Oldie, but Goldie: Coulthard blüht in neuer Rolle auf

Viele hatten ihm bei Red-Bull-Cosworth den Anfang vom Ende prophezeit, doch in Wahrheit war "DC" eine der Überraschungen 2005

(Motorsport-Total.com) - Als er beim Saisonauftakt in Melbourne in der ersten Kurve Lokalmatador Mark Webber kaltschnäuzig aussteigen ließ und nach 58 Runden nur zehn Sekunden hinter dem späteren Weltmeister Fernando Alonso als Vierter ins Ziel kam, war klar: David Coulthard hat seine Formel-1-Karriere nicht verlängert, um noch einmal kräftig abzusahnen, sondern weil er glaubt, noch etwas bewegen zu können.

Titel-Bild zur News: David Coulthard

David Coulthard war 2005 einer der angenehmen Farbtupfer in der Formel 1

Nach neun Jahren im hautengen PR-Korsett von McLaren-Mercedes präsentierte sich "DC", wie er im Paddock genannt wird, erstmals ohne gefärbte Haare, mit Dreitagebart und so manchem lockeren Spruch. Bei Red-Bull-Cosworth konnte er endlich sein Häkkinensches und Räikkönensches Finnentrauma ablegen und als klare Nummer eins im Team über sich selbst hinauswachsen. Resultat: Ein Rennen vor Schluss hat er 24 Punkte auf dem Konto - genau sechsmal so viel wie Klien und Liuzzi zusammen.#w1#

Coulthard erlebt mit 34 einen zweiten Frühling

"Ich habe dieses Jahr seit langer Zeit am meisten genossen", schrieb er daher in seiner Saisonbilanz im 'Daily Record'. "Obwohl wir nicht um Siege mitkämpfen konnten, habe ich das Gefühl, dass ich und die Jungs bei Red Bull wirklich etwas erreicht haben. Nachdem mich viele schon abgeschrieben hatten, ist das eine besondere Genugtuung für mich. Ich habe den Leuten gezeigt, dass es die richtige Entscheidung war, die Karriere fortzusetzen."

Coulthard ist mit seinen 34 Jahren nach Michael Schumacher der zweitälteste Zeitgenosse im aktuellen Starterfeld, doch anstatt sich auf seinen bei den "Silberpfeilen" verdienten Millionen auszuruhen, ging er mit den jungen Roten Bullen aus Österreich ein unkalkulierbares Risiko ein, weil er das Rennfahren noch nicht an den Nagel hängen wollte. Dass er für die Saison 2005 kaum mehr als die Reisespesen kassiert hat, ist der beste Beweis für seine Motivation.

Neben Charisma hat der 13-fache Grand-Prix-Sieger in dieser Saison auch an Lockerheit hinzugewonnen, was sich nicht zuletzt zwischen Japan und China zeigte, als er mit einigen Fahrerkollegen in Tokio ausgiebig feierte: "Bei Überseerennen wie Japan gibt es ein starkes Gemeinschaftsgefühl zwischen uns. Wir sind weit weg von zu Hause, oftmals zwischen den Rennen, also trifft man sich ein paar Mal. Nach Suzuka wurden einige Partys organisiert", sagte er.

In Asien können auch die Fahrer endlich Party machen

"Die meisten Fahrer waren anwesend: Kimi (Räikkönen; Anm. d. Red.), Michael (Schumacher; Anm. d. Red.), 'Fisi' (Fisichella; Anm. d. Red.), Massa. Wir hatten eine Party mit Tanzen und Karaoke. Es war lustig, denn wir kennen alle den Druck, unter dem wir stehen, und wir wissen, was es als Formel-1-Fahrer braucht, daher müssen wir uns darüber nicht mehr unterhalten, sondern wir können uns einfach treffen und Spaß haben", erklärte der Routinier.

Doch während sich sein Teamkollege Christian Klien mit einem Hauch mehr als 0,5 Promille Alkohol im Blut beim Jodeln auszeichnete, blieb "DC" eigener Aussage nach eher zurückhaltend: "Das Karaoke war wirklich lustig", berichtete er von den ausgelassenen Feiern in Tokio. "Ich bin nicht mehr sicher, wer von uns am besten gesungen hat. Für mich habe ich ehrlich gesagt etwas in einer nicht allzu hohen Tonlage ausgesucht: ein bisschen Elvis!"