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  • 26.05.2018 20:43

  • von Daniel Halder & Adam Cooper

Pierre Gasly in Q3: Nächste Ohrfeige für Brendon Hartley

Der unter Druck geratene Neuseeländer scheitert in Monaco im Q1 - Toro-Rosso-Teamkollege Gasly schafft es trotz Schrecksekunde mit Hartleys Set-up in die Top-10

(Motorsport-Total.com) - Für den bei Toro Rosso angezählten Brendon Hartley hat sich die Situation nach dem Qualifying zum Großen Preis von Monaco (Formel 1 2018 live im Ticker) nicht verbessert. Während Teamkollege Pierre Gasly als Zehnter zum zweiten Mal in der Formel-1-Saison 2018 den Sprung ins Q3 schaffte, schied der Neuseeländer im ersten Qualifying-Abschnitt aus. Seine Zeit von 1:13.179 Minuten war um 0,114 Sekunden langsamer als die Runde von Renault-Pilot Nico Hülkenberg, der es als 15ter noch in die nächste Runde schaffte. Teamkollege Gasly war im ersten Quali-Abschnitt 0,238 Sekunden schneller als Hartley, der am Sonntag nur von Position 16 ins Rennen startet.

Titel-Bild zur News: Daniil Kwjat, Brendon Hartley

Droht Red-Bull-Junior Brendon Hartley (r.) das gleiche Schicksal wie Daniil Kwjat (M.) Zoom

Mit haarsträubenden Fehlern in Baku und in Barcelona hatte sich der 28-Jährige zuletzt auf den Schleudersitz begeben. Weil sich zudem andeutet, dass Gasly der schnellere der beiden Red-Bull-Juniors ist und im Quali-Duell jetzt mit 4 zu 2 die Nase vorn hat, macht man sich bei den Verantwortlichen Gedanken, Hartley schon vor dem kommenden Grand Prix von Kanada zu ersetzen. Umso wichtiger wäre ein gutes Qualifying in Monaco gewesen, doch dem Neuseeländer bleibt das Pech zunächst treu. "Es ist wirklich brutal hier in Monaco. Ich bin extrem enttäuscht, dass ich keine Chance bekommen habe, es in Q2 weiter zu versuchen", seufzt er.

Es war eine Mischung aus eigener Schwäche und schlechten Karten in der Monaco-Quali-Lotterie, die Hartley das frühe Aus bescherte. "Bei meinem ersten Run bin ich auf der schnellen Runde in den Verkehr gekommen. Im letzten Sektor waren plötzlich alle langsam, als ich auf meiner schnellen Runde war, also musste ich abbrechen", erklärt er. Zudem gab es einen Zwischenfall mit einem Force-India-Renner, der Hartley in der Tunneleinfahrt beinahe in die Mauer gedrückt hätte, worauf sich der Neuseeländer am Funk beschwerte: "Ich weiß gar nicht mehr, wer das war. Egal, das ändert jetzt auch nichts mehr", zuckt er resigniert mit den Schultern.

Brendon Hartley resigniert: "Es ist wirklich brutal"

Beim zweiten Versuch in Q1 sollte es dann auch nicht klappen, weil der 28-Jährige mit der Balance seines STR13 kämpfte. "Wir hatten an der Abstimmung eigentlich gar nicht viel verändert, es lag wohl ein bisschen an der steigenden Streckentemperatur", vermutet er. Und weiter: "Ich habe mich nicht wohlgefühlt im Auto. In Monaco, wenn in Q1 alle auf der Strecke gegeneinander kämpfen, musst du auch ein bisschen Glück haben. Aber das war wohl nicht mein Tag heute."

So spricht keiner, der vor Selbstvertrauen strotzt. Besonders bitter ist der neuerliche Rückschlag für Hartley, weil es bis zum Qualifying am Samstagnachmittag gut für ihn ausgesehen hatte. In den Freien Trainings am Donnerstag war er schneller als Gasly, obwohl der als einziger der Toro-Rosso-Piloten die Updates ans Auto bekam. Am Samstagvormittag im dritten Freien Training fuhr dann auch Hartley mit überarbeiten Bremstrommeln und neuem Unterboden und kam wiederum gut zurecht. Mit Platz sieben im Endklassement ließ er sogar kurzzeitig aufhorchen.

"Es ist wirklich hart. Bisher war das so ein starkes Wochenende. Wir sind mit einem guten Auto hier hergekommen, haben unsere Hausaufgaben im Simulator gemacht. Ich habe mich gut gefühlt, hatte Selbstvertrauen, und jetzt sitze ich hier bitter enttäuscht. Wären wir in den nächsten Abschnitt gekommen, bin ich mir sicher, dass ich auch ums Q3 hätte kämpfen können", so der resignierte Neuseeländer nach dem Qualifying.

