• 09.07.2005 16:51

Peter Sauber: "Aus den Top 10 sind Punkte nahe"

Im Interview mit 'F1Total.com' verrät Peter Sauber die unterschiedlichen Tankstrategien seiner Fahrer - Statement zur Katastrophe von London

(Motorsport-Total.com) - Peter Sauber, Teamchef des gleichnamigen Rennstalls, stellte sich heute nach dem Qualifying in Silverstone den Fragen unserer 'F1Total.com'-Boxengassenreporterin. Dabei äußerte er sich unter anderem zu den unterschiedlichen Tankstrategien seiner beiden Piloten, die vom zehnten beziehungsweise 16. Startplatz in den Grand Prix von Großbritannien gehen werden, aber auch zur morgigen Gedenkminute für die Terroropfer von London.

Titel-Bild zur News: Peter Sauber

Peter Sauber glaubt an Punkte, weiß aber auch, dass das nicht einfach wird

Frage: "Herr Sauber, nach der Verzögerung gestern konnten die neuen Aerodynamikteile heute doch ans Auto geschraubt werden. Konnten sie das halten, was sie versprochen haben?"
Peter Sauber: "Wenn neue Teile kommen - ob aerodynamische oder andere - dann werden die immer erst geprüft. In der Regel geschieht dies im Windkanal, ansonsten beim Testen auf der Strecke. Man weiß dann, wie viele Punkte an Abtrieb - wir reden da in der Fachsprache von Punkten - das bringt. Das, was wir uns von den neuen Teilen erhofft haben, ist heute auf der Strecke auch eingetreten."#w1#

"Haben unsere Position zumindest halten können"

"Man fragt sich dann vielleicht, warum man das nicht auf die Zeiten niedergeschlagen sieht, aber man darf nicht vergessen, dass sich alle Teams vorwärts bewegen - einige schneller, andere weniger schnell. Wenn man sich nicht selbst auch vorwärts bewegt, wird man nach hinten durchgereicht, aber wir haben unsere Position zumindest halten können. Wir haben auch wieder ein Auto in die Top 10 gebracht, was alles andere als selbstverständlich ist."

Frage: "Dieses eine Auto ist diesmal Jacques Villeneuve. Er meinte sogar, er hätte noch ein bisschen schneller sein können..."
Sauber: "Ja, ich glaube sicher, dass er noch schneller hätte sein können. Er hat uns im zweiten und dritten Sektor positiv überrascht. Wenn ich mir die Zeiten dort anschaue, dann kann man das vergleichen mit den anderen Top-Fahrern. Im ersten Sektor ist es leider gar nicht gut für ihn gelaufen, aber wenn er den auch so gut wie die anderen beiden erwischt hätte, dann wäre er sicher zwei Plätze weiter vorne. Das wäre immerhin eine ganze Startreihe."

Frage: "Felipe Massa hat sicherlich darunter gelitten, dass er gleich als Zweiter auf die Strecke musste, nicht wahr?"
Sauber: "Das ist von Strecke zu Strecke unterschiedlich: Mancherorts macht es nicht so viel aus, mancherorts schon. Speziell in Silverstone ist es aber schlecht, wenn man so früh rausfahren muss, aber das haben wir von Anfang an gewusst. Darum fahren wir mit ihm auch eine andere Strategie. Das heißt, dass Felipes Auto schwerer ist als das von Jacques Villeneuve."

"Wenn man aus den Top 10 losfährt, sind Punkte sehr nahe"

Frage: "Was ist von den jetzigen Startplätzen für das Rennen drin?"
Sauber: "Nun gut: Wenn man aus den Top 10 losfährt, dann sind Punkte sehr nahe. Wir wissen heute aber auch, dass es praktisch keine Ausfälle mehr gibt, da die meisten Autos immer ins Ziel kommen. Es ist also sehr schwierig, von Platz zehn auf Platz acht zu kommen. Von Platz 16, wo der Felipe losfährt, wird es natürlich sehr schwierig, aber dank einer geschickten Strategie und seinem Kämpferherz kann er vielleicht noch ein Stück nach vorne kommen."

Frage: "Kimi Räikkönen hat immer Pech, auch heute wieder ein Motorschaden bei ihm. Ist die Weltmeisterschaft nun schon gelaufen?"
Sauber: "Ja gut, es fragt sich, für wen sie gelaufen ist: im positiven Sinn für Alonso und im negativen Sinn für Räikkönen. Also was den Kimi betrifft, da fehlen einem die Worte, denn ich glaube, er ist einer der besten Piloten im Feld. Er hat mit dem McLaren vielleicht sogar das beste Auto, aber das hat er natürlich nur, wenn es läuft - und es ist einmal mehr nicht gelaufen. Das ist für den Kimi eine Katastrophe, aber natürlich auch für das McLaren-Mercedes-Team, denn wenn man eine so gute Kombination hat, dann möchte man das natürlich auch in positive Resultate umsetzen."

Sauber zeigt sich betroffen vom Terror in London

Frage: "Sie haben gestern schon gesagt, dass die Formel 1 und das Leben auch nach den Anschlägen von London weitergehen muss. Morgen wird es vor dem Start eine Gedenkminute geben. Ist es ihrer Meinung nach richtig, dass man das tut, ansonsten aber normal weitermacht?"
Sauber: "Es ist schwer zu sagen, was richtig und was falsch ist. Das muss sich jeder für sich selbst überlegen, wie man das empfindet. Ich glaube aber schon, dass es sinnvoll ist, wenn man wenigstens eine Minute innehält und sich die ganzen Sachen mit der ganzen Tragik, die ein solcher Zwischenfall mit sich bringt, durch den Kopf gehen lässt."

"Man darf aber nicht vergessen: Das Tragische ist jetzt passiert. Es ist sehr nah für uns, vor allem hier in England, aber es gibt auf der ganzen Welt ständig ähnliche Katastrophen. Je weiter weg die passieren, desto weniger interessieren wir uns dafür. Das ist etwas, was mich ein wenig bedrückt, denn wenn es einen direkt betrifft, dann findet man es ganz schlimm, aber wenn es weit weg ist, geht man schnell wieder zum Tagesgeschäft über. Es ist aber sicher schwierig, das richtig einzuschätzen, aber ich glaube schon, dass es richtig ist, Veranstaltungen wie die, die wir hier haben, nicht abzusagen, denn dann würde man ja den Verantwortlichen für solche Dramen auch noch entgegenkommen."