vorstellbar, wie wir das rechtzeitig geschafft haben. Die Panik begann an dem Tag, als wir die Autos zum Crashtest brachten und endete mit der Herstellung der Team-T-Shirts."
"Es hätte so viele Dinge geben können, die uns hätten aufhalten können. Jeden Tag machten wir ein Häckchen hinter etwas anderem, was abgearbeitet wurde. Wir hatten eine lange Liste und einen Plan, an den wir uns genau hielten", erklärte er weiter. "Probleme hätten jeden Tag auftreten können, aber wir haben fast alles geschafft."
Nun ist ein Plan allein nicht mehr ausreichend, jetzt bestimmen auch Ziele die Arbeit bei Super Aguri. "Uns erstes Ziel ist es, MF1 Racing zu schlagen", so Preston. "Wir wollen sie einholen und schauen, dass wir sie in naher Zukunft das eine oder andere Mal im Qualifying bezwingen. Es wäre toll, wenn wir das mit der kurzen Vorbereitungszeit schaffen würden. Gegen Ende des Jahres aber wollen wir definitiv vor ihnen stehen."

