Nico Rosberg: "Hätte Ricciardo noch länger hinten gehalten"

Am Ende wurde es für Nico Rosberg ein Zittersieg in Singapur, doch der WM-Leader glaubt, dass er sich gegen Daniel Ricciardo noch länger hätte verteidigen können

(Motorsport-Total.com) - Dass Nico Rosbergs Sieg beim Großen Preis von Singapur am Ende so eine enge Kiste werden würde, damit hätte Mitte des Rennens wohl kaum jemand gerechnet. Mit bis zu acht Sekunden Vorsprung führte der Deutsche vor dem späteren Zweitplatzierten Daniel Ricciardo (Red Bull) und kaum etwas deutete darauf hin, dass ihm bei seinem 200. Grand Prix den Triumph noch jemand streitig machen könnte.

Titel-Bild zur News: Daniel Ricciardo, Nico Rosberg

Das hat Kraft gekostet: Rosberg verteidigte sich erfolgreich gegen Ricciardo Zoom

Doch als Red Bull Ricciardo in Runde 47 an die Box holte, um auf frische Supersofts zu wechseln, war der Zeitpunkt so clever gewählt, dass Mercedes nicht mehr reagieren konnte und es für Rosberg nur noch hieß, bis zum Ende alles, aber auch wirklich alles aus seinem Silberpfeil herauszuholen. Ricciardo flog immer näher an den Deutschen heran, holte mehrere Sekunden pro Runde auf. Doch Rosberg blieb ruhig.

"Das war einfach, denn ich wusste nicht, was er tut. Für mich hat das nichts geändert. Ich habe mich weiter auf mich konzentriert und versucht, jede Runde die bestmögliche zu fahren. Um ihn habe ich mich dabei nicht weiter gekümmert", sagt der 31-Jährige abgeklärt. "In den letzten beiden Runden habe ich dann gecheckt, wo er war, und wusste, dass es okay ist." Am Ende rettete Rosberg 0,488 Sekunden Vorsprung ins Ziel.

Nico Rosberg und seine Verteidigungsstrategie

Dass er selbst nicht noch einmal an die Box kommen konnte, um neue Reifen aufzuziehen, war dem Mercedes-Fahrer bewusst. Denn dann hatte er die Führung an Ricciardo verloren, so musste er sie "nur" verteidigen: "Ich wusste, was los war. Ich hatte viel Verkehr und dachte mir nur: 'So kannst du ihn nicht covern.' Also musste ich draußen bleiben und alles geben, um vorne zu bleiben", betont der Deutsche.

Er gibt selbstbewusst zu, sich auch noch länger gegen die Red-Bull-Konkurrenz hätte verteidigen können. Wie lange? "Drei Kurven vielleicht?", witzelt Rosberg und fügt an: " Ich weiß es nicht. Aber er hat ja dann auch schon langsam abgebaut. Ich denke, man braucht schon einen Riesenunterschied in der Geschwindigkeit, um hier vorbeizukommen. Ich glaube, ich hätte ihn hinter mir halten können."

Auf den letzten Metern ging es für den WM-Leader - Rosberg führt wieder acht Punkte vor Teamkollege Lewis Hamilton - nicht nur darum, bloß keinen Fehler zu machen und wertvolle Zehntel zu verlieren, sondern auch seine überhitzten Bremsen zu managen. Sie bereiteten der Mercedes-Crew auf der anspruchsvollen Strecke in Singapur von Beginn an Probleme. Doch auch das hatte Rosberg im Griff, der den Vorteil der Führung genoss.


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Lewis Hamilton mit überhitzten Bremsen ohne Chance

"So etwas wird erst richtig schwierig gegen Ende des Rennens, aber zu Beginn hatte ich die Sache unter Kontrolle", erklärt er. "Es hat zwar etwas Pace gekostet, aber wir waren immer noch schnell. Dann auf den weichen Reifen hat es sich nicht ganz so gut angefühlt wie auf den Ultrasofts und wurde hinten raus noch einmal knifflig." Teamkollege Hamilton tat sich noch schwerer und landete auf Rang drei deutlich hinter Rosberg.

"Ich habe zugeschaut, wie die anderen wegziehen", sagt der Brite mit Blick auf das Management seiner Bremsen, das kein höheres Tempo erlaubte. Zum direkten Zweikampf zwischen den beiden Silberpfeilen kam es daher nicht. In dem Fall wäre Rosberg als Vorausfahrender ohnehin im Vorteil gewesen, was die Kühlung der Bremsen angeht: "Für ihn wäre es schwieriger gewesen, denn ich bin ja vorne."

Vorn ist der Deutsche jetzt auch wieder in der WM-Tabelle Mit seinem Singapur-Sieg nahm er Hamilton dessen Führung ab und hat mit insgesamt 273 Zählern nun acht Punkte Vorsprung auf den teameigenen Rivalen (265). Bei noch sechs ausstehenden Formel-1-Rennen in der Saison 2016 und damit 150 zu vergebenen Siegerpunkten ist das Mercedes-Duell noch längst nicht zu Ende geschrieben.