• 14.05.2013 14:37

  • von Christian Nimmervoll & Dominik Sharaf

Pessimist Wolff glaubt nicht an "goldenen Schlüssel"

Die sonntäglichen Probleme bei Mercedes scheinen nicht mit einem Fingerschnips lösbar - Qualifyingvorteile in Monaco Genickbruch oder Joker?

(Motorsport-Total.com) - Selten gab es zwischen Qualifying und Rennen so große Geschwindigkeitsunterschiede bei ein und dem selben Team wie bei Mercedes in der Saison 2013. Samstags eine Instanz, ist der W04 sonntags höchstens Mittelmaß. Daran wird sich über Nacht nichts ändern, folgt man Toto Wolff. "Weil ich eher Pessimist bin, glaube ich nicht an den goldenen Schlüssel", erteilt der Motorsport-Chef einer Wunderheilung im Gespräch mit 'Autosport' eine Absage und fordert, die "Herangehensweise zu verändern".

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton, Nico Rosberg

Lewis Hamilton und Nico Rosberg haben sonntags selten etwas zu lachen Zoom

Dass im Fahrerlager schon mancher Experte über die Silberpfeile spottet, kontert Wolff: "Es ist ein schnelles Auto", demonstriert der 41-Jährige eine breite Brust. "Ich wurde gefragt, ob es mehr für ein Dragster-Rennen gebaut wurde als für einen Grand Prix, aber nein." Wolff argumentiert, dass seine Truppe nicht generell straucheln und es permanent an Tempo fehlen würde. Vielmehr macht er die in der Kritik stehenden Pirelli-Pneus, die extrem schnell abbauen, für das Debakel verantwortlich.

Denn eigentlich gibt es am Boliden nichts zu meckern, solange frisches Gummi auf seinen Achsen steckt: "Der Wagen ist unglaublich schnell am Samstag, verfügt über echten Speed, aber am Sonntag kommen wir nicht mit den Reifen klar. Wir müssen um die Ecke denken." Wolff verweist darauf, dass Mercedes 2012 zu Beginn ein starkes Auto zur Verfügung gehabt hätte, dann aber massive Einbußen bei der Leistungsfähigkeit aufgetreten seien - jetzt sieht er sich einer anderen Aufgabe gegenüber.

Monaco: Spott oder Glamour für Mercedes?

"Wir müssen Dinge infrage stellen, die wir zuvor vielleicht nicht angezweifelt haben", so der Österreicher weiter. Vielleicht wird dieses Thema jedoch erst in Kanada akut, denn beim anstehenden Grand Prix in Monaco könnte die Pole-Position die halbe Miete sein. Mit dem Platz an der Sonne in der Startaufstellung könnten Nico Rosberg oder Lewis Hamilton eine Prozession durch das Fürstentum provozieren und sich mit einer Portion Glück sogar mit schwacher Rennform an der Spitze halten.

Lotus-Teamchef Eric Boullier grinst schelmisch, wenn es um die Aussichten der Truppe aus Brackley im Leitplanken-Dschungel geht: "Ein Verkehrsstau?", meint der Franzose und blickt voraus: "Es könnte chaotisch und wegen der Boxenstopp-Strategie eines der merkwürdigen Rennen werden." Seltsam ist nicht nur der mögliche Grand-Prix-Verlauf, sondern auf den ersten Blick auch die Arithmetik, die Wolff erkennt: "Monaco verursacht noch mehr Probleme, weil wir dort immer gut aussahen."


Fotos: Mercedes, Großer Preis von Spanien


Rosberg zuversichtlich

Will heißen: In der Vergangenheit brachte der Mercedes die Pneus exzellent zum Funktionieren, was dieser Tage mit mörderischem Verschleiß verbunden wäre. "Der Kurs unterscheidet sich so stark von anderen, weil es keine Hochgeschwindigkeits-Kurven und nur wenig Grip gibt", unterstreicht Wolff und glaubt: "Das Bild könnte in Monaco ein ganz anderes sein. Es ist sehr gefährlich, mit hohen Zielen anzureisen: Es läuft entweder sehr gut oder gar nicht." Nach Gottlieb Daimler: Das Beste oder Nichts.

Toto Wolff, Lewis Hamilton

Wolff macht Hamilton für den Grand Prix in Moncao nur bedingt Mut Zoom

Rosberg hingegen schöpft Zuversicht aus den guten Ergebnissen der Vorjahre: "Wir kämpfen hoffentlich um ein gutes Resultat, nachdem wir oft knapp dran waren. Mercedes hatte im vergangenen Jahr das vielleicht beste Auto und es gibt keinen Grund, warum wir uns dort nicht wieder gut schlagen sollten", meint der 27-jährige Wiesbadener, der im Fürstentum aufgewachsen ist. Er warnt aber: "Wir sollten nicht mit zu hohen Erwartungen anreisen, weil man nicht weiß, was sich die Konkurrenz speziell dafür hat einfallen lassen." Wolff ist nicht immer Pessimist: "Wir würden diesen Grand Prix liebend gerne gewinnen."