Okamoto: "Wir werfen nicht mit Geld um uns"
Laut Toyota-Vizepräsident Kazuo Okamoto verfolgt das Team unkonventionelle Methoden auf dem Weg zum Erfolg - noch keine Einigung mit Williams
(Motorsport-Total.com) - Bei Toyota läuft die Saison 2006 alles andere als rund. Nachdem der japanische Rennstall im vergangenen Jahr mit einigen Podestplätzen und Rang vier im Endklassement der Konstrukteurswertung aufhorchen ließ, wurde für dieses Jahr der erste Grand-Prix-Sieg als Ziel ausgegeben. Bislang fuhren Ralf Schumacher und Jarno Trulli der Konkurrenz jedoch nur hinterher.

© xpb.cc
Toyota fuhr in den bisherigen Rennen den eigenen Ansprüchen hinterher
Zwar ließ sich in den vergangenen Rennen durchaus ein Aufwärtstrend erkennen, doch Toyota ist noch lange nicht dort angekommen, wo man sich selbst gerne sehen würde. Auch der TF106B, eine weiterentwickelte Version des Boliden, mit dem der in Köln stationierte Rennstall in die Saison gestartet war, brachte bei seinem ersten Einsatz beim Grand Prix von Monaco nicht den erwünschten großen Schritt.#w1#
Hat Toyota nicht das größte Budget?
Auch Kazuo Okamoto, dem Leiter der Forschungs- und Entwicklungsabteilung des japanischen Konzerns und als Vizepräsident und Vorstandsmitglied unter anderem für den Bereich Motorsport verantwortlich, räumt ein, dass man derzeit hinter den eigenen Erwartungen liegt: "Natürlich muss ich zugeben, dass unsere derzeitigen Leistungen auf der Strecke wesentlich schlechter sind als das, was wir erwartet und erhofft hatten", erklärte der Japaner gegenüber 'grandprix.com'.
Über die Gründe der anhaltenden Erfolglosigkeit kann nur gerätselt werden, schließlich sollten mit der modernen Fabrik und dem großen Budget an sich die Voraussetzungen für Erfolg gegeben sein. Doch Okamoto widerspricht der weit verbreiteten Meinung, Toyota pumpe von allen Rennställen am meisten Geld in die Königsklasse des Motorsports.
"Wenn wir über Geld reden, muss man sagen, dass wir nicht mit Geld um uns werfen. Wir sind vielmehr bezüglich des Budgets an enge Grenzen gebunden". Angesichts der Tatsache, dass Toyota derzeit an einem zweiten Windkanal - einem der teuersten Werkzeuge eines Formel-1-Teams - arbeitet, dürfen derartige Aussagen jedoch zumindest angezweifelt werden.
Unkonventionelle Vorgehensweisen auf dem Weg zum Erfolg
An den Fahrern liegt die Erfolglosigkeit laut Okamoto jedoch nicht: "Welche wären die besten Fahrer für uns, nach denen wir uns umsehen sollten? Ich denke, wir haben bereits großartige Piloten", erklärte er, dass in dieser Hinsicht keine Veränderungen geplant sind. Häufige Wechsel gab es jedoch bei anderen Positionen im Team, beispielsweise durch die Trennung vom Technischen Direktor Mike Gascoyne im vergangenen April.
"Den Beitrag, den Mike Gascoyne für das Team geleistet hat, ist nicht zu leugnen", berichtete Okamoto. Dennoch hätte der Organisationsstil des Briten sich letztendlich nicht mehr mit den Vorstellungen seines Arbeitgebers vereinen lassen: "Toyota kam zu dem Entschluss, dass die Organisation, die wir jetzt haben, im Vergleich zu derjenigen der Zeit mit Mike besser ist."
"Wenn ein Automobilhersteller schwerwiegende Entscheidungen treffen muss, dann geht jedes Unternehmen dabei einen anderen Weg, um zu einer Entscheidung zu kommen. Ich denke, für die Formel 1 gilt da ebenso", erklärte der Japaner, dass Toyota derzeit dabei ist, das Team umzustrukturieren und dabei eigene Wege gehen will. "Es gibt viele Wege zu einem Sieg, und dabei tun sich auch neue Möglichkeiten auf, wie man das erreichen kann. Daher sind wir nicht besorgt, dass eine Abweichung von konventionellen Denkweisen eine Gefahr für uns darstellt."
Noch keine Übereinkunft mit Williams
Dass es 2007 auch bezüglich der Kundenmotoren einen Wechsel des Partnerteams geben könnte, wollte Okamoto nicht ausschließen, eine Entscheidung sei jedoch noch nicht gefallen: "Wir sind in Verhandlungen mit Williams bezüglich der Lieferung von Kundenmotoren, aber es gibt in dieser Sache noch keine Entscheidung oder eine Übereinkunft", stellte er klar. Bislang belieferte Toyota das russische MF1-Racing-Team, das jedoch bezüglich des Kräfteverhältnisses keine Gefahr für das Werksteam darstellte, wohingegen Williams derzeit vor den Japanern liegt.
Sollte es zu einer Einigung kommen, wurde bereits darüber spekuliert, dass Williams die Motoren unter dem Banner der Toyota-Nobelmarke Lexus erhalten und einsetzen könnte. Okamoto sind diese Gedankenspiele zwar bekannt, jedoch "wäre es verfrüht, schon jetzt über die Namensgebung nachzudenken", da noch keine Gewissheit darüber bestehe, ob die Zusammenarbeit überhaupt zustande kommen wird, erklärte er abschließend.

