• 02.09.2012 18:31

  • von Dominik Sharaf

McLaren: Risikostrategie mit doppeltem Boden

Sam Michael erklärt, welche Überlegungen am Kommandostand angestellt wurden und warum McLaren die Form in Singapur bestätigen muss

(Motorsport-Total.com) - Jenson Button drehte am Sonntag in Spa-Francorchamps scheinbar völlig entspannt seine Runden an der Spitze, doch am McLaren-Kommandostand wurde mächtig gezittert. "Wir wussten nicht, ob die Ein-Stopp-Strategie aufgehen würde", erklärt Sam Michael bei 'Sky Sports F1'. Die "Chrompfeile" entschieden sich für eine Taktik mit Experimentalcharakter. "Es war der längste Stint, den wir mit dem Auto in dieser Saison überhaupt gefahren sind - über 170 Kilometer auf einem Reifensatz", meint der Sportdirektor.

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Jenson Button jubelte nach einem ungefährdeten Sieg in Spa Zoom

Michael, seit dem Jahr 1993 in der Formel 1 tätig, war sich über die Gefahren bewusst: "Da kann einiges schief gehen. Wir saßen da doch mächtig gespannt, trotz des Abstandes. Ich war ziemlich nervös, weil du mit kleinen Patzern fürchterliche Fehler begehen kannst", rekapituliert er. "Nur Jenson und Sebastian (Vettel, Anm. d. Red.) haben es geschafft, alle anderen haben die Box ein zweites Mal angesteuert." Dennoch schien sich McLaren seiner Sache sicher zu sein.

Alles lief wie am Schnürchen

"Wir haben den Zustand der Reifen nach dem ersten Stopp begutachtet und hatten den Luxus, weniger Druck zu haben", so Michael. Die Situation an der Spitze war tatsächlich komfortabel. So komfortabel, dass sogar im Notfall eine Reißleine zur Verfügung stand. "Wir hätten auch stoppen und direkt hinter ihm mit den viel besseren Reifen wieder auf die Strecke kommen können", erklärt Michael über den Kampf gegen Vettel. "Das war nicht nötig, weil alles lief wie am Schnürchen."

Und daran hatte Button einen gewichtigen Anteil, wie der Sportdirektor unterstreicht: "Jenson hatte einen fantastischen Start und ist schnell weggezogen. Beim Restart war es das Gleiche. Er hat wirklich nicht den kleinsten Fehler gemacht, ein perfektes Rennen", schwärmt er von seinem Fahrer - und auch von seiner Crew, deren rekordverdächtige Reifenwechsel Michael traditionell ein Anliegen sind: "Der Boxenstopp war mit 2,5 Sekunden exzellent. Das war das, was wir wollten."

Rückschlüsse erst in Singapur

Button schien in Belgien unschlagbar. Aber bleibt er auch in den verbleibenden acht Rennen der dominante Mann? "In Spa und Monza sind die Reifen anders, es wird mit anderem Abtrieb gefahren. Man muss Singapur und die Rennen in Asien abwarten, um zu sagen, ob McLaren stärker ist als alle anderen", bremst Michael auch mit Blick auf die WM: "Wir sind in der Meisterschaft noch immer ein gutes Stück zurück. McLaren braucht in den nächsten Rennen starke Resultate."

"Monza ist wieder eine ganz andere Sache, weil nochmals mit weniger Abtrieb gefahren. Das ist nicht der gleiche Kompromiss." Oder blieb das wahre Tempo bisher einfach nur verbogen, weil McLarens Pläne immer von unvorhersehbaren Einflüssen durchkreuzt wurden? "Es gab andere Dinge, die die Resultate beeinflusst haben", bestätigt Michael. "Wir waren dort konkurrenzfähig, wo man unsere Rennen als mager bezeichnet hat", weiß der Brite.


Fotos: Jenson Button, Großer Preis von Belgien


Folgen Sie uns!

Formel-1-Newsletter

Abonnieren Sie jetzt den kostenlosen täglichen und/oder wöchentlichen Formel-1-Newsletter von Motorsport-Total.com!