Gasly mit der Hartley-Abstimmung zurück auf Erfolgskurs

Was Selbstvertrauen bewirken kann, zeigte dagegen einmal mehr sein jüngerer Teamkollege Gasly. Obwohl er in allen drei Trainings bis zum Qualifying langsamer war als Hartley, gelang dem 22-Jährigen mit einer Top-Runde in Q2 sogar der Sprung in den letzten Quali-Abschnitt. Wie eine weitere Ohrfeige muss es sich für Hartley anfühlen, dass der Franzose dabei auch noch dessen Set-up übernahm. "Ich bin ein bisschen in Brendons Richtung in Sachen Abstimmung. Das gab mir im dritten Freien Training ein besseres Gefühl. Am Donnerstag hatten wir auch ein paar Probleme mit den Bremsen, die wir zum Glück bis heute aussortieren konnten", gibt Gasly freimütig zu.

"Ich fühle mich jetzt viel wohler im Auto, und das musst du auf einer Strecke wie Monaco. Wir haben uns von Training zu Training verbessert, jetzt sollten wir morgen auch Punkte holen", gibt er keck die Marschrichtung vor. Nach Startplatz fünf in Bahrain ist Position zehn nun zum zweiten Mal in dieser Saison ein Resultat in Q3, das ihm ein gutes Ergebnis ermöglichen sollte. Dabei wäre im engen Leitplankengewirr von Monaco sogar noch ein bisschen mehr drin gewesen, liebäugelt Gasly. Nur 0,160 Sekunden fehlten am Ende auf Esteban Ocon auf Platz sechs, im heiß umkämpften Mittelfeld ging es noch knapper zu als zuletzt.

"Der Wettkämpfer in mir beißt sich da natürlich in den Allerwertesten. Schade, dass ich dieses Zehntel nicht noch rausquetschen konnte", so der Franzose. Dabei wäre es beinahe sogar noch ganz anders gekommen - denn am Ende des aufregenden Qualifyings hatte er eine Schrecksekunde zu überstehen. In der Schwimmbad-Schikane wäre Gasly fast dasselbe Missgeschick wie Max Verstappen passiert, er touchierte die Leitplanke mit seinem STR13 aber nur leicht.


Mit Pierre Gasly auf der Energy-Station

Toro-Rosso-Pilot Pierre Gasly führt eine Runde rund um die Energy-Station von Red Bull und Toro Rosso in Monaco. Ein Blick hinter die Kulissen Weitere Formel-1-Videos

Beinahe den "Verstappen" gemacht: Gasly küsst Leitplanke in Q3

"In Q3 habe ich extrem gepusht. Dabei berührte ich ganz leicht die Bande innen. Ich glaube, das war bei meinem ersten Versuch und es war wirklich knapp. Ich habe natürlich sofort an Max gedacht - aber glücklicherweise konnte ich auf der Strecke bleiben. Ich habe gleich am Funk nachgefragt, ob irgendetwas kaputt ist, aber weil der Einschlag nicht hart war, sind zum Glück Aufhängung und Dämpfer heil geblieben", atmet er durch.

Für sein erstes Formel-1-Rennen in Monaco in seiner jungen Karriere sieht er sich jetzt gerüstet - auch wenn ihm der Klassiker durchaus noch Respekt abnötigt: "Am Donnerstag im ersten und zweiten Freien Training wurde mir gleich bewusst, wie viel schneller es in einem Formel-1-Auto hier im Vergleich zur Formel 2 ist. Durch die 'Tabac'-Kurve fühl sich das unglaublich an. Du rauscht da mit 200 Kilometer pro Stunde an, versuchst so nah wie möglich an die Mauer heranzukommen, und am Kurvenausgang musst du echt kämpfen. Es ist unbeschreiblich toll, mit diesen Autos hier zu fahren."

78 Runden lang kommt er, wenn alles glatt läuft, am Sonntag in diesen Genuss - und damit es noch ein wenig weiter nach vorne geht, hat sich Gasly schon eine Taktik zurechtgelegt. "Am wichtigsten ist, dass du einen sauberen Start erwischt, vielleicht ein paar Plätze dazu gewinnst. Geschwindigkeit ist hier im Rennen nicht das A und O, weil man kaum überholen kann. Es geht vielmehr darum, den Kerl vor dir unter Druck zu setzen und vielleicht in einen Fehler zu treiben. Dann kann man mit der Strategie ein bisschen was machen."


Fotos: Toro Rosso, Grand Prix von Monaco


Gespannt ist der Youngster vor allem auf die neuen Hypersoft-Pirellis, die erstmalig zum Renneinsatz kommen werden. "Die Hypersoft-Reifen werden sich ziemlich krass abnutzen, es wird also Leute geben, die unterschiedliche Strategien ausprobieren werden." Pechvogel Hartley dagegen hofft, dass zumindest die Balance-Probleme an seinem Auto bis morgen aussortiert sind. "Mechanisch funktioniert alles gut, die Aerodynamik ist noch unsere Schwachstelle", offenbart er. Es wäre ihm zu wünschen, dass er am Sonntag besser zurecht kommt. Sonst könnte der sechste Grand Prix der Formel-1-Saison 2018 gleichzeitig sein letzter sein.

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