Pirelli immer schuld: Wäre ein zweiter Reifenhersteller besser?

Als alleiniger Hersteller steht Pirelli immer in der Kritik, wenn etwas schiefläuft, doch ein zweiter Reifenlieferant wäre in der aktuellen Phase nicht denkbar

(Motorsport-Total.com) - Seit 2007 gibt es in der Formel 1 nur noch einen Reifenhersteller, der alle Teams mit den gleichen Reifen versorgt. Viele Fans würden sich wieder einen sogenannten "Reifenkrieg" wie zwischen Bridgestone und Michelin Anfang der 2000er-Jahre wünschen, doch den wird es in absehbarer Zukunft nicht geben.

Titel-Bild zur News: Pirelli-Manager Mario Isola

Mario Isola muss sich immer wieder gegen Kritik wehren Zoom

Denn Pirelli wurde im Oktober noch einmal als Einheitshersteller für die Königsklasse bis zur Saison 2027 bestätigt - mit einer Option auf die Saison 2028. Konkurrent Bridgestone ging damit leer aus, wäre im Erfolgsfall aber ebenfalls der einzige Ausrüster gewesen.

Pirelli nimmt seit Jahren eine etwas eigenartige Position ein. Zwar gewinnen die Italiener jedes Rennen automatisch, allerdings steht der Hersteller öfters auch in der Kritik, wenn etwas nicht funktioniert. Wäre da nicht manchmal ein zweiter Hersteller doch besser?

"Das war eine Entscheidung, die nicht nur die Formel 1, sondern auch viele andere Meisterschaften vor Jahren getroffen haben", sagt Pirelli-Manager Mario Isola gegenüber Motorsport-Total.com.

Der Hauptgrund war natürlich, die Kosten zu senken, weil ein Wettbewerb immer teurer ist, weil die Reifen ständig entwickelt und getestet werden müssen. Zudem müsste man überhaupt erst einmal Freiräume finden, um testen gehen zu können. Schon jetzt nehmen die Teams nur ungern am Testtagen für Pirelli teil.

Kaum Freiräume zum Testen

In der anstehenden Saison wird es noch einmal zwei Rennen mehr geben als 2023, sodass die Teams gezwungen sind, vermehrt auf Rotation unter den Mitarbeitern zu setzen. "Da kann man sich gar nicht vorstellen, wie schwierig es für die Teams sein würde, die Ingenieure, Mechaniker und Fahrer zu organisieren, um die zusätzlichen Tests abzuspulen", sagt Isola.

"Für uns ist es schon schwierig, Teams zu finden, die für Tests verfügbar sind. Mit einem weiteren Hersteller wäre das noch schwieriger."


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Dazu müsste man das System irgendwie verändern, dass Testfahrten noch untergebracht werden könnten, doch das hält der Italiener derzeit für schwierig. "Es kostet dazu eine Menge Geld, aber es ist keine Entscheidung, die Pirelli trifft. Das betrifft die FIA, die die Meisterschaft austrägt, und die Formel 1 als Promoter."

Pirelli betont: Haben Reifen "positiv beworben"

Somit muss der Reifenhersteller wieder im Alleingang versuchen, einen sportlich fairen, aber gleichzeitig auch unterhaltsamen Rennsport zu bieten. Und wenn das nicht klappt, dann steht Pirelli auch gerne einmal in der Kritik.

"Als alleiniger Hersteller bekommen wir manchmal schlechte Presse, wenn ein Reifen nicht funktioniert", weiß Isola, sagt aber auch: "Ich denke, dass wir es in den zwölf Jahren geschafft haben, den Reifen positiv zu bewerben."

"Wir hatten verschiedene Spezifikationen, verschiedene Strategien. Natürlich ist es einfacher, schlechte Headlines zu bekommen, wenn etwas schiefläuft. Wir kennen das leider aus vielen Jahren. Als alleiniger Hersteller ist der Sieger der Sieger, er ist der Beste. Und der Rest beschwert sich dann mal über die Reifen, aber das ist Teil des Spiels, das wir jetzt schon seit vielen Jahren kennen."


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Er betont: "Wenn man sich die Formel 1 der vergangenen zwölf Jahre anschaut, gab es auch viele positive Beispiele, wie die Reifen in der Lage waren, eine bessere Show zu liefern."