• 14.08.2013 17:43

  • von Dominik Sharaf

Mallya: "Nicht der Publicity wegen in der Formel 1"

Der Force-India-Besitzer sieht sich als Garant für den steilen Aufstieg und glaubt, die "Leidenschaft entflammt" zu haben - Werbeeffekt spielte angeblich keine Rolle

(Motorsport-Total.com) - Der größte Spirituosenkonzern der Welt mit über 114 Millionen verkauften Flaschen und Dosen pro Jahr, eine Airline mit 64 Flugzeugen sowie viele weitere Unternehmen: Vijay Mallyas Lebenswerk ist ein einzigartiges Firmenimperium. Der Inder ist Geschäftsmann durch und durch. Allerdings nicht, wenn er jedes zweite Wochenende am Kommandostand seines eigenen Rennstalls steht. "Ich bin nicht der Publicity wegen in die Formel 1 gekommen", stellt der 57-Jährige im Gespräch mit 'ESPN' klar.

Titel-Bild zur News: Vijay Mallya

Vijay Mallya ist Teambesitzer aus Leidenschaft, nicht aus Kalkül Zoom

Mallya betont, dass er Force India seit der Übernahme als Spyker im Jahr 2008 sukzessive nach vorne geführt habe. Das Ziel sei es nicht gewesen, für Produkte seines Konzerns United Breweries, deren Logos die Boliden zieren, zu werben. "Ich erfreue mich daran, wenn die Autos auf der Höhe sind und Punkte einfahren", so der Mann, der als Unternehmer auch mit Düngemitteln, Biotechnologie, Medikamenten und Immobilien sein Geld verdiente. "In der Truppe ist die Leidenschaft entflammt", sagt Mallya über den Aufstieg eines ehemaligen Hinterbänklers.

Gelebte Motorsport-Passion habe er damals vermisst, als in der Fabrik in Silverstone noch unter dem Logo der niederländischen Automanufaktur geschraubt wurde. "Als ich übernahm, gab es keine. Die Leute hatten sich daran gewöhnt, im ersten Qualifyingabschnitt auszuscheiden und es gab keinen Ehrgeiz", beschreibt der Multi-Milliardär, der für seinen exzentrischen Lebensstil bekannt ist, die Zustände im Formel-1-Team - ohne seinen Angestellten einen Vorwurf zu machen: "Das zweite Segment war nämlich einfach nicht möglich."

Ehrgeiz in gesunden Dosen

Im Moment ist Force India die fünfte Kraft in der Formel 1 und steht in der Konstrukteurswertung sogar vor McLaren. Die mittlerweile von Teamchef Rob Fernley geleitete Equipe schrammte mehrmals nur knapp am ersten Grand-Prix-Sieg vorbei. Mallya betont angesichts dieser Erfolge, dass sich die Zeiten dank seines Zutuns grundlegend geändert hätten und denkt an alte Zeiten zurück. die an Marussia oder HRT erinnern: "Solange man 17. oder 18. war, hatte man großartige Arbeit abgeliefert - solange jemand hinter einem und man selbst nicht das Schlusslicht war."


Fotos: Force India, Großer Preis von Ungarn


Sein Erfolgsrezept war mit gewaltigen Investitionen verbunden: "Ich habe für die richtigen Mittel gesorgt, die richtigen Leute geholt", sagt Mallya, der auch nach dem Verkauf von 42,5 Prozent der Teamanteile an die Sahara Group im Jahr 2011 weiter Geld in Force India buttert. Erst am Dienstag kündigte er den Bau eines neuen Windkanals an. "Wir waren nicht zu ehrgeizig. Wir haben die Ziele Jahr für Jahr realistisch gesteckt und exzellente Leistungen gezeigt. Das gefällt mir sehr. Ob damit Publicity verbunden ist, ist irrelevant für mich."

Schelte für indische Medien

Seine Zeit in der Formel 1 hat ihm nicht nur freudige Momente beschert. Für Negativereignisse macht er die Presse in seinem Heimatland verantwortlich, die allen voran nach Bekanntwerden der finanziellen Turbulenzen seiner Airline hart mit ihm ins Gericht gegangen war. Er lässt kein gutes Haar an den Journalisten: "Ich komme aus Indien und bin stolz darauf, aber ich bin nicht stolz auf die indischen Medien", schimpft Mallya und beklagt: "Sie sind sehr verantwortungslos, sensationslustig und es gibt keine Gesetze gegen Verleumdung."

"Jeder kann schreiben, was zur Hölle er will." Mallya über indische Medien

Eine Novelle hätte er auch selbst in der Hand, schließlich sitzt Mallya bereits in seiner zweiten Legislaturperiode im indischen Parlament. Ein Thema für die nächste Plenardebatte hätte der parteilose Abgeordnete bereits: "Niemand lässt sich verantwortlich machen. Jeder kann schreiben, was zur Hölle er auch immer will", ärgert sich Mallya. Mittlerweile hat er sich jedoch ein dickes Fell zugelegt und liest wohl nur noch die ausländische Presse: "Ich habe jahrelang einstecken müssen, jetzt kümmert es mich nicht mehr."