• 30.10.2001 17:32

  • von Fabian Hust

Presse: Ford-Chef Nasser geht - Ford jr. übernimmt

Ford-Chef und Formel-1-Fan Jac Nasser muss seinen Posten offenbar für William Clay Ford jr. räumen

(Motorsport-Total.com/dpa) - Der Unternehmenschef der Ford Motor Company, Jacques ("Jac") Nasser (53), wird nach bisher unbestätigten US-Medienberichten vom Dienstag abgelöst. Sein Nachfolger soll der Ford-Verwaltungsratsvorsitzenden William Clay Ford jr. (44) werden, der Urenkel des Firmengründers Henry Ford. Er wäre das erste Familienmitglied der Ford-Familie, das den zweitgrößten Autokonzern der Welt seit 21 Jahren leitet.

Titel-Bild zur News: Jac Nasser

Verschwindet Ford/Jaguar zusammen mit Jac Nasser aus der Formel 1?

Nach den Berichten will Ford im Laufe des Tages den Wechsel offiziell mitteilen. Henry Ford II, der Onkel von William "Bill" Ford, hatte 1979 die Führung abgegeben. Seither hatten familienfremde Manager den fast hundert Jahre alten traditionsreichen Autokonzern geführt.

Nasser wurden hohe Verluste, die Rückrufaktionen von 13 Millionen Firestone-Reifen mit Kosten von drei Milliarden Dollar, Qualitäts- und Produktionsprobleme, eine kürzlich erfolgte Dividendenkürzung, starke Absatz- und Markanteilverluste im heimischen Markt, kostspielige Schadenersatzklagen und ein starker Verlust des Ford-Aktienkurses zum Verhängnis.

Der in Australien aufgewachsene Nasser hatte wegen seiner Kostensenkungsaktionen den Spitznamen "Jac Messer" erhalten. Er steht seit 1968 in Diensten von Ford. Am 1. Januar 1999 hatte er die Führung von Ford als Präsident und "Chief Executive Officer" (Firmenchef) vom langjährigen Ford-Konzernchef Alex Trotman übernommen.

"Bill" Ford wurde zum gleichen Zeitpunkt Vorsitzender des Ford-Verwaltungsrates. Er hatte bis 1995 in verschiedenen Stellen im Unternehmen gearbeitet. Dann übernahm er die Leitung des Finanzausschusses in dem Aufsichtsgremium. Er vertrat damit die Interessen der Ford-Familie, die noch 40 Prozent der stimmberechtigten Ford-Aktien kontrolliert. Ford hatte seit Mitte dieses Jahres zunehmend stärker auf die Tagesgeschäfte Einfluss genommen.

Nick Scheele (57), der Leiter der nordamerikanischen Operationen, wird "Chief Operating Officer" und damit die Ford-Tagesgeschäfte übernehmen. Der Brite Scheele war erst kürzlich nach Nordamerika zurückgekommen, nachdem er die europäische Ford-Tochter Ford Europe geleitet hatte. Jim Padilla (55), der Vizepräsident für Produktion und Qualitätskontrolle, soll Scheeles Job übernehmen.

Carl Reichardt (70), der seit 1986 im Ford-Verwaltungsrat sitzt, wird stellvertretender Vorsitzender des Verwaltungsrates. Er hatte früher die große US-Bank Wells Fargo geführt. Dies hatte die amerikanische Autofachzeitschrift "Automotive News" in einer Pressermitteilung als erste berichtet.

Die Umstrukturierung bei Ford könnte sich auch auf das Formel-1-Engagement der Tochterfirma Jaguar auswirken, sollte der neue Chef einen Sparkurs beschließen. Im Gegensatz zu Jac Nasser ist Ford Jr. kein Formel-1-Fan. Auf einer Sitzung soll kürzlich Ford Nasser gefragt haben, wer bei Ford am meisten verdiene. Nasser antwortete Ford Jr., dass er annehme, dass Ford Jr. der bestbezahlte Angestellte ist. Daraufhin meinte Ford Jr.: "Nein, es ist ein Kerl namens Ed Irvine. Wer zum Teufel ist das?"