McLaren: Warum läuft es im Rennen inzwischen besser als im Qualifying?

Vor allem Lando Norris überzeugte bei McLaren zuletzt mit einer starken Rennpace - Ist der MCL60 dafür im Qualifying etwas schwieriger zu fahren geworden?

(Motorsport-Total.com) - "Wir waren in der Lage, das zweitbeste Auto zu sein, möglicherweise gemeinsam mit Hamilton", resümiert McLaren-Teamchef Andrea Stella nach dem Großen Preis von Mexiko, den Lando Norris am vergangenen Sonntag auf Platz fünf beendete.

Titel-Bild zur News: Lando Norris beim Formel-1-Rennen in Mexiko 2023

Lando Norris arbeitete sich in Mexiko von P17 auf P5 nach vorne Zoom

Das sieht auf den ersten Blick nicht übermäßig spektakulär aus. Doch Norris war nur von Position 17 gestartet, machte im Verlauf des Rennens also zwölf Positionen gut. Laut Stella ein Beleg für die starke Rennpace, die der MCL60 inzwischen regelmäßig hat.

Allerdings wirft das Rennen in Mexiko auch Fragen auf. Die zum Beispiel, warum Norris zwei der vergangenen drei Qualifikationen in den Sand setzte? Bereits in Katar hatte er in Q3 keine gültige Rundenzeit setzen können, in Mexiko schied er nun sogar in Q1 aus.

Über die Entwicklung im Verlauf der Saison sagt Stella: "Interessanterweise scheinen wir mit dem neuen Auto in Bezug auf die Rennpace zugelegt zu haben. Und wenn überhaupt, dann ist die Situation im Qualifying ein wenig schwieriger geworden."

"Das ist ein Element, das wir ebenfalls verstehen müssen", betont er und ergänzt: "Es liegt also noch ein bisschen Arbeit vor uns, um zu verstehen, warum das Auto im Qualifying an Berechenbarkeit eingebüßt zu haben scheint, im Rennen aber konkurrenzfähiger aussieht."

Auf die Frage, ob das mit den Updates für den MCL60 zusammenhänge, antwortet er: "Es ist eine Arbeitshypothese, die wir rigoros untersuchen müssen. Man geht von einer Hypothese aus, aber dann muss man sie wissenschaftlich und mit Daten untermauern, damit man etwas dagegen tun kann."

Stella erkennt noch kein "klares Muster"

Denn auffällig ist, dass es zu Saisonbeginn noch genau andersherum war. Gleich beim Saisonauftakt in Bahrein startete Norris von Platz elf ins Rennen, wurde am Ende aber nur 17., während Teamkollege Oscar Piastri die Zielflagge bei seinem Debüt gar nicht sah.

In Barcelona qualifizierte sich Norris etwas später sensationell als Dritter, im Rennen punktete aber erneut keiner der beiden McLaren-Piloten. Inzwischen ist der MCL60 insgesamt besser geworden, doch das Verhältnis zwischen Qualifying- und Rennpace scheint sich etwas umgekehrt zu haben.

Das sorgte auch zuletzt in Mexiko wieder für etwas Verwirrung bei Stella. Der Teamchef gesteht: "Ich hätte nicht erwartet, [im Qualifying] eine halbe Sekunde Rückstand zu haben. Und ich habe nicht erwartet, dass wir [im Rennen] so konkurrenzfähig sein würden."


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Es gebe daher eine Menge zu analysieren, so Stella. Denn zwar könne man es sich leicht machen und einfach sagen, dass man im Rennen schneller als im Qualifying sei. Aber: "Für mich ist das kein klares Muster. Es ist ein Muster, das wir wie ein kleines Puzzle zusammensetzen müssen", betont er.

"Die andere Besonderheit hier in Mexiko ist, dass man bei niedrigen Geschwindigkeiten Fahrhöhen verwenden kann, die man normalerweise auf keiner anderen Rennstrecke nutzen kann", erklärt Stella. In Mexiko habe man die Boliden "sehr niedrig einstellen" können.

"Auf diese Weise mildern wir gewissermaßen einige unserer Empfindlichkeiten ab", erklärt er. Denn eigentlich sind die langsamen Kurven die große Schwäche des MCL60. Doch in Mexiko schien man im Qualifying nun eher Probleme mit den High-Speed-Kurven zu haben.

Mexiko: Hat McLaren falsche "Kompromisse" gewählt?

"Das Auto wurde bei hoher Geschwindigkeit nervös, Lando verlor das Auto bei hoher Geschwindigkeit [im Qualifying]. Wir müssen dieses Muster analysieren, denn es ist nicht einfach zu interpretieren", grübelt Stella und erklärt, man könne aktuell nicht alle Bereiche abdecken.

Wenn man, wie in Mexiko, etwas mehr Performance in mittelschnellen und langsamen Kurven finde, "dann haben wir bei hohen Geschwindigkeiten andere Probleme", verrät er und erklärt: "Je niedriger das Auto ist, desto steifer wird es, um bestimmte Fahrhöhen zu erreichen."

"Man muss also einen Kompromiss zwischen dem aerodynamischen und dem mechanischen Grip finden", sagt Stella und betont, McLaren habe in Mexiko letztendlich "eine Menge Kompromisse" eingehen müssen, und einige davon seien, zumindest im Qualifying, "suboptimal" gewesen.


Fotostrecke: Mexiko-Stadt: Die Fahrernoten der Redaktion

Er betont, dass man den neuen McLaren für 2024 in dieser Hinsicht etwas vielseitiger machen wolle. Doch wie sieht es kurzfristig aus? Im Hinblick auf das anstehende Rennen in Sao Paulo verrät er: "Vor diesem Tripleheader hätte ich gesagt, dass Brasilien schwierig ist."

"Aber nachdem ich gesehen habe, was wir in den Rennen in Austin und [Mexiko] leisten konnten, bin ich etwas optimistischer, dass wir dort um Podiumsplätze kämpfen können, wenn wir das Wochenende zusammenbringen", erklärt Stella.

Noch keine Prognose gibt er allerdings dazu ab, wie das Qualifying laufen wird ...

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