Marussia: Aufhängungsdefekt sorgt für Chilton-Unfall

Max Chilton fehlten bei der Premiere des neuen Marussia nicht nur mehr als fünf Sekunden auf die Spitze - Ein Materialdefekt sorgte für ein frühes Ende des Testtages

(Motorsport-Total.com) - Marussia erlebte nach der Präsentation des neuen MR02 einen unglücklichen Auftakt des Testwinters: Rookie Max Chilton drehte nur 29 Runden und landete mit einer persönlichen Bestzeit von 1:24,176 Minuten abgeschlagen auf dem letzten Platz. 5,3 Sekunden fehlten ihm auf die Bestmarke von McLaren-Pilot Jenson Button, auch der Vorletzte Giedo van der Garde im Caterham war um mehr als zwei Sekunden schneller.

Titel-Bild zur News: Max Chilton

Max Chilton erlebte im neuen Marussia-Boliden keinen Auftakt nach Maß Zoom

Dazu kam ein technisch bedingter Crash, als Chilton mit Vollgas auf die Dry-Sack-Kurve zufuhr. Ursache war ein Problem mit der rechten Hinterradaufhängung, die den Briten in einen Dreher zwang - danach war der Testtag für Marussia beendet. Es ist nicht auszuschließen, dass das Team auch am Mittwoch einen Teil des Testtages opfert, um sicherzustellen, dass ein ähnliches Problem nicht mehr auftritt.

"Ich stand zu diesem Zeitpunkt noch nicht auf der Bremse, gab immer noch Vollgas im siebten Gang, als irgendetwas nachgab", schildert Chilton die Schrecksekunde. "Das Team schaut sich jetzt an, was passiert ist. Bis dahin lief es gut, ich fuhr ein paar gute Runden, und das Auto zeigte eine gute Performance."

Aufhängungsdefekt: Marussia unter Druck

Was den Unfall angeht, übt er sich in Gelassenheit: "Ich denke, dass die ersten Testtage genau dafür da sind. Es ist nicht optimal, aber ich bin sicher, dass ich nicht der Erste bin, dem das passiert. Das war mein erster Run, wo ich Druck gemacht habe, es ging darum, das Auto am Limit zu testen, aber irgendetwas hat nicht ganz gepasst. Ich bin sicher, dass das Team das lösen wird, und wir in den kommenden Tagen wieder auf Kurs sein werden."


Fotos: Marussia, Testfahrten in Jerez


Sein Vertrauen beruht auch darauf, dass mit Pat Symonds einer der erfahrensten Formel-1-Technikchefs bei Marussia arbeitet. "Pat und das Team sind sehr erfahren", bestätigt er. "Ich muss da ihrem Urteil vertrauen. Da kann ich als Fahrer nicht mehr machen. Hoffentlich können wir das Problem lösen."

Auto in langsamen Kurven besser

Trotz des großen Rückstands zeigt er sich von seinem neuen Dienstwagen durchaus angetan: "Das Auto macht definitiv, was wir von ihm erwarten. Wir haben an den Problemen des Vorjahres gearbeitet, und bei den letzten drei Simulatorsitzungen haben wir uns durch die Änderungen beim 2013er-Auto verbessert. Wir haben ganz klar herausgefunden, dass wir in den langsameren Streckenpassagen besser als mit dem letztjährigen Auto sind."

"Das Auto macht definitiv, was wir von ihm erwarten." Max Chilton

Das deutet auf mehr Abtrieb hin. Chilton hat aber Schwierigkeiten bei der Einschätzung, die auf seine mangelnde Routine zurückzuzuführen sind: "Für mich ist es aber schwierig, weil ich keine Vergleichswerte habe und hier noch nie im Auto saß." Für den Briten stand am Dienstag im Vordergrund, sich an den neuen Boliden zu gewöhnen, zudem setzte das Team erstmals KERS ein und überprüfte alle Systeme, ehe man die neue Pneus von Pirelli ausprobierte.

Chilton sieht sich als Teamleader

"Bis zum Nachmittag hätten wir mit dem Verlauf der Dinge und mit dem Auto und Max nicht glücklicher sein können", spielt Teamchef John Booth auf den Zwischenfall an. "Für ihn war es ein großer Tag, und er zeigte eine typische Reife. Daraus und aus einem absolut problemlosen Morgen geht für mich hervor, dass wir jeden Grund haben, ermutigt zu sein."

"Ich bin gerne der erste im neuen Auto, denn alle hören dir genau zu." Max Chilton

Booth stellt klar, dass nun alles getan wird, damit die Radaufhängung bei den restlichen Tagen hält: "Wir werden die entsprechende Komponente jetzt genau untersuchen - dann werden wir sehen, mit welcher Lösung wir unser Programm wieder aufnehmen können."

Fix ist, dass dann wieder der ehemalige GP2-Pilot im Cockpit sitzen wird, schließlich ist Luis Razia als Teamkollege noch immer nicht bestätigt worden. In seiner aktuellen Rolle als Teamleader fühlt er sich aber nach eigenen Angaben wohl: "Ich bin gerne der erste im neuen Auto, denn alle hören dir genau zu. Sie nehmen dein Feedback positiv auf. Es ist schön, in dieser Rolle zu sein. Ich habe das GP2-Team in den vergangenen paar Jahren geführt, also bin ich daran gewöhnt. Aber die Spannung ist größer, wenn so viele Ingenieure zuhören. Es ist kein Kulturschock, sondern eine schöne Sache."