Old School und ein bisschen härter: So hat's Williams gern
Die Mannschaft aus Grove trotzt in Suzuka den Windverhältnissen und ist froh über Pirellis Reifenwahl - Bottas schwärmt vom Ritt auf der Rasierklinge
(Motorsport-Total.com) - Als Pastor Maldonado zuletzt vor die Journalisten trat, gab es nichts zu kuscheln. Nach dem Qualifying zum Japan-Grand-Prix am Samstag zeigt sich der Venezolaner deutlich handzahmer und ist trotz Rang 15 einigermaßen zufrieden mit dem Williams und seiner Leistung: "Warum auch immer: Es gibt kleinere Verbesserungen", sagt er und hat auch schon eine Theorie für den Aufwärtstrend im Köcher: "Ich denke, das hängt mit den Reifenmischungen zusammen", mutmaßt Maldonado.

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Valtteri Bottas schlug Pastor Maldonado einmal mehr ein Schnippchen Zoom
Wenn Pirelli Medium und Hart anlieferte, war das Team aus Grove immer gut unterwegs: "Mit diesen Härtegraden ist unser Auto etwas stärker, auf der Hinterachse stabiler, hat eine bessere Balance und ist besser zu fahren", erklärt der Paydriver aus Südamerika. Das größte Manko erkennt er derzeit in der Kompromissfindung zwischen dem Abtrieb in langsamen Kurven und dem Tempo in schnellen Passagen. "Wir sind nur eine Zehntelsekunde vom elften Platz entfernt, was ziemlich gut ist", findet Maldonado. Sein Chef-Renningenieur ist angetan, wenn auch überrascht.
Xevi Pujolar resümiert: "Wir dachten, es würde schwieriger als es letztendlich war. Unser Tempo am Freitag war fürchterlich und wir sind mit den Reifen nur gerutscht", erinnert sich der Spanier und macht die Entwicklung der Piste für den Auftrieb verantwortlich: "Die Bahn nimmt die Pneus hart ran. Aber mit der sich verbessernden Strecke wurde es besser." Die heftigen Böen über Japan seien dagegen kein Problem gewesen: "Für uns ist Wind normalerweise schwierig, aber hier trifft das auf jeden zu. Unser Problem ist die Inkonstanz - da sind wir nervös geworden."
Bottas rechnet mit zwei Stopps
Geschlagen wurde Teamleader Maldonado einmal mehr von Valtteri Bottas. Der Neuling startet am Sonntag von Rang 13 in sein erstes Rennen in Suzuka, fühlt sich auf der Pirste aber ausgesprochen wohl - obwohl Fehler teuer sind. "Ich mag das", sagt der Finne über Kiesbetten und Grasflächen neben der Fahrbahn. "Wenn man weiß, dass um einen herum Asphalt ist und man es in der nächste Runde aufs Neue versuchen kann, ist es nicht dasselbe. Ich bevorzuge die alte Schule." Seine Vorliebe hätte ihm fast Kleinholz beschert: "Es ist knapp gewesen, aber ich bin davongekommen."
Maldonado und Pujolar würden gerne für das nächste Williams-Highlight am Sonntag sorgen, sehen es aber als schwierig an, Positionen aus eigener Kraft gutzumachen: "Dann müssen wir darauf warten, dass vorne etwas passiert. Wir sind im Rennen nicht so schnell wie die Jungs vorne." Das Rezept sieht Maldonado in Konstanz, der richtigen Strategie und einer guten Startrunde. "Abwarten, ob es morgen wieder so läuft. Ich war einer der Fahrer, der nach dem Start bisher mit die meisten Positionen aufgeholt hat. Punkte sind nicht unmöglich", orakelt der Crashkönig.
Apropos gute Taktik: Bottas erkennt die offenbar in zwei Stopps. "Die Strecke ist besser als im Freien Training. Es gibt mehr Grip und der Reifenabbau sollte geringer sein", mutmaßt der ehemalige GP3-Champion. "Drei Stopps werden zu viel, einer ist nicht möglich." Mit einem Halt bei der Crew durchzufahren ist aus Sicht Pujolars trotz der harten Mischungen, die Pirelli anliefert, ein Ding der Unmöglichkeit.

