Pirelli kontert Hamilton-Kritik: Reifen in der Formel 1 nicht das Problem?
Laut Lewis Hamilton haben die aktuellen Pirelli-Reifen in der Formel 1 nur ein kleines Arbeitsfenster - Das Unternehmen kontert die Kritik des Briten
(Motorsport-Total.com) - Lewis Hamilton und Mercedes sind nicht in der Lage, in der Formel-1-Saison 2024 an der Spitze mitzufahren. Der siebenmalige Weltmeister kämpft mit den Pirelli-Reifen, die laut dem Briten nur ein kleines Arbeitsfenster zulassen, in dem die Leistung maximiert werden kann. Doch Pirelli kontert die Kritik des Mercedes-Piloten und sieht die Reifen nicht als Hauptproblem.

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Pirelli kontert die Kritik von Lewis Hamilton Zoom
Hamilton sagte nach dem Grand Prix von Miami: "Das ist das Frustrierendste. Früher hatten wir ein viel größeres Arbeitsfenster. So konnten wir die Balance optimieren und hatten über eine ganze Runde guten Grip. Diese Reifen gehören nicht zu meinen Favoriten."
Doch wie reagiert Pirelli auf die Kritik des 39-Jährigen? Das Unternehmen glaubt nicht an die Richtigkeit der Vorwürfe des Briten. Vielmehr sehen die Italiener ein engeres Feld in der Formel 1, in dem jeder kleine Faktor einen Unterschied machen würde. Deshalb hätten einige Teams 2024 Probleme, während andere Rennställe besser mit den Reifen umgingen.
Pirellis Formel-1-Chefingenieur Simone Berra erklärt: "Jeder Reifen hat zu einem bestimmten Zeitpunkt seine maximale Leistung, und das Arbeitsfenster ist nur eine Definition. Wir verwenden einen prozentualen Gripverlust, um das Fenster zu definieren. Das war früher genauso wie heute. Damals war dieses Detail nicht so wichtig, heute ist es sehr wichtig."
Auch die Autos beeinflussen das Fenster
"In der Vergangenheit, vor 15 oder 20 Jahren, hatten wir Autos, die 0,5 bis 0,7 Sekunden auseinander lagen, das war nicht so eng", fährt er fort. "Heute ist das ganz anders. Schon eine Zehntelsekunde macht einen großen Unterschied." Außerdem, so Berra, spiele auch die Charakteristik der Autos eine wichtige Rolle dabei, wie die verschiedenen Reifenspezifikationen funktionieren.
"Wir wissen, dass der C4 und manchmal auch der C5 bei hohen Temperaturen nur ein kleines Leistungsmaximum haben", so Berra weiter. "Einige Teams sind weniger als andere in der Lage, dieses Fenster zu treffen. Das liegt zum Teil an den Reifen, aber auch am Auto, an der Aufhängung und daran, wie das Auto an sich konstruiert ist, um den Reifen auf die Strecke zu bringen. Es gibt also zwei Faktoren."
Pirelli gibt den Fahrern ein faires Zeitfenster
Doch wie definiert Pirelli das Arbeitsfenster seiner Reifen? Es geht um einen maximalen Gripverlust von drei Prozent und die für das Maximum notwendige Temperatur. Je näher die Fahrer diesem Maximum kommen, desto besser funktioniert der Reifen über eine Runde - und das kann im engen Feld der Formel 1 den Unterschied ausmachen.
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Pirelli-Formel-1-Chef Mario Isola erklärt: "Wenn der Reifen kalt ist, hat er generell im Motorsport wenig Grip. Die Haftung steigt, wenn die Temperatur steigt. Dann gibt es ein Maximum, einen Wendepunkt. Danach überhitzt der Reifen und verliert wieder an Grip." Die Teams, die das Grip-Maximum des Reifens herausfinden, können also ein Arbeitsfenster um den Peak herum definieren.
Isola fügt hinzu: "Wenn wir das Maximum in der Kurve erreicht haben, definieren wir die drei Prozent darum herum als Arbeitsfenster. Wir versuchen, die Kurve zwischen diesen beiden Punkten flacher und so breit wie möglich zu machen." So würde der Reifen im Fenster länger eine nahezu maximale Leistung bieten. "Unser Ziel ist es, den Fahrern mit dem Reifen ein breites Plateau zu bieten, also ein größeres Arbeitsfenster."


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