• 22.06.2015 09:04

  • von Dieter Rencken & Stefan Ziegler

McLaren-Honda schwenkt um und will mehr Zuverlässigkeit

Mehr Zuverlässigkeit statt schiere Leistung: McLaren-Honda will bei der Entwicklung in der Formel-1-Saison 2015 neue Wege gehen und die Trendwende schaffen

(Motorsport-Total.com) - Acht Ausfälle in acht Rennen und nur vier Punkte: Die bisherige Ausbeute von McLaren-Honda in der Formel-1-Saison 2015 ist dürftig. Und Besserung ist nicht in Sicht. Denn beim Großen Preis von Österreich in Spielberg musste die britisch-japanische Gemeinschaft erneut einen Doppelausfall hinnehmen. Und das, obwohl das Rennen vorab schon zur "Probefahrt" deklariert worden war.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso, Ron Dennis

Mienenspiel: Fernando Alonso und Ron Dennis beim Österreich-Grand-Prix Zoom

Aufgrund eines Erstrundenunfalls kam Fernando Alonso aber nur wenige Meter weit, sein McLaren-Teamkollege Jenson Button schied nach acht Runden ebenfalls aus. Ein weiterer Rückschlag für das Traditionsteam. "Wir müssen jetzt langsam mal Kilometer auf den Tacho bekommen", sagt Alonso. "Das mag sich nach acht Rennen etwas komisch anhören, aber das ist nun einmal die Realität. Wir stehen gewissermaßen am Ende der Wintertests."

Doch die Zuverlässigkeit hat McLaren-Honda weiterhin nicht im Griff. "Ich denke nicht, dass das besorgniserregend ist", meint Eric Boullier, Rennleiter des Teams. "Ich wiederhole mich da gern: Wenn du Mercedes schlagen willst, musst du besser sein als sie. Deshalb machen wir überall möglichst viel Druck, um sicherzustellen, dass wir unser Konzept zum Arbeiten bringen. Und in letzter Zeit erkennen wir sehr viel Potenzial in unserem Konzept. Da muss man aber auch extreme Wege einschlagen. Und jetzt ist die Zeit, um genau das zu tun."

Wann sich die Fortschritte zeigen? Ungewiss!

McLaren-Honda werde durch die Umstände zu einem solch riskanten Kurs gezwungen, sagt Boullier. Er erklärt: "Wenn du nicht fährst, hast du ein Defizit an Informationen. Das ist hausgemacht. Denn wir haben in diesem Jahr viel Streckenzeit verpasst, vor allem bei den Wintertests. Auch in den Rennen. Ich kann da keine Zahlen nennen, aber wir liegen einfach zurück", so der Franzose. "Wir haben das neue Aeropaket auch erst so spät eingeführt, weil es nicht sinnvoll gewesen wäre, schon eher damit auf die Strecke zu gehen."

Und bevor weitere Neuteile ausprobiert werden sollen, will McLaren-Honda lieber Grundlagenarbeit verrichten, meint Boullier. "Wir haben auch noch viel mehr in der Pipeline, was wir in den kommenden Rennen einsetzen können. Das wird passieren. Aber außerdem wenden wir uns vielleicht auch ab von der reinen Leistung und konzentrieren uns mehr auf die Zuverlässigkeit. Wir werden die Streckenzeit also eher dazu nutzen, an der Haltbarkeit zu arbeiten."


Fotostrecke: GP Österreich, Highlights 2015

Alonso verliert ob dieser Aussichten nicht den Mut, sondern gibt sich weiter kämpferisch: "Natürlich waren die Erwartungen an McLaren-Honda ganz andere und wir werden ihnen derzeit nicht gerecht. Aber wir bewegen uns in die richtige Richtung. Wir im Team wissen um die Fortschritte und sehen sie auch. Das ist von außen vielleicht nicht so einfach ersichtlich."

Zudem rechne er damit, dass McLaren-Honda eher kurz- als langfristig wieder auf die Siegerstraße zurückkehren werde. "Wir sind optimistisch, weil sich die Dinge rasch verändern können", meint Alonso. "Ob es zwei oder sechs oder acht weitere Rennen braucht, das wissen wir nicht. Mehr dürften es aber nicht werden. Dann sollten wir allmählich Freude am Fahren haben. Ich bin da ganz zuversichtlich."