• 16.03.2013 11:32

  • von Stefan Ziegler

Marussia: Die Neulinge atmen erleichtert durch...

Etwas viel Regen für den Geschmack der Formel-1-Neulinge Jules Bianchi und Max Chilton, doch mit ihrem Qualifying in Melbourne sind sie trotzdem zufrieden

(Motorsport-Total.com) - Stell Dir vor, Du bist Formel-1-Neueinsteiger und Dein erstes Qualifying fällt buchstäblich ins Wasser. Dann weißt Du, wie sich Jules Bianchi (19.) und Max Chilton (20.) gefühlt haben müssen, als sie beim Großen Preis von Australien erstmals in ihrer Karriere ein Formel-1-Zeittraining bestritten haben. Unter sehr schwierigen Bedingungen, denn aufgrund des heftigen Regens kam es immer wieder zu Verzögerungen.

Titel-Bild zur News: Jules Bianchi

Jules Bianchi im nassen Qualifying von Melbourne: Marussia schlug sich wacker Zoom

Als der Fahrbetrieb schließlich begann, mussten die Piloten zahlreiche große Pfützen umschiffen und ihre Autos vor allem auf der Strecke halten. Was nicht jedem Teilnehmer gelang. Bianchi und Chilton brachten ihre Fahrzeuge aber in einem Stück an die Box zurück und klassierten sich noch dazu vor der direkten Konkurrenz von Caterham. Wacklige Knie hatte das französisch-britische Duo trotzdem.

"Es waren sehr schwierige Bedingungen bei meinem Qualifikations-Debüt", meint Bianchi. "Vor allem, wo ich doch bei meinen begrenzten Wintertests mit dem Team nur sehr wenig im Nassen gefahren war. Und ich kann nicht verhehlen, dass es enttäuschend war. Zugleich war es etwas erschreckend." In 1:48.147 Minuten, rund fünf Sekunden hinter Spitze, war Bianchi aber bester Marussia-Fahrer.

Vor Caterham: Minimalziel erreicht

Und das recht deutlich: Seinem Teamkollegen Chilton brummte Bianchi bei gleicher Rundenzahl einen Rückstand von über sieben Zehnteln auf. Obwohl er eigentlich viel lieber im Trockenen gefahren wäre. "Die Freitagstests im Trockenen hatten sich nämlich vielversprechend gestaltet. Es wäre toll gewesen, ein besseres Gefühl dafür zu bekommen, wo wir mit unserer Leistung stehen", erklärt Bianchi.

"So mussten wir einfach das Beste daraus machen. Unterm Strich bin ich mit unserem Abschneiden und unserer Position zufrieden. Wir waren sicher nicht dazu in der Lage, unser komplettes Potenzial aufzuzeigen. Trotzdem sind wir im Vergleich zu unseren direkten Gegnern recht gut platziert", sagt der junge Franzose. "Wir liegen vor den Caterham-Autos und sind nahe an den Autos vor uns dran."

"Es ist ein aufregender Augenblick für mich. Und zwar egal, was das Wetter macht." Jules Bianchi

"Ich freue mich daher auf erneut trockene Bedingungen. Hoffentlich gibt es die schon am Sonntag, bei meinem ersten Formel-1-Rennen. Um ehrlich zu sein: Es ist ein aufregender Augenblick für mich. Und zwar egal, was das Wetter macht. Darauf habe ich nämlich schon so lange gewartet." Was Chilton sicher versteht. Dem jungen Briten gehen in Melbourne bestimmt ganz ähnliche Gedanken durch den Kopf.

Teamchef Booth lobt seine Piloten

"Wenn man die Umstände bedenkt, bin ich recht zufrieden mit dem Samstag", sagt der Marussia-Pilot und merkt an: "Ich hatte nun wirklich nicht erwartet, eine halbe Stunde lang in der Garage zu sitzen und zu beobachten, wie sich auf der Strecke ein Bach bildet. Und das in meiner ersten Formel-1-Qualifikation! So gesehen ermutigt mich unser Abschneiden." Auch wenn es unglücklich verlief.

Chilton brachte seine vermutlich beste Runde nämlich nicht über die Linie: "Als sich die Bedingungen am Ende von Q1 allmählich besserten, war mir klar, es würde auf die eine letzte Runde ankommen. Wir steigerten uns in jedem Sektor. Ich wusste: Es würde passen. Daher ist es etwas enttäuschend, dass meine letzte Runde von den gelben Flaggen beeinträchtigt wurde, die aufgrund des Caterhams gezeigt wurden."

"Jules und Max haben sich bewundernswert geschlagen." John Booth

"Ich denke nun aber schon an den Sonntag und kann es kaum erwarten. Egal, ob Regen oder Sonne", meint der Formel-1-Debütant und übergibt das Wort an Teamchef John Booth, der sich zufrieden zeigt mit dem Abschneiden seiner Piloten: "Unsere beiden Neulinge standen in dieser Qualifikations-Sitzung vor einer schwierigen Aufgabe. Wir haben aber absolutes Vertrauen in sie, und das hat sich heute bezahlt gemacht."

"Jules und Max haben sich bewundernswert geschlagen. Mit unseren Ergebnissen sind wir sehr zufrieden. Enttäuscht waren wir nur davon, dass es im Qualifying geregnet hat", erklärt Booth und merkt an: "Im Trockenen hatte das Auto am Freitag einen guten Eindruck gemacht. Wir hatten uns daher gewünscht, die Qualifikation als Barometer für unsere Leistung hernehmen zu können. So ist das aber im Rennsport."


Fotos: Marussia, Großer Preis von Australien


"Wir fühlen uns durch einen sehr positiven Start in dieses Wochenende ermutigt. Hoffentlich setzt sich das so fort", sagt der Marussia-Teamchef nach den Positionen 19 und 20. Und diese bedeuten, dass Bianchi und Chilton am Sonntagmorgen von Melbourne ausschlafen können, während alle anderen Fahrer ab Position 16 abwärts früh raus und den Rest der verschobenen Qualifikation nachholen müssen...