• 25.06.2018 14:35

  • von Christian Nimmervoll & Adam Cooper

Mistral-Schikane: FIA signalisiert Kompromissbereitschaft

Fahrer und Fans wünschen sich die alte Mistral-Gerade zurück, und dazu könnte es laut FIA-Rennleiter Charlie Whiting schon im Jahr 2019 kommen

(Motorsport-Total.com) - Der Circuit Paul Ricard war einst ein Klassiker im Formel-1-Kalender, und das nicht zuletzt wegen der 1,6 Kilometer langen Mistral-Gerade und der anschließenden Mutkurve Signes. Doch auf der Streckenvariante, die am vergangenen Wochenende beim Grand Prix von Frankreich gefahren wurde, sind Mistral und Signes durch eine Schikane mitten auf der Gerade entschärft.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Die Mistral-Schikane in Le Castellet könnte 2019 ausgelassen werden Zoom

Die Fahrer waren sich schon nach dem Freitagstraining einig, dass die klassische Variante ohne Schikane attraktiver wäre. "Es scheint sich die Ansicht zu verfestigen, dass wir die Schikane nicht gebraucht hätten", sagt FIA-Rennleiter Charlie Whiting, wundert sich aber über die Proteste der Fahrer: "Alle Teams und Fahrer haben das lange vorher gewusst. Sie haben auf dieser Streckenvariante getestet. Insofern hat es mich schon ein bisschen überrascht, dass das Thema am Freitag plötzlich aufkam."

Zumal die Entscheidung kein FIA-Alleingang war: "Die Strecke hat diese Variante vorgeschlagen, und wir sahen keinen Grund, es nicht so zu machen. Wir wollten zwei lange DRS-Zonen haben, und das hat auf der Gegengerade sehr gut funktioniert."

Das Argument der Schikanen-Gegner: Wenn die Schikane verschwindet, sind die Höchstgeschwindigkeiten vor Signes höher - und die Kurve wird wieder zu einer echten Mutpassage. Zudem fällt der Windschatten mächtiger aus. Das Pro-Argument ist die Sicherheit.

Darüber hinaus erhofft man sich durch die Schikane mehr Action. "Wir haben dort ein paar schöne Überholmanöver gesehen. Ich glaube, das wäre sonst nicht der Fall gewesen", sagt Whiting. Aber 'ORF'-Experte Alexander Wurz hält dagegen: "Wer das behauptet, hat keine Ahnung vom Rennfahren."

Zumal es, wenn es wirklich nur um mehr Überholmanöver gehen sollte, noch eine ganz andere Variante gäbe, die aktiviert werden könnte. Nämlich die Schikane verschwinden zu lassen, dafür aber nicht Signes zu fahren, sondern die Fahrer stattdessen am Ende der Mistral-Gerade in eine 90-Grad-Kurve zu schicken. Die vielen Optionen der Streckenführung des Circuit Paul Ricard lassen das ohne großen Aufwand zu.

Die FIA signalisiert jedenfalls Gesprächsbereitschaft, wenn es darum geht, die Schikane für 2019 zu eliminieren: "Wenn die Argumente dafür gewichtig sind, dann ja", erklärt Whiting. "Wir können ja mal die längste Variante der Gerade simulieren und schauen, ob die Auslaufzonen dafür ausreichend wären. Und ich würde mir gern die Meinungen der Fahrer nach dem Rennen anhören."

Das soll schon beim nächsten Fahrerbriefing am kommenden Freitag in Spielberg geschehen. "Letztendlich ist das eine Frage der Meinung, und ich habe kein Problem damit, die Sache mit allen Beteiligten zu diskutieren", signalisiert Whiting.