• 30.08.2004 11:31

  • von Marco Helgert

McLaren wollte Coulthard stoppen

Nach seinem Unfall sollte der Schotte, der ein ganz besonderes Rennen erlebte, anhalten, um keine Trümmer zu verteilen

(Motorsport-Total.com) - Dass es David Coulthard überhaupt noch schaffte, zwei WM-Punkte zu erobern, ist eine der ungewöhnlichen Geschichten des Belgien-Grand-Prix' 2004. Der Schotte musste schon früh im Rennen einen Reifenschaden hinnehmen, fuhr jedoch beherzt weiter. Bis er in Runde 37 nach der 'Eau Rouge' in das Heck des Jaguars von Christian Klien knallte. Sein Frontflügel ging zu Bruch, Coulthard machte sich neuerlich auf den Weg zur Box.

Titel-Bild zur News: David Coulthard

David Coulthards McLaren: den Frontflügel huckepack

Doch das McLaren-Team erwog, ihn gar nicht zurückzuordern. "Das Team war besorgt, ob ich nicht Teile verlieren könnte, und bat mich, das Auto schnellstmöglich zu parken", so der Schotte gegenüber 'Autosport'. "Aber von da oben wollte ich nicht zurück zur Box laufen. Dort ist Wald, es gibt haarige Streckenposten und weiß Gott noch was ..." Die Teamführung machte sich Gedanken darüber, was passieren könnte, wenn der führende Räikkönen durch die Trümmerteile einen Reifenschaden erleiden würde.#w1#

Der Schotte fuhr im Schleichtempo um die Strecke "und dann kam das Safety-Car wegen meiner Trümmer heraus, das war perfekt", so Coulthard, der den Unfallhergang noch gut im Gedächtnis hatte. "Auf den ersten Blick sah es so aus, als würde er (Klien; d. Red.) einfach rüberziehen, aber in Wahrheit hatte er keinen linken Außenspiegel mehr. Er driftete aus der 'Eau Rouge' heraus und ich war schon im Windschatten. Sein Reifen berührte meinen Frontflügel. Der hob ab, rasierte meine Antenne weg und traf fast meinen Kopf. Dann trennte er die Kamera sauber ab und landete auf meinem Heckflügel."

Seine Mannschaft fertigte den 33-jährigen zügig ab, doch die Probleme waren noch lange nicht vorbei. "Leider waren die Seitenkästen voll Gras", so Coulthard. "Wenn man mit 300 km/h für 100 Meter auf dem Gras fährt, dann sammelt man mehr Gras auf als ein Rasenmäher. Als sie den Frontflügel an der Box vom Heckflügel entfernten, entdeckte ich einen großen Splitter, der vom Heckflügel abstand. Ich dachte: 'Oh, Mist!'. Bei solchen Dingen besteht immer die Gefahr, dass er kollabiert."

"Die Motortemperatur schoss auch noch oben", berichtete er weiter vom "Horror" der letzten Runden. "Immer wenn ich durch die 'Blanchimont' fuhr kam weißer Rauch ins Cockpit. Ich dachte zu diesem Zeitpunkt, dass entweder mein Motor hochgeht und Wasser auf meiner Hinterachse verteilt, oder dass der Heckflügel brechen wird. Ob ich da nun 300 oder 320 km/h fahre, ist egal, es würde weh tun, also habe ich einfach Gas gegeben, auch wenn ich früher schaltete, nachdem ich Panis überholte, um die Motortemperaturen untern zu halten."

Nach 44 Runden erreichte David Coulthard das Ziel. Nach zwei unfreiwilligen Boxenstopps, einem kränkelnden Motor und einem Schaden am Heckflügel wurde er mit zwei Punkten belohnt. Die Rennen in Spa-Francorchamps schreiben doch sehr oft die ungewöhnlichsten Renngeschichten.