• 17.05.2005 17:34

Monaco aus der Sicht eines Renningenieurs

Alan Permane, Renningenieur von Renault-Pilot Giancarlo Fisichella, beschreibt, wie er das Setup des R25 in Monaco anlegen wird

(Motorsport-Total.com) - Monaco gilt als schwierigste Strecke im Formel-1-Kalender, doch das trifft nicht nur auf die Fahrer zu, sondern auch auf die Ingenieure. Der 3,340 Kilometer lange Kurs im Fürstentum an der Côte d'Azur erfordert ganz andere Voraussetzungen als jede andere Rennstrecke der Welt. Dem richtigen Setup kommt daher besondere Bedeutung zu.

Titel-Bild zur News: Alan Permane

Alan Permane sieht Monaco auch für die Ingenieure als große Herausforderung

"Monaco ist eine einzigartige Strecke", sagt Alan Permane, Renningenieur von Giancarlo Fisichella bei Renault, "einerseits wegen des verwinkelten Layouts, welches den Fokus auf Leistung im unteren Geschwindigkeitsbereich und auf mechanischen Grip legt, aber auch wegen der Beschaffenheit der Fahrbahn, die zu Beginn des Wochenendes immer extrem rutschig ist, mit vielen Bodenwellen und scharfen Wölbungen. Um damit zurechtzukommen, legen wir die Bodenhöhe um fünf bis sieben Millimeter höher als normal aus."#w1#

Weich eingestellte Federn für mehr Grip und Komfort

"Mechanisch stellen wir die Federn weich ein, um Grip zu maximieren, aber auch um den Bodenwellen und Wölbungen entgegenzuwirken. Die Räder müssen sich voneinander unabhängig drehen können, weil die Fahrbahn uneben ist. Zusätzlich wenden wir unser Augenmerk auf den Sturz der Vorder- und Hinterräder, der extrem eingestellt wird. Zu viel Sturz kann allerdings zu Instabilität beim Anbremsen der schnellen ersten Kurve oder in der Hafenschikane führen", so der Brite weiter.

"Die enge Haarnadel beim 'Grand Hotel' zwingt uns dazu, den Lenkeinschlag weiter zu öffnen als bei allen anderen Rennen. Wir verwenden in Monaco beispielsweise den doppelten Lenkeinschlag von Barcelona. In den langsamen Kurven spielen auch die Kontrollsysteme eine entscheidende Rolle, weil die Traktionskontrolle am Kurvenausgang den Schlupf regeln muss. Außerdem fahren wir andere Differenzialeinstellung, damit es die Fahrer am Gaspedal einfacher haben", erklärt Permane.

Abtriebstechnisch werden in Monaco die steilsten Flügel der ganzen Saison gefahren, "um die Bremsen und die Traktion zu unterstützen", so der Renault-Ingenieur. Und weiter: "Die verbesserte Stabilität durch maximalen Abtrieb wirkt sich definitiv positiv auf die Rundenzeit aus, wenn auch nur in geringem Maße auf die Aerodynamik. Allerdings werden wir vorne mit dem R25 nicht auf maximalen Abtrieb setzen, hinten hingegen schon."

Gummiabrieb nimmt im Verlauf des Wochenendes zu

Permane verwies außerdem auf die Tatsache, dass die Strecke im Verlauf des Wochenendes immer schneller und schneller wird, "ebenso wie die Fahrer. Die sehr weichen Reifen rubbeln ab und dadurch sammelt sich Gummi auf dem Asphalt an. Dadurch werden die schnellsten Zeiten oft erst im Rennen gefahren. Der Verschleiß wirkt sich in Monaco daher oft umgekehrt aus, nämlich so, dass die Autos manchmal eher schneller als langsamer werden."

"Der letztjährige Renault war das ganze Wochenende in Monaco sehr konkurrenzfähig, und der R25 repräsentiert einen weiteren Fortschritt in allen Bereichen. Außerdem ist er für die Fahrer einfacher zu fahren. Das könnte in Monaco zu einem Schlüsselfaktor werden. Giancarlo liebt diese Strecke. Gemeinsam mit einem neuen Aerodynamikpaket haben wir daher unsere Augen auf den Sieg gerichtet, um die WM-Position des Teams weiter zu verbessern", schließt er ab.