• 19.10.2008 07:56

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

McLaren-Mercedes: "Wir müssen nicht gewinnen"

Lewis Hamilton und Heikki Kovalainen werden sich im Rennen in Shanghai an Ferrari orientieren - Pleite aus dem Vorjahr ist abgehakt

(Motorsport-Total.com) - Im Vorjahr hat Lewis Hamilton seinen ersten Matchball auf den WM-Titel in der Boxeneinfahrt von Shanghai in den Sand gesetzt, doch das ist kein Thema mehr: "Das ist Schnee von gestern", erklärte McLaren-Mercedes-Teamchef Ron Dennis heute Morgen. "Es bringt nichts, Energie dafür aufzuwenden, an die Vergangenheit zu denken. Wir konzentrieren uns auf dieses Rennen."

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Diese Ansicht wollen die Silberpfeile heute der Konkurrenz zeigen...

Der Brite ist überaus zuversichtlich, dass sein Team den China-Grand-Prix besser meistern wird als 2007. Hamilton kann heute Weltmeister werden, wenn er sechs Punkte mehr holt als Felipe Massa - das wäre zum Beispiel ein dritter Platz bei gleichzeitiger Nullrunde des Ferrari-Piloten oder ein Sieg, wenn Massa bestenfalls Fünfter wird. Die Ausgangsposition ist gut: "Lewis' Runde im Qualifying war sensationell. Das wird auch das Rennen zeigen", so Dennis.#w1#

Sieg ist keine Pflicht

"Lewis darf nicht nur an den Sieg denken, sondern er muss vor allem daran denken, ins Ziel zu kommen." Ron Dennis

"Lewis darf nicht nur an den Sieg denken, sondern er muss vor allem daran denken, ins Ziel zu kommen", meinte er weiter. "Wir haben ein sehr konkurrenzfähiges Auto - wahrscheinlich so konkurrenzfähig wie noch nie auf dieser Strecke. Also müssen wir diese Konkurrenzfähigkeit nutzen und so weit vorne wie möglich ankommen. Wir müssen dieses Rennen nicht unbedingt gewinnen, sondern wir müssen uns an unserem Gegner orientieren. Das werden wir tun."

Spätestens gegen Halbzeit des Rennens werde man die Strategien der beiden Topteams kennen, analysierte Dennis, und dann sei es primäre Aufgabe, vor Massa ins Ziel zu kommen. Denn selbst wenn Hamilton seinen heutigen Matchball noch nicht verwerten sollte, kann er sich für das Saisonfinale am 2. November eine optimale Ausgangsposition verschaffen. Psychologisch wichtig wäre, einen Vorsprung nach São Paulo mitzunehmen.

Übrigens ist es nicht mehr möglich, nach dem heutigen Grand Prix den Motorenjoker zu ziehen und mit einem frischen Mercedes-V8-Aggregat nach São Paulo zu fliegen: "Das können wir nicht. Es gibt eine Regel, die besagt, dass man den Motorenjoker vor dem letzten Grand Prix nicht ziehen darf. Diese Regel soll verhindern, dass der Motor auf eine kürzere Distanz eine höhere Leistung bringen kann", erläuterte Dennis.

Kein Motorenjoker mehr

"Es erschien uns sinnvoller, einen zuverlässigen Motor im Auto zu haben, der schon 75 Kilometer zurückgelegt hat." Ron Dennis

Zwar habe es Überlegungen gegeben, den Motor nach dem letzten Freien Training am Samstagmorgen zu wechseln, doch diese Idee wurde verworfen: "Es erschien uns sinnvoller, einen zuverlässigen Motor im Auto zu haben, der schon 75 Kilometer zurückgelegt hat", teilte der McLaren-Mercedes-Teamchef mit. Ein komplett neuer Motor berge wegen der Möglichkeit eines Materialfehlers immer ein gewisses Risiko.

Eine entscheidende Rolle werden heute möglicherweise auch die beiden finnischen Teamkollegen der WM-Anwärter spielen. Heikki Kovalainen startet nur aus der dritten Reihe, doch Sorgen über seine Stärke machen sich die Silbernen nicht: "Er war in Fuji sehr gut in Form bis zum Motorschaden. Das war unser Fehler, nicht seiner. Hoffentlich wird er hier ähnlich stark sein", betonte Mercedes-Sportchef Norbert Haug.

Der fünfte Startplatz von Kovalainen sehe schlechter aus, als er in Wahrheit ist: "Er hatte 41 Tausendstel Rückstand auf Platz drei und drei Zehntel auf die erste Reihe. Im ersten Run war er fast Schnellster, während er im zweiten Run nicht das Maximum aus den Reifen herausholen konnte. Ich finde, er hat einen guten Job gemacht, auch wenn der fünfte Startplatz nicht so gut aussieht", unterstrich Haug abschließend.


Fotos: McLaren-Mercedes, Großer Preis von China