Pirelli kündigt an: Bis Silverstone wird nachgebessert
Ein Rennen mit Signalwirkung: Pirelli will bis Silverstone an den eigenen Produkten arbeiten, um die Teams nicht erneut mit vier Boxenstopps zu konfrontieren
(Motorsport-Total.com) - "Vier Stopps sind eindeutig zu viel." Das ist die Erkenntnis von Pirellis Motorsport-Direktor Paul Hembery nach dem Großen Preis von Spanien in Barcelona. Dort hatten sich die Pneus der Varianten Medium und Hard als nur wenig haltbar erwiesen, sodass die Piloten insgesamt 82 Reifenwechsel durchführen mussten. Damit schoss Pirelli über die eigene Zielsetzung von zwei bis drei Stopps hinaus.
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Daniel Ricciardo und seine 21 Kollegen fuhren 82 Mal (!) bei ihren Boxencrews vor Zoom
Mit Konsequenzen, wie Hembery direkt nach dem Rennen erklärt: "Wir werden uns das für Silverstone anschauen." Gut möglich also, dass Pirelli von seinem ursprünglichen Formel-1-Fahrplan abweicht und den einzelnen Grands Prix andere Reifen zuordnet als eigentlich vorgesehen. Noch ist aber nicht klar, wie die "Veränderungen" aussehen werden, die Hembery für das britische Rennen verspricht.
Der Reifenchef wähnt sich diesbezüglich ohnehin in einer Zwickmühle: "Wir dürfen nicht vergessen, dass viele Teams gegen eine Veränderung sind. Wenn wir jetzt etwas Neues ankündigen, dann sind vielleicht nur die Leute froh darüber, die heute auf dem Podest standen. Oder ich bekomme in Silverstone zu hören, dass wir Red Bull die WM auf dem Silbertablett serviert haben. Schwierig..."
Pirelli tut ja nur wie geheißen - oder nicht?
Ohnehin verstehe er nicht, warum die Empörung über die Reifen gerade jetzt wieder einen Höhepunkt erreiche, meint Hembery. "So ist es doch schon zwei Jahre lang. Wir verstehen wirklich nicht, warum ihr euch da so ereifert. Das ist doch bizarr." Außerdem, das betont der Pirelli-Motorsport-Direktor mit schöner Regelmäßigkeit, tue sein Unternehmen nur, was ihm von der Formel 1 aufgetragen wurde.
"Wir wurden ja darum gebeten, zwei bis drei Boxenstopps zu ermöglichen. Manche von euch hätten gern einen Stopp, sodass die Reifen kein Entscheidungskriterium sind. Dann hast du aber wieder eine Prozessionsfahrt, bei der die Startposition auch gleich die Endposition darstellt", sagt Hembery und fügt hinzu: "Die große Frage ist halt, was du dir vom Rennsport wünschst. Sagt es uns einfach."
Würde man bei Force India und Toro Rosso nachhaken, diese Teams würden wohl Reifen fordern, deren Lauffläche sich nicht einfach so während der Fahrt ablöst. Das hat Paul di Resta im Training erlebt, Jean-Eric Vergne im Rennen. Und wie steht Pirelli dazu? Hembery zeigt sich zurückhaltend, was die Ursachen anbelangt: "Es ist eine Kombination aus vielen Faktoren", meint der Brite.
Wer nicht testet, kann nicht viel verändern
"Wir sind bei der Struktur der Reifen in diesem Jahr generell einen Tick aggressiver. Die Autos sind auch schneller als 2012. Wir sind nun schon fast schon wieder auf einem Niveau wie 2011 mit den auspuffangeströmten Diffusoren. Die Reifen werden einfach in jeglicher Hinsicht mehr belastet", erklärt Hembery. Um im selben Atemzug noch die fehlende Möglichkeit für Tests anzusprechen.
"Während der Saison führen wir ja schier keine Probefahrten durch. Dafür steht uns außerdem ein Auto von 2010 zur Verfügung. Es ist natürlich leicht, Kritik zu üben, doch wir haben einfach nicht das Werkzeug, um perfekte Arbeit abzuliefern", sagt der Pirelli-Reifenchef. "Und wir lagen jetzt nur um einen Boxenstopp daneben, in Spanien hat ein Ferrari gewonnen. So schlimm ist es also nicht..."