• 24.01.2002 19:30

  • von Fabian Hust

Newey: "Brauchen viel Glück, um den Titel zu gewinnen"

Mit harscher Selbstkritik und einer kräftigen Brise Skepsis blickt Adrian Newey auf 2001 und die kommende Formel-1-Saison

(Motorsport-Total.com) - Taktische Euphoriebremserei oder realistische Einschätzung? Adrian Newey stimmt in einem heute veröffentlichten Interview mit dem britischen Fachmagazin 'Autosport' so gar nicht auf die optimistischen Töne vieler anderer McLaren-Mercedes-Teammitglieder ein. Stattdessen spricht der Chefdesigner des Teams schon jetzt von längerfristigen Zielen in der Saison 2003 ? in der kommenden Saison räumt er dem Team wohl keine realistischen Titelchancen ein.

Titel-Bild zur News: Adrian Newey

Newey glaubt, dass McLaren-Mercedes eine schwierige Saison bevorsteht

"Wenn wir extrem viel Glück haben und uns geschickt anstellen, so können wir den Titel der Saison 2002 holen", so die doch etwas verwunderlichen Worte des Briten, der mit seiner Mannschaft ein komplett neues Auto auf die Beine stellte. "Nachdem wir 1998 und 1999 die Leute überraschten, als alle mit einer Ferrari-Dominanz rechneten, haben wir ein wenig an Biss verloren", übt der Stardesigner Selbstkritik, der in den letzten beiden Jahren ungewohnte Schwächen in seine Autos konstruierte.

2001 nur genauso viel PS wie 1998

Ein Grund für das letztjährige Leistungsdefizit war laut Newey das Beryllium-Verbot gewesen, das Motorenbauer Mario Illien dazu zwang, einen komplett neuen Motor zu entwickeln: "Es war ziemlich frustrierend, denn wir hatten 2001 nicht mehr PS als in der Saison 1998. Auf diesem Gebiet müssen wir uns verbessern." Angesichts solcher Aussagen darf man wohl bezweifeln, ob Mercedes in dieser Saison bereits wieder der Anschluss an die Aggregate von BMW und Ferrari gelingen wird.

Ein drehmomentabhängiges Differenzial, das 2001 im Zusammenspiel mit einem neuen Getriebe eingesetzt werden sollte, wurde durch den Motorsportweltverband FIA verboten und sorgte so dafür, dass auch hier McLaren-Mercedes gegenüber der Konkurrenz ins Hintertreffen geriet, was Newey aufregt: "Soweit ich das weiß, schrieb Ferrari an die FIA und die sagten, dass das System illegal war und es wurde aus Prinzip verboten. Zum ersten Mal verbot die FIA nicht etwas, weil es laut dem Reglement illegal war, sondern weil es nicht dem Sinn des Reglements entsprach."

Getriebe war etwas veraltet

Diese Laut Newey "zweifelhafte" Angelegenheit hat das Team auf der Strecke einige Zeit gekostet, wie er unumwunden zugibt: "Wir wollten dieses Getriebe 2001 einsetzen. Natürlich litten wir darunter, 2001 das 2000er-Getriebe einsetzen zu müssen, das so langsam etwas veraltet war und einfach nicht zu unserem Paket passte."

Dass sich in der kommenden Saison viel in der Formel 1 ändern wird, glaubt Newey nicht: "Ferrari geht als Favorit in die Saison und wenn es wie letztes Jahr läuft, dann bleibt uns nichts besseres als der zweite Platz übrig. Unser wirkliches Ziel ist es, die Dinge so in die Wege zu leiten, dass wir in Zukunft wieder gut aussehen werden." Und die Zukunft liegt laut Newey frühestens im Jahr 2003. Taktische Euphoriebremserei oder realistische Einschätzung? Die Zukunft wird die Antwort geben.