• 09.06.2013 23:56

  • von Dominik Sharaf

Mercedes: Optimales Resultat mit suboptimaler Strategie

Nico Rosberg hätte lieber nicht zweimal den supersoften Pneu verwendet - Aus einem für einen Podestplatz zu langsam Auto alles herausgeholt

(Motorsport-Total.com) - In Monaco noch umjubelter Rennsieger, zählte Nico Rosberg beim Kanada-Grand-Prix am Sonntag zu den Piloten der unauffälligen Sorte - wenn er nicht gerade überholt wurde. Der Wiesbadener macht die Strategie von Mercedes dafür verantwortlich, dass er von dem nach dem Start eroberten dritten Rang auf Platz fünf zurückgereicht wurde. Rosberg verwendete als einziger Toppilot nach dem Start ein weiteres Mal den supersoften Pneu, anstatt auf die Medium-Mischung zu wechseln.

Titel-Bild zur News: Nico Rosberg

Trugbild: Nico Rosberg war ohne gutes Tempo nicht lange vor den Red Bull Zoom

Er hadert bei 'RTL': "Ich denke, dass es im Nachhinein nicht das Richtige war." Schließlich musste er in der Folge einen zusätzlichen Boxenstopp einlegen, da er sich die für den als Schlussstint geplanten Abschnitt montierten Gummis platt bremste. "Mit den harten Reifen hat man Aufwärmprobleme, wenn man rausfährt. Es kann sein, dass Webber dann dadurch sowieso überholt", redet Rosberg die Tatsache, dass ihn der Australier im Red Bull noch passiert, klein. "Letztendlich war ich dann sowieso nicht schnell genug, um die Jungs vorne zu schlagen. Mein Resultat war also optimal."

Laut Rosberg war man bei Mercedes der Meinung, dass der rot markierte Reifen "über 27 Runden der schnellere" sei. Trotzdem meint der zweifache Grand-Prix-Sieger, dass sein Kanada-Rennen "insgesamt ein bisschen enttäuschend" verlaufen sei und spricht bei 'Sky' von Schadensbegrenzung. Ähnlich sieht das Toto Wolff: "Nico ist gewissermaßen unter die Räder gekommen. Wir haben gemerkt, dass der Reifen nicht so lange hält. Nochmals Supersoft aufzuziehen war dann sicher die falsche Richtung", räumt der Motorsport-Chef ein.

Vettel außer Reichweite

Wolff hatte zumindest geglaubt, mit Lewis Hamilton noch mehr herauszuholen als mit Rosberg. Der Brite war am Ende Dritter. "Ich hatte gehofft, wir könnten uns auf Platz zwei halten. Wir haben einen guten Job gemacht, aber der Verkehr hat uns nicht gerade geholfen", erinnert der Österreicher daran, dass sein Schützling streckenweise hinter Felipe Massa und Adrian Sutil hing. "Weil das DRS hier so wirkungsvoll ist", erklärt er, warum dem starken Zweikämpfer Hamilton die Hände gebunden gewesen seien. Gleiches gilt für das Duell um Rang zwei: "Schwierig wurde es, als Fernando (Alonso, Anm. d. Red.) am Heck von Lewis klebte, denn er war schneller heute."

Dass der Ex-Weltmeister nicht in die Rosberg-Falle mit den supersoften Reifen tappte, erklärt Wolff so: "Bei Lewis konnten wir noch gegensteuern. Er hatte das Glück des Tüchtigen, dass er seinen Stopp später gemacht hat." Offenbar wollte Mercedes also am zweiten Auto die gleiche Strategie anwenden. "Platz zwei wäre unser bestmögliches Ergebnis gewesen. Sebastian (Vettel, Anm. d. Red.) war jenseits von Gut und Böse mit seinem Tempo", meint Wolff. Rosbergs Ansprüche liegen da offenbar noch etwas höher, wie er erklärt.


Fotos: Mercedes, Großer Preis von Kanada


Reifenprobleme bleiben bestehen

Er begründet das mit den starken Qualifying-Fähigkeiten des Silberpfeils. "Auf eine Runde haben wir das schnellste Auto", erkennt Rosberg und will die Schwierigkeiten mit den Reifen noch nicht zu den Akten legen. "Lewis ist heute für uns die Messlatte gewesen - er war 15 Sekunden hinter Sebastian und ist nur Dritter geworden. Da müssen wir uns verbessern, wir haben immer noch Probleme." Ross Brawn stimmt bei 'Sky Sports F1' zu, wenn er an gummimordende Bahnen wie die in Silverstone denkt, wo in drei Wochen gefahren wird: "Das ist ein Kurs, auf dem sich mit den Pneus haushalten lässt. Das haben wir getan, uns sind Fortschritte gelungen."

Der Teamchef erkennt außerdem, dass sich das interne Kräfteverhältnisse leicht verschoben hat: "Nico konnte nicht das Tempo von Lewis gehen - wir sind nicht sicher, warum." Wolff glaubt, dass etwas Abwechslung im Teamduell der Mercedes-Sache nur förderlich sein kann: "Die beiden schenken sich einfach nichts. Sie motivieren sich gegenseitig und schaukeln sich zu Bestleistungen hoch, das ist für uns als Team extrem erfreulich."

"Die beiden schenken sich einfach nichts." Toto Wolff über das Stallduell bei Mercedes