Lucchesi-Brief: Gremium wollte Mosley-Kompromiss
Das World Council für Motorisierung und Tourismus hat Max Mosley einen Kompromiss angeboten, den der FIA-Präsident jedoch ablehnt
(Motorsport-Total.com) - Wie 'Motorsport-Total.com' berichtet hat, fand am 23. April in Antwerpen eine Sitzung des FIA-World-Councils für Motorisierung und Tourismus (WMTC) statt, im Rahmen dessen auch der Fall Max Mosley angesprochen wurde. Nun bestätigt ein Brief von FIA-Vizepräsident Franco Lucchesi, der uns heute zugespielt wurde, die Spekulationen um ein Rücktrittsgesuch an Mosley.

© Motorsport-Total.com
Der Brief von Vizepräsident Franco Lucchesi liegt 'Motorsport-Total.com' vor
Lucchesi schreibt, dass der Fall Mosley in Antwerpen nicht auf der offiziellen Tagesordnung stand, aber auf Wunsch der Mitglieder nach der Sitzung angesprochen wurde. Weil Mosley nicht persönlich anwesend war, hielt es Lucchesi für unangebracht, eine offizielle Entscheidung zu treffen, allerdings wurden er und ÖAMTC-Chef Werner Kraus, Präsident der Region 1 der FIA, beauftragt, zu Mosley Kontakt aufzunehmen und einen Kompromiss zu suchen.#w1#
WMTC will Mosley nicht als FIA-Präsidenten
Spätestens seit dem Brief des japanischen Verbandspräsidenten Setsuo Tanaka, der uns ebenfalls vorliegt, ist klar, dass es im WMTC starke Bewegungen gibt, die sich wünschen, dass Mosley seines Amtes enthoben wird. Der umstrittene FIA-Präsident will jedoch unbedingt seine Amtszeit bis Oktober 2009 ableisten und damit in der Öffentlichkeit sein Gesicht wahren. Also überlegte man sich im WMTC, wie man die Sache alternativ regeln könnte.
Lucchesi schreibt in seinem auf 26. Mai datierten Brief an alle WMTC-Mitglieder: "Der Kompromiss hätte eine erneuerte und einstimmige Vertrauenserklärung für Präsident Mosley vorgesehen, gleichzeitig aber auch ein schriftliches Statement des Präsidenten selbst, in dem er seine Absicht kundtut, im November 2008 zurückzutreten. Der Präsident hätte nahezu alle öffentlichen Auftritte der FIA an seine beiden Stellvertreter übertragen."
Das WMTC wollte auf diese Weise jener Vertrauensabstimmung ausweichen, die nun am 3. Juni in Paris stattfinden wird und darüber entscheiden soll, ob Mosley im Amt bleiben darf oder nicht. Tanaka hatte diese Abstimmung nämlich im Vorfeld als gefährlich für das Image der FIA eingestuft: "Wenn Präsident Mosley nicht das Vertrauen ausgesprochen bekommt, wäre das für ihn eine Katastrophe, und wenn er das Vertrauen ausgesprochen bekommt, wäre es für die FIA eine Katastrophe."
Mosley entschlossen, weiter im Amt zu bleiben
Lucchesi weiter: "Werner Kraus und ich haben Präsident Mosley Anfang Mai in Monaco getroffen. Bei dieser Gelegenheit bekräftigte Präsident Mosley erneut seine Absicht, um eine Vertrauensabstimmung zu bitten (...). Wir konnten nichts anderes tun, als seine Entschlossenheit zur Kenntnis zu nehmen." Der Unterton im Schreiben des FIA-Vizepräsidenten lässt darauf schließen, dass man es viel lieber gesehen hätte, den Fall Mosley mit einem sauberen Kompromiss zu den Akten legen zu können.
Was bedeutet das nun konkret? Hätte sich Mosley auf den Deal eingelassen und seinen Rücktritt für November 2008 angekündigt, dann hätte er das WMTC auf seiner Seite gehabt. Aufgrund seiner ablehnenden Haltung darf man jedoch davon ausgehen, dass jene Mitglieder, die in Antwerpen ihre Besorgnis geäußert haben, bei der außerordentlichen Sitzung der FIA-Generalversammlung am 3. Juni gegen ihn stimmen werden.

