• 12.05.2012 20:19

  • von Dieter Rencken & Roman Wittemeier

Mercedes: Was ist am Sonntag drin?

Bei Mercedes ist man sich bezüglich der Chancen im Barcelona-Grand-Prix noch nicht sicher: Beide Piloten rücken nach Hamilton-Strafe einen Rang vor

(Motorsport-Total.com) - Nico Rosberg und Michael Schumacher rücken nach der Disqualifikation des ursprünglichen Polesetters Lewis Hamilton auf die Startplätze sechs und acht nach vorne. Doch so richtig freuen mag sich vor dem Grand Prix von Spanien darüber niemand. Der Nachteil: Beide Silberpfeil-Piloten müssen am Sonntag von der schmutzigen Seite der Rennbahn starten. Ob dies tatsächlich einen Unterschied ausmacht, wird man aber erst am Renntag sehen.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Michael Schumacher startet am Sonntag von Platz acht in das Rennen

"Es lief im Qualifying eigentlich alles normal. Es war eng. Das war nach dem dritten Freien Training zu erwarten", schildert Michael Schumacher, der sich in Q2 als Zehnter mit einem Vorsprung von 0,040 Sekunden auf Jenson Button in den letzten Qualifikationsabschnitt retten konnte. In Q3 verzichtete Schumacher auf eine gezeitete Runde. "Ich habe am Ende Reifen gespart, um für das Rennen besser dazustehen. Ich habe jetzt noch von beiden Mischungen frische Sätze für das Rennen."

"Ich habe keine frischen Option-Reifen mehr, aber ein paar Sätze von der härteren Mischung", sagt sein Teamkollege Rosberg, der es in Q3 wenigstens versuchte. "Es war schwierig, mit vielen Überraschungen. Ähnliches werden wir wohl auch morgen im Rennen sehen", so der China-Sieger. Man ist sich bezüglich des Rennspeeds noch nicht sicher. "Wir lernen weiter hinzu, von Rennen zu Rennen und bei unterschiedlichen Bedingungen. In diesem Prozess befinden wir uns immer noch."

Pastor Maldonado sicherte Williams nach der Hamilton-Strafe die Pole-Position - eine Sensation. Rosberg kann die Leistungsfähigkeit des Venezolaners im Rennen kaum einschätzen. "Ich bin nicht sicher, weil ich seinen Speed auf Longruns nicht kenne. Er ist auf jeden fall in der Lage, ein gutes Rennen zu zeigen. Ob es für die Top 3 reicht, wird man dann sehen. Ich bin sicher, dass wir auch morgen wieder viele Überholmanöver sehen werden. Es liegt an der Reifensituation und an verschiedenen Strategien."

"Ich bin enttäuscht", sagt Technikdirektor Bob Bell, der den erkrankten Mercedes-Teamchef Ross Brawn an der Boxenmauer in Barcelona vertritt. "Am Freitag hatten wir den Eindruck, wir könnten in die erste Reihe kommen. Es gab nun aber viele Überraschungen. Ich bin enttäuscht, aber nicht zu sehr. Der grundsätzliche Speed des Autos ist so wie erwartet. Schon bei den Wintertests zeichnete sich ab, dass wir hier nicht extrem gut aussehen werden. Seither gab es bei allen Teams aber reichlich neue Entwicklungen."


Fotos: Mercedes, Großer Preis von Spanien


"Der Speed auf eine schnelle Runde ist nicht sonderlich aussagekräftig. In diesem Jahr kommt es noch mehr auf die Konstanz im Rennen an. Wenn du die Reifen gut nutzen kannst und die richtigen strategischen Entscheidungen triffst, dann läuft es. Ich würde nicht sagen, dass wir grundsätzlich das beste Auto haben", so Bell, "aber wir haben eines, das es uns ermöglicht, weit nach vorne zu kommen und Rennen zu gewinnen. Das haben wir schon bewiesen. Es geht darum, einen guten Rennspeed zu generieren und die Basis gut zu nutzen."

Gerade beim Mugello-Test habe man diesbezüglich wichtige Fortschritte machen können. Es ging bei den Probefahrten in Italien nicht nur um Updates am Auto, sondern auch um das Verstehen der Reifen. "Wir haben dort viele Erfahrungen gesammelt, die uns dabei helfen werden, den passenden Mittelweg zwischen Qualifyingspeed und Longrun-Performance zu finden. Wir waren aufgrund unserer Erkenntnisse in der Lage, das Tempo auf Longruns zu verbessern, ohne dabei an Speed im Qualifying zu verlieren", sagt der Ingenieur.

"Wir sind nicht hierher gekommen in der Annahme, dass wir ganz vorne fahren könnten. Die Strecke liegt uns nicht ganz so gut. Uns passen die langsameren Kurven besser, wobei wir bezüglich schneller Ecken Fortschritte gemacht haben", sagt Bell. Die große Frage wird aber sein, wer bezüglich der Pneus im Rennen am besten dasteht. "Michael hat jetzt mehr Möglichkeiten. Alle Teams denken beim Absolvieren des Qualifyings schon darüber nach, wie sie für das Rennen die beste Ausgangsposition erreichen können. Da spielen die Reifen eine gewisse Rolle. Entsprechend geht man dann im Qualifying daran", sagt er.

"Die große Frage ist, ob die klimatischen Verhältnisse am Sonntag nicht all diese Pläne wieder über den Haufen werfen", meint Bell. Die Vorhersage deutet auf deutlich niedrigere Temperaturen am Renntag hin. "Das betrifft jeden. Man stimmt sein Auto auf Grundlage der jeweiligen Bedingungen ab und zielt dabei auf die maximale Punktausbeute am Sonntag ab. Wenn sich die Bedingungen auf der Strecke ändern, dann kann man in Probleme kommen, weil das Betriebsfenster der Pneus so verdammt eng ist."