McNish tippt: Button dank der neuen Regeln Favorit

Der dreimalige Le-Mans-Sieger und Ex-Formel-1-Pilot Allan McNish erklärt, warum er Jenson Button in diesem Jahr eine Menge zutraut und für wen es eng werden könnte

(Motorsport-Total.com) - Nach den ersten, längst nicht für alle Teams reibungslos verlaufenen, Testfahrten der 2014er-Boliden in Spanien geht es in dieser Woche zum zweiten Mal auf die Teststrecke. Ort des Geschehens ist nicht mehr der Circuito de Jerez, sondern der Bahrain International Circuit. Getestet wird von Mittwoch bis Samstag.

Titel-Bild zur News: Allan McNish

Formel 1 2014: Allan McNish sieht Button im Vor-, Fahrer wie Maldonado im Nachteil Zoom

Man darf gespannt sein, ob die Teams - allen voran jene mit Renault-Antriebsstrang im Heck - nun ernsthaft ins Testprogramm einsteigen können oder ob es erneut mehr technische Probleme als reibungslos verlaufende Runden zu vermelden gibt.

Die neuen Regeln verlangen sowohl von den Technikern als auch von den Fahrern neue Herangehensweisen. In puncto Aerodynamik lauten die Eckdaten weniger Abtrieb (durch das Verbot der Nutzung der Abgase für Aero-Zwecke), in puncto Motor lauten die Eckdaten mehr Drehmoment (durch den Wechsel von V8-Saug- auf V6-Turbo-Motoren) und in puncto Rennstrategie lauten die Eckdaten mehr Fokus auf den Benzinverbrauch (durch das Limit von 100 Kilogramm Sprit für die gesamte Renndistanz).

Button mit den besten Karten?

Die spannende Frage, die sich vor dem Saisonauftakt am 16. März in Melbourne alle stellen: Wem kommen die neuen Regeln am meisten entgegen? Allan McNish hegt einen Verdacht. "Ich glaube, das gesamte Szenario spielt McLaren-Pilot Jenson Button in die Hände", bemerkt der ehemalige Formel-1-Pilot, dreimalige Le-Mans-Sieger und amtierende Champion der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) in seiner Kolumne für den britischen TV-Sender 'BBC'

Jenson Button

McLaren-Pilot Jenson Button gilt als Meister des Haushaltens mit den Spritvorräten Zoom

Diejenigen Fahrer, die am besten mit den Spritvorräten haushalten können, werden laut McNish im Vorteil sein. "Button fährt von Natur aus so. Er geht seit jeher sehr behutsam mit dem Gaspedal um. Aus diesem Grund konnte er sich im Nassen oder bei schwierigen Bedingungen häufiger in Szene setzen als bei einer Vollgasrunde im Qualifying", analysiert der Schotte und schlussfolgert: "Weil Button so fährt, erwartete ich, dass er vor allem in den Rennen, bei denen der Spritverbrauch hoch ist, die besten Karten haben wird."

Im Gegensatz dazu sieht McNish auf andere Fahrer schwierige Zeiten und eine enorme Umstellung zukommen. "Ich glaube noch immer, dass Lewis Hamilton der schnellste Fahrer über eine Runde gesehen ist. Es wird spannend sein zu sehen, wie er mit den zusätzlichen Herausforderungen einer Spritsparformel zurechtkommen wird", so das Urteil des langjährigen Audi-LMP1-Werksfahrers über den Ex-Formel-1-Weltmeister in Diensten des Mercedes-Teams.

Maldonado im Hintertreffen?

Hamilton ist nicht der einzige, dem McNish eine gehörige Umstellung prophezeit: "Ich will ihn nicht schlechtreden, aber Pastor Maldonado ist ein Beispiel. Er ist am Gas recht aggressiv und spielt viel mehr als andere damit. Das ist Teil seines natürlichen Stils." Der Fahrstil des Lotus-Neuzugangs aus Venezuela zeichne sich durch wiederholte Gasstöße aus, mit denen er das Auto in die Kurven "hineinwirft".

Pastor Maldonado

Lotus-Neuzugang Pastor Maldonado gilt als einer der aggressivsten Fahrer im Feld Zoom

"Die Zuschauer finden das natürlich klasse und es ist auch schnell, doch unter den neuen Voraussetzungen bringt einen das nicht unbedingt weiter, denn der Spritverbrauch ist so deutlich höher", merkt McNish an und kommt zum Schluss: "Fahrer, die so fahren, werden ihren Stil an das neue Format anpassen müssen."

Der Schotte vergleicht die neuen Anforderungen an die Grand-Prix-Piloten mit seiner eigenen Vergangenheit in der WEC, in der er nach seinem im Dezember verkündeten Rücktritt nun nicht mehr an den Start geht: "Mein Teamkollege Tom Kristensen war beim Thema Spritsparen deutlich besser als ich. Ich würde sagen, im Bereich von einem Prozent. Genau wie Button im Vergleich zu den meisten anderen Formel-1-Fahrern ging er einfach ein bisschen geschmeidiger mit dem Auto um als ich."