• 19.10.2010 12:28

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Nach Suzuka: "Super-Sunday" eher kein Thema

Das Format der Rennwochenenden unter der Lupe: Kommt der "Super-Sunday", fällt der Trainingsfreitag oder bleibt alles so, wie es ist?

(Motorsport-Total.com) - Nicht zuletzt durch die Ausnahmesituation beim Grand Prix von Japan, wo das Qualifying wegen des schlechten Wetters von Samstagnachmittag auf Sonntagmorgen verlegt werden musste, kamen in Suzuka wieder Diskussionen über einen "Super-Sunday" mit einem auf zwei Tage verkürzten Rennwochenende auf. Dass der Freitag gestrichen wird, gilt aber als unwahrscheinlich.

Titel-Bild zur News: Start in Suzuka 2010

Der "Super-Sunday" in Suzuka sorgt für Diskussionen über das Wochenend-Format

Dabei wäre die Idee grundsätzlich naheliegend, schließlich soll der Rennkalender mittelfristig auf 20 WM-Stationen erweitert werden. Damit einher geht eine ständig wachsende Belastung für die Mitarbeiter der Teams, sodass es auf den ersten Blick plausibel erscheint, den Rennkalender zu erweitern, dafür aber die Rennwochenenden auf Samstag/Sonntag zu kürzen. Doch Monisha Kaltenborn glaubt nicht, dass das der richtige Weg wäre.#w1#

"Die Teammanager haben sich über das Zwei-Tage-Wochenende unterhalten. Sie denken nicht, dass es dazu kommen wird", berichtet die Sauber-Geschäftsführerin. "Sie wollen nicht mehr als 20 Rennen, denn das hat große Auswirkungen auf die Belegschaft, die man benötigt. Wir reduzieren ja die Belegschaft, wir haben die entsprechende Restriktionen bei der FOTA. Man wird einfach keine Leute bekommen, die in jeder zweiten Woche reisen. Wir glauben also nicht, dass es dazu kommen wird."

Zuschauer sollen im Mittelpunkt stehen

"Aber ja, wir müssen etwas mit dem Rennwochenende unternehmen, damit es attraktiver wird", räumt sie ein. Die Österreicherin nimmt an, dass das Wochenend-Format so bleibt, wie es jetzt ist, "aber wir sind diesbezüglich nicht allzu sehr ins Detail gegangen. Wir wollen das zusammen mit dem Inhaber der kommerziellen Rechte tun, denn wir haben beide ein Interesse daran. Ich denke, dass wir uns darauf verständigt haben, dass wir es für die Besucher einfach attraktiver gestalten wollen."

"Ich würde", so Red-Bull-Teamchef Christian Horner in Suzuka, "die Pole-Position schon gern länger als ein paar Stunden feiern. Aber unter schwierigen Bedingungen wie hier funktioniert das sehr gut. Was man sich vielleicht anschauen könnte, ist der Freitag, ob man da die Abnahme der Autos noch mit unterbringt und wie man da fährt. Einige Teams sind schon am Mittwoch hier, das bringt aber nichts. Aber Qualifying sollte am Samstag sein und das Rennen am Sonntag."

¿pbvin|512|3209||0|1pb¿Sprich: Der Brite kann sich eher vorstellen, eine Lösung zu finden, dass die Teams erst am Donnerstag statt schon am Mittwoch anreisen müssen. Das würde nicht nur Hotelkosten sparen. Denkbar wäre zum Beispiel, das Scrutineering und die traditionellen Medientermine am Donnerstag zu streichen und diese am Freitagmorgen statt des ersten Freien Trainings abzuhalten. Allerdings würde dann den Tageszeitungen Stoff für ihre Freitagsausgaben fehlen.

Doch selbst wenn das unfreiwillige Beispiel Suzuka keine Schule machen sollte, so beschäftigt man sich zumindest damit, um zu sehen, ob und welche Vorteile ein neues Wochenend-Format haben könnte: "Mich würde die die Reaktion des TV-Publikums interessieren", meint Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali und witzelt: "Das Qualifying früh am Sonntagmorgen war für junge Europäer, die gerade aus der Disco nach Hause kamen, sicher eine coole Sache!"

"Super-Sunday": Belastung für die Teams zu groß?

"Aber aus Teamsicht", fügt er mit ernsthafter Miene an, "war es schon heavy, denn es waren viele Aufgaben zu erledigen, viel Adrenalin, viel Druck für Fahrer und Teams. Und wenn du im Qualifying am Sonntagmorgen einen Unfall hast, dann ist es wirklich sehr schwierig, für das Rennen bereit zu sein. Aus unserer Sicht war es intensiv. Mich würde aber wie gesagt interessieren, wie es bei der Öffentlichkeit und bei den Medien angekommen ist."

Als beschlossene Sache gilt, dass der Rennkalender künftig 20 Grands Prix umfassen wird. Laut Concorde-Agreement müssen die Teams jedem Grand Prix, der über die Anzahl 17 hinausgeht, separat zustimmen. Dass sie diese Zustimmung für mehr als 20 Rennwochenenden geben werden, ist unwahrscheinlich: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Mehrheit der Teams zustimmen wird, mehr Rennen zu absolvieren. Da bin ich mir ziemlich sicher", betont Kaltenborn.

Zudem befassen sich die Teams derzeit intensiv mit der Problematik, dass immer weniger Zuschauer vor Ort zu den Rennen kommen. Kein Wunder, schließlich kostet zum Beispiel in Südkorea ein Tribünenticket bis zu 600 Euro, obwohl das Durchschnittseinkommen im Land nur halb so hoch ist wie jenes in Deutschland. Ähnlich verhält sich die Eintrittspreis-Problematik in vielen anderen Ländern, die Bestandteil des Formel-1-Kalenders sind.


Fotos: Großer Preis von Japan, Sonntag


Aber offenbar will man nicht billiger, sondern attraktiver werden: "Das muss man abwägen, denn wenn man die Preise billiger macht, dann wirkt sich das auf das Einkommen aus, das man natürlich hoch halten möchte. Die einzige andere Option, die wir haben, ist, den Event attraktiver zu gestalten. Das schauen wir uns an und wir hoffen, dass wir diesbezüglich etwas unternehmen können", erläutert die Sauber-Geschäftsführerin aus Österreich.