• 06.07.2012 13:31

  • von Dominik Sharaf

Mercedes: Reifen schlagen Aerodynamik

Laut Ross Brawn hat es bei den Silberpfeile oberste Priorität, den Umgang des Autos mit den Pneus zu optimieren - Neue Ansätze bei der Entwicklungsarbeit?

(Motorsport-Total.com) - Während McLaren, Ferrari und Red Bull in den vergangenen Wochen mit mehr oder weniger großem Erfolg an Aerodynamik-Updates für ihre Autos gearbeitet haben, schlägt Mercedes einen anderen Weg ein. "Wir haben uns auf die Reifen konzentriert und alles, was damit zusammenhängt", erklärt Ross Brawn im Gespräch mit 'Autosport'. "Ohne Zweifel hilft purer Abtrieb durch die Aerodynamik, aber wegen der minimalen Unterschiede in den Rundenzeiten scheint es weniger wichtig zu sein als der Umgang mit den Pneus", so der Teamchef weiter.

Titel-Bild zur News: Ross Brawn (Mercedes-Teamchef)

Nächster Schachzug des "Superhirns"? Ross Brawn setzt voll auf die Reifen

"Wir haben also ziemlich viel an den Faktoren gearbeitet, die wir beeinflussen können", meint Brawn und betont, dass sich die Arbeit schon in Silverstone auszahlen könne: "Es könnte ein kniffliges Wochenende werden wegen des Wetters. Also ist es ein überlebenswichtiger Bestandteil, die Reifen bei kalten Bedingungen vernünftig zum Arbeiten zu bekommen." Ob die Verbesserungen am Mercedes auch im Regen zum Tragen kommen, dürfte eine komplexere Frage sein.

Die Entwicklung verliefe in der verrückten Saison 2012 ganz anders als noch in vergangenen Jahren, meint Brawn. "Vielleicht war es damals ein simples Rennen darum, mehr Abtrieb zu generieren, den Luftwiderstand zu verringern und effizienter zu fahren - so wurdest du immer schneller", erinnert sich der Brite. "Aber in diesem Jahr sind die Erträge nicht so vielversprechend, wenn du nicht die richtigen Veränderungen durchführst."

Als Präzedenzfall für den geringeren Stellenwert der Aerodynamik führt Brawn das Qualifying in Valencia an, in dem nur wenige Zehntelsekunde die Spitze vom hinteren Mittelfeld trennten. "Es ist doch mehr als unwahrscheinlich, dass alle Autos mit dem gleichen Abtrieb gefahren sind", bemerkt der Teamchef und schlussfolgert, das andere Parameter den Ausschlag geben würden. Bloß welche? "Vielleicht die Aufhängungsgeometrie", wirft Brawn ein.

Die technische Weiterentwicklung an den Autos wirkt ergebnisoffener denn je. "Die Entwicklungsarbeit wird kritisch und vielleicht in verschiedene Richtungen verlaufen", prognostiziert Brawn. "Es könnte auch sein, dass wir die Reifentemperatur in den Griff bekommen und plötzlich andere Faktoren ins Spiel kommen. Andere als die traditionellen, die wir aus den vergangenen Jahren kennen."